Er hat mir im Streit grob ins Gesicht gefasst, was tun?
Ich bin noch immer sehr von den Socken.. Mein Freund und ich kennen uns nun ein Jahr und wohnen zusammen. Er ist ein sehr Liebebedürftiger, herzlicher und zärtlicher Mann. Durch seine Selbstständigkeit stehen wir uns unter der Woche kaum, so scheint auf gemeinsame freie Tage große Erwartungshaltung zu lasten. Er ist zunehmend gestresst und gereizt, im anderen Moment wie ausgewechselt, sehr zärtlich und kuschelt viel mit mir. Kommt es zu einer Auseinandersetzung meinerseits, weil er wieder verbal sehr gereizt in aggressiv wirkt, verhindert er mit allen Mitteln, dass ich es in Ruhe mit ihm klären kann. Es macht ihn noch wütender, er wird sehr laut und bezeichnet es als "Kindergarten" oder "Psychogelaber" von mir. Zudem werde ich immer skeptischer, da sein Bruder momentan in der forensischen Psychiatrie ist, wegen bekannter Schizophrenie. (Ich weiß, es ist nicht vererbbar, aber vllt ist er genetisch begünstigt, wobei aktuelle Stressoren mitspielen?!)
Ich möchte zum Punkt kommen: Ich wollte gestern Abend auf der Couch klären, dass ich es nicht okay fand, wie er mich wegdrückte, während ich ihn küssen wollte. Er war währenddessen mit seinen emails beschäftigt.. Er sagte dass ich ihn mit diesem kindischen Gelaber in Ruhe lassen soll und dass ich ruhig wieder einen Streit anzetteln soll, wenn ich das für richtig halte. (Er hatte an diesem Tag frei und muss die kommenden drei Tage weg)
Er nahm die Fernbedienung und machte den Fernseher lauter. Ich fand das respektlos, nahm ihm die Fernbedienung weg und machte den Fernseher aus. In diesem Moment gingen scheinbar in ihm alle Lichter aus... Er entriss mir mit Gewalt die Fernbedienung und ergriff fest mein Kinn und schüttelte so kurz meinen Kopf. Es tat mir weh und ich schaute ihn ängstlich, erschrocken und mit Tränen in den Augen an. Währenddessen schaute er sehr hasserfüllt, beim Loslassen sehr verstört, als hätte er sich selbst erschrocken, das gerade getan zu haben. "Du kannst nicht immer alles bestimmen", brachte er nur noch heraus. Ich sprang von der Couch auf, ich war schockiert und fing vor Schreck an zu weinen, ich hatte lauter rote Flecken im Gesicht und Dekoleteé. "Wolltest du mir jetzt vllt noch eine knallen?", fragte ich beim Rausgehen, worauf er nur erwiderte, dass ich ihn zuerst angefasst hätte.
Das war mir zu viel, ich ging ich ins Bett und versuchte schnellstmöglich zu schlafen um es erst mal sacken zu lassen.
Kaum eingeschlafen kam er ins Schlafzimmer, machte licht an, Fernseher an und stellte ein Bügelbrett auf. Das hat er noch nie gemacht! Ich setzte mich auf und fragte, was das jetzt soll ich hätte geschlafen und ob er das nun aus Frust mit Absicht machen würde. "Jetzt schläfst du eben nicht mehr", er müsse jetzt seine Tasche packen.
Nach erneuter Diskussion ging er ins Wohnzimmer.
Heut morgen tat er wieder, als wäre nichts gewesen. Bevor sein Taxi kam, knutschte er mich ununterbrochen ab und hielt mich kuschelnd fest im Arm.
Was soll ich tun??
9 Antworten
Okay, ich persönlich krieg selber Angst wenn ich mir das so durchlese... Ich denke nicht, dass es schizophrenie ist, aber trotzdem solltest du ihn mal zum Arzt bringen. Aber sag ihm erst es ist ein Arzt wenn ihr da seid, ich berzweifle er wird es mögen wenn du ihm sagst "Hey, ich möchte dich mal testen lassen."
Vielleicht hilft auch sich mal für kurze oder längere Zeit aus dem Weg zu gehen
Lg, Sophia
du hättest ihn halt in ruhe lassen sollen, wenn er arbeiten muss. ich hätte da ähnlich reagiert. und keine angst, der beruhigt scich schon wider, bis er zurück ist :)
Tut mir Leid, aber ich muss mir gerade gewaltig an den Kopf fassen und den Kopf schütteln...
