Kleinkind (2,5J.) stottert nach Geburt von Bruder. Wer weiß Rat?
Hallo, vor 2,5 Wochen kam mein 2. Sohn zur Welt. Mein 1. Sohn (2,5J.) kam dann mit seinem Papa ins Krankenhaus und der Kleine gab mir direkt zu verstehen, dass er mit der Situation gar nicht einverstanden ist. Er fing herzzerreißend an zu weinen und sagte immer wieder: Das ist nicht gut, Mama... Als ich mit dem Baby aus dem Krankenhaus entlassen wurde, merkte ich plötzlich, dass mein Sohn anfing zu stottern, was vorher nicht der Fall war. Erst leicht, dann immer mehr. Manchmal hält er sich sogar die Hand vor den Mund, bevor er ein Wort rausbekommt. Das tut mir ziemlich weh und macht mich traurig, denn ich versuche alles damit er sich wohl fühlt und sich nicht benachteiligt vorkommt. Er liebt seinen neuen kleinen Bruder, das merke ich an seinem verhalten - trotzdem scheint er nicht so ganz mit der neuen Situation umgehen zu können. Ich muss dazu sagen, dass er zweisprachig aufwächst und für sein Alter sehr viel spricht. Vielleicht macht das die Sache nicht unbedingt leichter.
Ich habe im Internet schon gegooglet und gelesen, dass 80% der Kinder zw. 2-4 Jahren anfangen zu stottern, sich das aber schnell verliert. Trotzdem bereitet mir das sorgen. Hat jemand hier ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder ist hier jemand vom Fach und weiß ein paar Tips für mich? Meinen Kinderarzt, der auch Kinderpsychologe ist, werde ich auch um Rat fragen (Termin ist schon gemacht).
9 Antworten
Herzliche Gratulation zu deinem zweiten Buben!!
Also erstmal - klar, dass du dich erschrickst, wenn dein Grosser plötzlich stottert. Dennoch - keine Panik! Die Sprache, das Sprechen ist in dem Alter noch ein ganz feines System und dementsprechend störungsanfällig, weil die ganze Sprache ganz ganz eng mit "Erleben", "Begreifen" ("Begriffs"bildung), mit Emotion, mit Beziehung verknüpft ist.
Mein Rat ähnelt dem meiner VorrednerInnen: möglichst wenig Fokus auf sein Stottern, keine sorgenvollen Blicke, wenn er einen Moment frustriert wird - lass es zu, dass sich mit der Geburt seines kleines Bruders alles ein wenig auf den Kopf gestellt hat, so auch seine Sprache. Schenk ihm viel Zuneigung, binde ihn in Tätigkeiten, in die Pflege des Babys mit ein, sei stolz auf ihn und zeig ihm, dass du ihn zur Unterstützung mit dem Kleinen brauchst. Aber das scheinst du ja bereits ganz bewusst zu machen!
Gut, wenn du dich beraten lässt - das ist immer hilfreich, beruhigend und sinnvoll, wenn Verunsicherung und Sorge da ist. Wenn das Stottern anhält, dann ist es gut, wenn du eine Logopädin konsultierst, die sich mit Stottern auskennt.
Die sprachliche Entwicklung ist in der Tat sehr unterschiedlich. Mein Bub spricht auch schon sehr früh sehr viel und kann schon komplexere Inhalte transportieren. Ich glaube es gibt unzählige Studien dazu, woher eine frühe bzw. eine späte Sprachentwicklung herrühren. Ich habe die Erfahrung, dass es häufig eine Kombination ist zwischen einer Veranlagung (Vater/Mutter haben auch früh gesprochen, sind sprachgewandt, mehrsprachig) und einem günstigen sprachlichen Vorbild und Umfeld. Stottern hat aber in dem Sinne nicht mit dem Spracherwerb zu tun - abgesehen von der Entwicklungs-Unflüssigkeit, die bei den meisten Kindern im Laufe des Spracherwerbs auftaucht und KEIN Stottern ist.
Ist ja wunderbar, wenn dein Sohn so behende zwischen den beiden Sprachen switchen kann, um so schöner, wenn das sogar eine mögliche Strategie sein kann bei Blockaden. Perfekt, wenn er diese selbst entdeckt und gewählt hat.
