Beine hochlagern Ja oder nein?
Hallo,
ich bin seit ungefähr einem Jahr im Schulsanitätsdienst.
Letztens bin ich zu einer Patientin gekommen,die erbrochen hat,tachykrad war und starke Kopfschmerzen hatte.Ausserdem hatte sie einen ziemlich roten Kopf.
Der Rettungsdienst wurde schon verständigt und ein anderer Sanitäter hat sie schon behandelt,ich bin erst ziemlich spät dazugekommen.
Wir haben Puls und Blutdruck ,Temperatur gemessen und sie beruhigt.
Meine Frage:Hätte ich die Beine hochlagern sollen,bzw wäre das sinnvoll gewesen?
Sie war ja tachykrad .
Macht es Sinn bei übelkeit die Beine hochzulagern?
7 Antworten
Bei einem hochroten Kopf macht es keinen Sinn die Beine hoch zu lagern.
Da nimmt man besser den Oberkörper hoch.
Kommt darauf an, ob die Übelkeit vom Magen her kommt (was schlechtes gegessen...) oder vom Kreislauf.
Bei Kreislaufproblemen - Beine hoch!
Bei Übelkeit schadet es auch nicht, da diese Position den Magen-Darm Bereich entlastet.
Eine Tachykardie macht noch keinen Schock. Zusätzlich spricht ein "ziemlich roter Kopf" nicht für eine mangelhafte Hirn-Durchblutung.
Genau das aber soll eine Schocklagerung ausgleichen.
Ein Schock ist - egal welcher Genese - immer ein zu niedriger Blutdruck, der zu einer Minderversorgung wichtiger Organe führt.
Als erstes wird hierauf das Hirn reagieren und versuchen den Druck mittels Zentralisation wieder "nach oben" zu bekommen.
Bei den meisten Schockarten ist also eine Schocklagerung oder notfalls auch eine Autotransfusion durchaus sinnvoll.
Für den unerfahrenen Laienhelfer sind allerdings Kontraindikationen (kardiogener / spinaler / anaphylaktischer Schock nicht immer leicht erkennbar und daher wird die Schocklage nicht uneingeschränkt empfohlen.
Entscheidend bei deinem Pat. wäre also nicht die Tachykardie gewesen, sondern
a) der Blutdruck
b) die Befindlichkeit des Pat. (fühlt er sich in der SL besser?)
Tipp für die Praxis:
Die richtige Lagerungsart kann dir keiner besser vermitteln als der ansprechbare Patient!
Für so eine Entscheidung müsst du dir überlegen, was das Problem deiner Patientin ist. Du behandelst ja nicht das Symptom (die Tachykardie), sondern den ganzen Patienten.
So wie du es schilderst, würde ich eher von einem Kopf- als einem Kreislaufproblem ausgehen. Roter Kopf, rasende Kopfschmerzen, Erbrechen. Klingt von der Symptomatik etwas wie ein Sonnenstich vielleicht. Kann natürlich auch sonstwas sein. Jedenfalls ein Problem aus dem Kopfbereich. Die Tachykardie kann gern mal begleitend bei Erbrechen, Schmerzen und Unruhe auftreten. So lange der Blutdruck normal ist und kein Trauma vorliegt, ist ein beginnender Schock eher unwahrscheinlich (wenn auch bei jungen Menschen in einem Schockgeschehen der Blutdruck noch lange stabil bleiben kann!).
Also: Problem eher im Kopf, kein Anhalt für traumabedingter Schock: Beine nicht hoch. Eher den Oberkörper.
Wie gesagt, schau nicht zu sehr nach einzelnen Symptomen. Sammele immer alle Symptome, die ein Patient bietet, und pack sie zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammen. Dann behanselst du die gesamte Krankheit.
Wenn du schon Blutdruck gemessen hast, dann könntest du diesen auch zu Rate ziehen. Weil, wenn du etwas machst, ziehe auch die Konsequenzen daraus. Wenn du den Blutdruck nir misst, um ihn in ein Formular einzutragen, ist es verschwendete Zeit.
Beine hoch an sich bringt was. Laut aktueller Lehrmeinung aber weit weniger, als man denkt. Deshalb ist es auch für Ersthelfer komplett raus. Für Leute mit einer Ausbildung würde ich sagen, kommt drauf.
Wenn du dir leisten kannst, einen Helfer an den Beinen zu binden, mach es. Ich persönlich denke aber, der Helfer könnte auch andere Dinge machen. Es gäbe sicher noch was sinnvolles für ihn zu tun. Rein von der Systematik (ABCDE) steht das C für Kreislauf hinter A für Atemwege. Erbrechen KANN die Atemwege verlegen, hat also Priorität.
Grundsätzlich kann man aber davon ausgehen, dass in der Schule die Kids ja gesund sind. Also kann man hier (natürlich unter Vorbehalt, ich war ja nicht dabei) aich davon ausgehen, die Pat. hatte eine Kreislaufschwäche wegen einer Magen-Darm-Grippe. Als grundsätzlich Gesunder verkraftet man das. Egal ob mit Beine hoch oder ohne.