Die Dame schildert hier einen Vorfall von häuslicher Gewalt( Die Geschichte mit dem Kinn) so wie auch leichter Psycho Terror ( Bügelt und schaut fern im Schlafzimmer, in dem die Frau liegt und schon am schlafen ist) und ihr wird indirekt die Schuld dafür gegeben bzw. der Mann wird in Schutz genommen..
Ob nun Existenzängste, Stress oder auch Zeit druck, sind keine endschuldigung für so ein verhalten.. Tut mir Leid, das ist meine Ansicht!!!! Man muss so einen ausraster auch nicht entschuldigen bzw. schön reden....
Hätte der Typ mich angefasst, dem hät ich eine geknallt und vor die Tür gesetzt... Klingt hart, aber das geht gar nicht...
Was du tun kannst? Such ein Gespräch und das schon Gestern, ob nun stress in der Firma ist oder nicht, dass muss geklärt werden und kann nicht einfach so in vergessenheit geraten werden. Sollte es Stur bzw dir ausweichen wollen bzw. sollte er wieder handgreiflich werden, solltest du dir ernsthaft an den Kopf fassen und dich fragen ob das weiterhin ein Sinn hat. Lass ihn Lieb und Nett sein, aber frag dich einfach mal, was wäre wenn.. Passiert es weider, wenn ja, wie handelst du, kannst du damit leben?? Also ich könnte es nicht, auch wenn ich ihn lieben würde... Aber bei Gewalt, hört es bei mir punktuell auf!!!!!
- lg
Emilia, ja sry... Aber das geht gar nicht.. Keine Ahnung, was das für Komiker sind...
Hör auf das was dir dein Herz und Kopf dir sagen, meist sinnvoller, als der meiste Schrott an kommentaren!
- lg
Ihr habt eine Wochenendbeziehung geführt. Du kanntest bisher nur die rosarote Seite. Nach einem Jahr kommt auf einmal das pralle Leben. Die Selbständigkeit und der damit verbundene 24stündige Arbeitseinsatz ist schon ein enormer Streßfaktor. Dann die geistige Krankheit des Bruders... Wer kümmert sich? Ich nehme an, die Eltern sind auch nicht mehr die jüngsten. Von wem wird erwartet, dass er sich kümmert? Doch wohl von Deinem Freund. Mit welcher Qualifikation geht er das Problem an? Wahrscheinlich mit keiner. Er wußte wahrscheinlich bis vor Kurzem noch nicht mal genau, was diese Krankheit überhaupt ist. Wahrscheinlich versteht er die Welt nicht mehr. Was ist mit seinem Bruder geschehen? Was hat er falsch gemacht? Was muß er jetzt richtig machen? Wer hilft ihm bei dieser Verantwortung? Woher kommt die Krankheit? Was ist das, was man sonst nur aus Psycho-Thrillern kennt? Wieso er, wieso seine Familie? Sein Bruder ist nicht nur in der Psychiatrischen Klinik, nein, in der FORENSIK! Was ist da passiert? Was hat er getan? Da muß doch was schlimmes passiert sein. Warum sagst Du da nichts drüber? Welches Ereignis hat diese Familie, Deinen Freund, Dich, Eure Beziehung so schwer erschüttert? Warum ist er nicht mehr der, den Du kanntest?Er sitzt da während Eurer gemeinsamen kurzen Zeit und liest seine emails. Warum sind die wichtiger, als Du? Sind sie von Kunden, von Ärzten, von Eltern, von Anwälten, von der Staatsanwaltschaft? Weißt Du, womit er sich da beschäftigt hat? Hast Du ihn gefragt? Nun stell Dir mal vor, er kommt von einem Arbeitstag nach Hause, kein "normaler" Arbeitstag in einer festen Anstellung, wo man hingeht, seine Arbeitskraft einsetzt, irgendwann Feierabend hat, nach Hause kann, müde ist, sich Entspannung verschafft und am nächsten ersten ist das Geld auf dem Konto. Sondern ein Tag, an dem man mit aller Mühe seine privaten Sorgen, Ängste und Probleme verdrängen muß, um funktionieren und Verantwortung übernehmen zu können. Und dann, wenn man zu Hause ist, dann warten die "echten" Probleme auf einen. Der Schmerz, das Leid, der Kummer. Man darf sich nicht hängen lassen, man muß am Ball bleiben, sich informieren, sich kümmern, damit alles wieder gut wird. Alle Augen schauen auf einen. "Du kriegst das doch hin? Wir können uns doch auf Dich verlassen? Enttäusch uns bitte nicht, weil wir brauchen einen Helden, der die Familie wieder zusammen flickt." Dann kommst Du und möchtest Dir einen Kuß stehlen. Auch noch Aufmerksamkeit und Ansprüche geltend machen. Aber