Ist Ersticken die am wenigsten schlimmste Art zu sterben?

5 Antworten

Das Gehirn bekommt gar keine Luft. Es bekommt Sauerstoff, der in der Lunge von der Luft ins Blut übertritt. Das Blut wird dann durch den Körper gepumpt und versorgt alles mit Sauerstoff... und transportiert das CO2 weg. Interessant: Beim gesunden Menschen wird der Atemreflex dadurch ausgelöst, dass der CO2-Gehalt im Blut ansteigt... nicht durch dessen sinkenden Sauerstoffgehalt.

Dazu ist dir vielleicht bekannt, dass Kühlung eine Verlangsamung chemischer Prozesse bewirkt. 10 Grad kälter, und alles läuft nur noch halb so schnell. Und da alles Leben, aber auch die Sterbeprozesse, auf (bio-)chemischen Prozessen beruhren, geht eben auch der Tod bei Kälte langsamer.

Das Gehirn reagiert tatsächlich sehr empfindlich auf Sauerstoffmangel - nicht nach wenigen Sekunden, aber wenn die Gehirnzellen bis zum Schluss voll mit Sauerstoff versorgt wurden, stellen sie nach ca. 1min Sauerstoffentzug den Dienst ein (->Verlust des Bewusstseins) und beginnen etwa eine Minute später, abzusterben.

Für die Überlebenswahrscheinlichkeit beim Herzstillstand ist gar nicht mal das Überleben des Herzens kritisch, denn die Herzmuskelzellen sterben erst später ab... nur ists mitm Überleben halt blöd, wenn das Gehirn schon so weit geschädigt ist, dass es nichtmal mehr die Atemmuskulatur ansteuert. Also ist es viel entscheidender, wie viel vom Gehirn gerettet wird. Die Laienhafte Herz-Lungen-Wiederbelebung (nur drücken und pusten) dient meiste hauptsächlich dem Zweck, das Gehirn über die Zeit zu retten.

Nun tritt normalerweise nicht plötzlich ein vollständiger Sauerstoffmangel ein. Bei einem Ertrinkungsfall wird in den seltensten Fällen die Lunge mit Wasser geflutet, vielmehr macht der Kehldeckel zu und lässt nichts mehr in die Luftröhre. Es ist also noch Luft in der Lunge, wo ein Rest an Sauerstoff vorhanden ist. Das ist auch der Grund, weshalb du die Luft 1min anhalten kannst, ohne das Bewusstsein zu verlieren.

Ertrinkt der Betroffene nun in sehr kaltem Wasser, sodass die Körpertempertur sehr schnell sehr stark absinkt, geht alles im Körper langsamer vonstatten - der Verbrauch des restlichen Sauerstoffes, aber auch der Zelltod beim Sauerstoffmangel. Die Gehirnzellen sterben sehr viel langsamer ab, und wenn dann nach 30min die Wiederbelebung gestartet wird und die Hirnzellen wieder Sauerstoff bekommen, kann der Schaden so "gering" sein, wie beim normalen Herzstillstand nach 4 oder 5min.

Dazu muss man noch sehen: Was versteht man unter "überleben"? Hat ein Mensch den Herzstillstand überlebt, wenn er danach auf der Intensivstation wochenlang künstlich beatmet werden muss, weil das Herz wieder schlägt, alles andere aber nicht mehr funktioniert?

Von denen, die nach einem Herzstillstand erstmal mit schlagendem Herzen ins Krankenhaus kommen, überlebt die Hällfte nicht länger als wenige Wochen.

Man hat aber beispielsweise festgestellt, dass die Langzeit-Überlebensrate und auch die "Qualität", mit der die Patienten überleben, ansteigt wenn man nach der Wiederbelebung eine zeitweilige Senkung der Körpertemperatur vornimmt. Das hat man eben aus diesen ertrinkungsunfällen im Eiswasser gelernt.

Zur Frage in der Überschrift: Manche Erstickungstode werden vergleichsweise angenehm sein, andere nicht. Zu errtinken kann ich mir nicht angenehm vorstellen... wenn man aber einfach sauerstofflose Luft atmet und dabei einnickt, ohne was Falsches zu merken, kann das wohl vergleichsweise angenehm sein. Nichtsdestotrotz, sollte das Schicksal tatsächlich wollen, dass ich schon in jungen Jahren mein Leben verliere, würde ich nen plötzlichen Tod bevorzugen. Ich will es auch eine Sekunde vorher noch nicht wissen.

eddyy999 
Beitragsersteller
 03.10.2018, 15:51

Hilfreichste Antwort! Danke. Eine Frage noch, kann man aus einer Tüte atmen, damit man einen angenehmen Tod hat? (Wenn man zB. im Wasser eingesperrt wird, und nicht ersticken will)

RedPanther  03.10.2018, 16:33
@eddyy999

Naja... ob es im Wasser so viel angenehmer ist, lange auf die Bewusstlosigkeit zu warten und die Kälte zu ertragen, wage ich mal zu bezweifeln.

der angenehmster Tod ist einzuschlafen und nicht wieder aufwachen

Ersticken im Wasser bzw. mit Flüssigkeit in den Atemwegen ist extrem schmerzhaft.

Solange du aber normal atmen kannst und die Gase, die du einatmest, schlicht keinen oder zu wenig Sauerstoff enthalten (zum Beispiel in einem luftdichten, zu kleinem Raum oder bei einer Kohlenmonoxidvergiftung), tut nichts weh und du kriegst auch keine akute Atemnot. Du wirst müde, dir wird schwindlig und du schläfst schliesslich ein bzw. fällst ihn Ohnmacht. Das dürfte tatsächlich eine der angenehmsten Todesarten sein.

eddyy999 
Beitragsersteller
 03.10.2018, 15:39

kann man im wasser die Luft nicht anhalten? (ich weiß, man wird es aus reflex glaube ich trotzdem machen, aber geht das?)

HellasPlanitia  03.10.2018, 15:55
@eddyy999

Wie du richtig sagst, irgendwann setzt der Atemreflex ein und spätestens dann hast du Wasser in der Lunge. Einzelne wenige Menschen schaffen es, den Reflex so lange zu unterdrücken, bis sie ohnmächtig werden, aber spätestens da wird der Körper unkontrollierbar atmen. Ob man in diesem Fall trotz beginnender Ohnmacht noch Schmerzen fühlt, kann ich dir nicht sagen.

Nicht angenehm. Wenn man in die Atemnot kommt...

Der Weltrekord liegt bei 24 Minuten 3 Sekunden.

Aber nicht Trainierte Menschen bekommen viel schneller Atemnöte und fallen in Ohnmacht.

Nein, ist nicht sehr angenehm.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
eddyy999 
Beitragsersteller
 03.10.2018, 15:40

wirklich??