Kategorischer Imperativ versus Goldene Regel
Warum wird der kategorische Imperativ häufig mit der Goldenen Regel verwechselt? kategorischer Imperativ: Handle nach der Maxime, durch die du gleichzeitig wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Goldene Regel: Was du nicht willst, dass man dir tue, das füg´auch keinem anderen zu.
3 Antworten
Kant betont, der kategorische Imperativ „sei keine intellektuelle Variante der „trivialen“ Regel, die er in negativer lateinischer Form zitierte. Das Gegenseitigkeitsprinzip könne „kein allgemeines Gesetz sein, denn es enthält nicht den Grund der Pflichten gegen uns selbst, nicht der Liebespflichten gegen andere […], endlich nicht der schuldigen Pflichten gegen einander […]“. So könne man sich der Erwiderung von Nächstenliebe entziehen, indem man Wohltaten anderer ablehne, oder ein Verbrecher könne damit gegen seine Richter argumentieren. Kants Kritik führte dazu, dass die Regel im ethischen Diskurs in Europa zurücktrat.“ (Wikipedia). Gemeint ist: Der kategorische Imperativ ist auf die Vernunft bezogen. Der einzelne Handelnde muss prüfen, ob er sich das eigene Wollen als Gesetz für alle vernünftig vorstellen kann. Die Goldene Regel „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst“ enthält, wie Kant sagt, „nicht den Grund der Pflichten gegen uns selbst“. Dieser Grund ist die Vernünftigkeit des Handelns. Ich schlage einen Mitmenschen nicht, weil ich „vernünftigerweise“ keinem Gesetz zustimmen kann, welches das Schlagen eines Mitmenschen erlaubt; andernfalls müsste ich einverstanden sein, dass man mich selbst schlagen darf, das aber wäre unvernünftig. Nach der Goldenen Regel könnte sich aber ein Schägertyp, sagen wir: ein Mitglied der Hells Angels der Vernünftigkeit entziehen, indem er sagt: Ich will von einem anderen gar nicht rücksichtsvoll behandelt werden, er kann mich ruhig schlagen, er wird schon sehen, dass ihm das nicht bekommt! Also habe ich nichts gegen ein Gesetz, welches das Schlagen von Mitmenschen erlaubt.
herzlichen Dank auch Ihnen für die tolle Antwort.
Weil beide sich in der Argumentation durchaus ähneln. Sowohl im kategorischen Imperativ als auch in der goldenen Regel wird gefordert, das eigene Verhalten zu verallgemeinern: Was, wenn andere auch so handeln?
Der Unterschied zwischen beiden liegt darin, wie es danach weitergeht: Im kategorischen Imperativ werden alle Auswirkungen der Verallgemeinerung betrachtet. Anhand von diesen wird dann entschieden, ob die eigene Handlung ethisch richtig ist.
In der goldenen Regel werden nur die Auswirkungen betrachtet, die es haben würde, wenn man selbst durch die Verallgemeinerung von der Handlungsweise betroffen wäre. Danach, ob man die Konsequenzen dessen für wünschenswert hält oder nicht, wird entscheiden, ob die Handlung ethisch richtig ist.
Es liegt also an einer gewissen Ähnlichkeit zwischen den beiden Regeln, dass sie häufig verwechselt werden.
vielen herzlichen Dank für die Antwort.
das eine ist kant, das andere sprichwort, kant für alle