er muß dieses gewaltige Problem gerade bearbeiten. Er setzt Prioritäten. Unbewußt. Stößt Dich weg. Du hakst nach, er kann nicht mehr geben. Es sind zu viele Baustellen für einen Menschen. Inwieweit bist Du in das familiäre Problem verwickelt? Wo könntest Du einen Beitrag leisten und entlasten? Könntest Du den Bruder besuchen, Wäsche bringen, mitnehmen, waschen oder was auch immer? Du sagst, ihr wart bisher glücklich und verliebt. Hast Du Dich so sehr getäuscht in dieser Person? Glaubst Du, er hat Dir nur was vorgespielt? Nein, Du sagst, er ist plötzlich anders. Also weshalb mag das so sein? Ich kenne die Situation mit einem an Schizophrenie erkrankten Familienmitglied sehr genau. Ich weiß, wie es ist, wenn unerwartet alles zusammen bricht. Aber ich war nicht agressiv, ich bin kein Mann, ich war depressiv und mir ist irgendwann jeglicher Lebenswille abhanden gekommen. Mein Freund kannte mich bis dahin auch nur als die Positive, Lebenslustige, die ihm sehr viel Zuwendung und Aufmerksamkeit schenklte. Dann war ich plötzlich die, der alles egal war, nichts mehr bedeutete, die nur noch litt und keinen Lebensmut mehr hatte. Dein Freund ist ein Mann. Die reagieren auf Streß nicht mit Angst oder Traurigkeit, sondern mit Aggression. Das darf nie und nimmer aktiv ausarten! Du mußt Dich jetzt fragen, wie schwerwiegend dieser Übergriff war. Ob Du das Verzeihen kannst und wie der Weg weiter gehen kann. Ob Du die Kraft hast, soviel zu geben, einen anderen in seiner Krise zu tragen. Ob Du selbst genügend zurück bekommst. Ob Du das Vertrauen noch in ihn hast, gemeinsam Aufgaben zu verteilen und Regeln im Umgang miteinander zu erstellen. Ich glaube nicht, dass er ein schlechter Mensch ist und die ganze Zeit sein "zweites Gesicht" vor Dir verborgen hat. Ich glaube auch nicht, dass er selbst an Schizophrenie leidet. Ob Du genug Gelassenheit und Kraft hast, das die nächsten Jahre mit ihm durchzustehen und Dich selbst in den Hintergrund zu stellen ohne selbst Schiffbruch zu erleiden, das mußt Du selbst herausfinden. Ich wünsch Dir alle Kraft der Welt!
Er steht unter hohem Druck. Alle Familienmitglieder leiden mit und sind seelisch im Ausnahmezustand, wenn ein so nah verwandter an Schizophrenie erkrankt. Das ist nicht mal so eben "Streß", sondern eine tiefe Lebenskrise. Bei allem Respekt, Du solltest Deine Aufmerksamkeit weniger auf Dich und Deine Bedürfnisse konzentrieren und etwas Feingefühl für seinen Schmerz und seine Trauer entwickeln. Ein Geschwister, in seinem Fall der Bruder, ist der Mensch, mit dem man die längste Zeit des Lebens verbringt, mit dem man die Wurzeln teilt. Du solltest Deinen Freund nicht so bedrängen und in die Ecke treiben, wenn für ihn gerade sowieso schon alles unerträglich ist. Du zwingst ihn, sich mit Dir zu beschäftigen, auf Deine Gefühle zu achten. Achtest Du auf seine? Nimmst Du Rücksicht, wenn er ausgebrannt und fertig ist? Natürlich darf niemand handgreiflich werden gegenüber wem auch immer, es darf aber auch niemand jemanden zwingen sich in eine Auseinandersetzung zu begeben, wenn dieser signalisiert, dass er nicht mehr kann, keine Kraft und kein Gefühl und keine Nerven mehr dafür hat. Sei mir bitte nicht böse, ich versuche nur Dir näher zu bringen, wie es ihm möglicherweise geht. Er hat große Sorgen um jemanden anderes. Und das bist nicht Du. Gib ihm Kraft, halt, Zuversicht, Unterstützung und vorallem Ruhe. Ich wünsch Euch alles Gute.
Wie du schon erkannst hast könnte auf eurer gemeinsamen Zeit eine große Erwartungshaltung lasten, was zur Folge hat das es eher Stress anstatt Erholung und Geborgenheit ist (was es ja eigentlich sein sollte)
Das bei euren Auseinandersetzungen auch einiges schief geht scheint ebenfalls der Fall zu sein; was genau da problematisch ist kann man aus der Ferne natürlich schlecht sagen. Generell gilt aber, das man erst dann das Gespräch suchen sollte wenn beide Parteien etwas runter gekommen sind. Wenn beide auf 180 sind ist ein Gespräch kaum machbar.
Natürlich sollten beide Parteien in der Lage sein ihre Position zu erklären und von demher ist es natürlich schon nicht gut, wenn er dich da einfach ignoriert. Umgekhert solltest du natürlich überlegen ob du vllt nicht zu vorwurfsvoll bist. Generell bedeutet den anderen zu verstehen auch eigene Schwächen zu erkennen und das ist etwas, das man nur dann machen kann wenn man sich sicher und geborgen fühlt.
Dein Freund scheint ja momentan viel Stress zu haben und die Krankheitsgeschichte seines Bruderst kann da sicherlich auch ins Gewicht fallen. Das ist natürlich auch etwas, das eure Beziehung erschwert. Hier sollte man sich überlegen wie man den Stresspegel gering halten kann und auch mit Stress umgeken kann. Wie man das konkret angeht ist wiederrum etwas, das man aus der Ferne nicht beurteilen kann.
"dass ich es nicht okay fand, wie er mich wegdrückte, während ich ihn küssen wollte. Er war währenddessen mit seinen emails beschäftigt."
ich kann dich verstehen: du fühlst dich da natürlich gekränkt, das er deine Gefühle nicht erwiedert und stattdessen mit seinen E-Mails beschäftigt ist. Warum das so war kann natürlich niemand sagen, möglich wäre auch wieder, das er einfach unter Stress gestanden hat und für solche Zärtlichkeiten braucht man oft (also wenn man das wirklich auf der Gefühlsbene macht) Ruhe und eben eine gewisse Stimmung dafür, gerade wenn man das nicht nur als "mal schnell nebenbei" sondern als etwas wichtiges empfindet.
"Währenddessen schaute er sehr hasserfüllt, beim Loslassen sehr verstört, als hätte er sich selbst erschrocken, das gerade getan zu haben."
Wenn er ansonsten ganz anders ist, scheint das durchaus der Fall gewesen zu sein, das er sich da erschrocke hat. Für so eine Handlung gibt es aber keine Entschuldigung und er muss unbedingt schauen, das er mit seinen Gefühlen vernünftig umgeht. Diese Gefühle aufstauen zu lassen und dann wie ein Vulkan ausbrechen zu lassen führt genau dazu, das er sich und anderen Menschen damit Schaden zufügt.
Was du tun kannst ist nochmal klar und deutlch mit ihm zu reden das sich da etwas ändern muss (wenn du die Beziehung noch aufrecht erhalten willst, was du selber entscheiden musst); wenn er nicht in der Lage ist mit dem Stress umzugehen (bzw diesen nach Möglichkeit zu reduzieren) und mit seinen Gefühlen wäre eine Beratungsstelle oder eine Psychotherapeut sicher sehr empfehlenswert. Ebenfalls heißt Beziehung auch Arbeit, d.h. es wird ohne gemeinsame Gespräche und Feedback nicht funktionieren - das muss sein. Empfehlenswert sind hier feste Zeiten und Rituale bzgl der Gesprächsform.
.. Das scheint mir eine sehr hilfreiche Antwort zu sein, jedoch plagt mich die Frage, wann ich das ansprechen soll. Heut hat er sich noch nicht bei mir gemeldet - ich auch nicht. Per handy ist es schwierig. Aber bis Sonntag zu warten, veranlasst ihn evtl es "zu vergessen". Dann heißt es wieder, ich würde den Streit erneut entfachen.
Da solltest du den richtigen Zeitpunkt finden; da hinterher zu telefonieren und das auf die schnelle klären zu wollen halte ich für wenig erfolgsversprechend.
Vielmehr solltest du in einem ruhigen Augenblick das Gespräch suchen.
Und die Problematik ist ja nach wie vor akut - es geht ja generell um seinen Stresspegel und darum wie eure Beziehung weiterverlaufen soll; es geht ja nicht nur um die eine Handlung (die ja auch nicht plötzlich stattfindet sondern eben auch Ausdruck der Gesamtsituation ist). Wenn er da nicht bereit ist an sich und an der Beziehung zu arbeiten (letzteres gehört immer zu einer Beziehung dazu), dann ist es natürlich schwierig die Beziehung längerfristig aufrecht zu erhalten, denn wenn sich Probleme anhäufen und diese ignoriert werden ist das kaum ein harmonisches Miteinander.
...tatsächlich fand ich auch die ersten beiden Antworten verwirrend.