Ok, also kann man sogenanntes Stottern auch mit dieser Entwicklungsunflüssigkeit, von der Du schreibst stark verwechseln, so wie ich verstanden habe. Das bedeutet für mich, dass sich das auf jeden Fall jemand anhören sollte, der sich auskennt, damit wir Gewissheit haben. Und dass das Switchen zwischen den Sprachen eine Strategie sein kann, die Blockaden zu lösen, klingt beruhigend. Also Du hast mir schon sehr weiter geholfen. Vielen Dank nochmal, echt lieb von Dir :) Hast Du vielleicht noch einen Webseiten-Tipp für mich,wo ich etwas über diese Entwicklungsunflüssigkeit lesen kann?
Er hat aufgehört zu stottern. Es lag wohl tatsächlich an der Gewöhnungsphase. War alles ein wenig viel für ihn, denke ich mal. Danke an dieser Stelle nochmal an alle Antwortgeber. Ihr habt mir alle wirklich sehr geholfen.
Bei meinem Sohn, damals 3 Jahre, kam das mit dem Wechsel in den Kindergarten. Ich habe mir das etwa ein halbes Jahr angeschaut und bin dann zu einer Logopädie gegangen. Das hat sehr gut geholfen. Er fühlte sich ernst genommen und vor allem, es hat ihm Spaß gemacht. Jetzt, er ist 9, kann er richtig gut sprechen und das stottern ist weg. Ich kann Logopädie nur empfehlen, wenn das Kind mit dem Therapeuten zurecht kommt und man als Mutter ein gutes Gefühl hat. Man sollte sich ruhig professionell helfen lassen, dazu sind die Einrichtungen doch da.
Habe ja bald den Termin beim Kinderarzt.. er kann mir bestimmt auch ein paar Tipps geben. Klar, wenn es nicht besser wird, werde ich einen Logopäden aufsuchen. Mein Neffe hat auch gestottert und die Logopädie hat da gut geholfen. Für mich kam das halt nur ziemlich überraschend, von jetzt auf gleich.. mal gucken was der Arzt sagt. Habe zum Glück einen Kinderarzt, der sein Handwerk versteht und auch psychologisch viel drauf hat..
Herzlichen Glückwunsch zum 2. Baby Wie heißt es so schön, 365 Tage mehr Sorgen, kürzere Nächte ...... und ganz viel Liebe :))
Egal was Du mit dem Baby tust, füttern, baden etc... nimm den Großen in den Arm und sag ihm lieber 100 mal zu viel wie 1 mal zu wenig, wie stolz Du auf ihn den Großen bist.Lass ihn möglichst viel mit dir gemeinsam fürs Baby machen.
Beachte sein Stottern möglichst nicht, kraul/streichel ihn lieber,wenn Du merkst, dass er mit Worten hängen bleibt.
Er braucht jetzt mehr denn je Deine Aufmerksamkeit. Bisher stand er nur allein im Mittelpunkt und das hat sich jetzt schlagartig geändert.
Alles Gute
Ja, wenn man sich nur teilen könnte.. aber ich beziehe ihn schon mit ein, wo ich nur kann.. auf jeden Fall versuche ich mein Bestes und ich hoffe, dass es mit der Zeit besser wird :)
gib einfach dein bestes und versuche keinen der beiden zu benachteiligen,
wie bisher auch.
vllt will dein größerer sohn auch etwas machen.
vielleicht kannst du ihn bei leichten sachen etwas einbinden,
damit er sich nicht so überflüssig oder so vorkommt.
frag ihn mal, ob er die windeln vom jüngsten holen will..
oder ob ihr(später) mal zusammen gekochtes
gemüse oder ähnliches als brei zermatschen wollt..
ich kann dazu auch den aktuellen kinofilm "king's speech" empfehlen,
wenn dein sohn später noch stottern sollte.
aber das wichtigste ist halt, das man dem kind zuhört.
das man sie ausreden lässt und keinen druck(auch nicht mit blicken) auf sie ausübt..
vielleicht hilft auch ein beruhigendes streicheln am arm, bauch oder so,
um ihn zu beruhigen und zu stärken, damit er die worte rausbekommt. :)
oder du sagst ihm, das er vorher mal genau nachdenken soll,
was er sagen will.. einmal tief luft ein- & ausatmet..
und versuchen soll zu reden.. das es ihm so vllt einfacher fällt.
es gibt bestimmt auch sehr gute und hilfreiche bücher in buchhandlungen^^
da würde ich mich mal ein wenig belesen,
was tipps und ähnliches angeht..
sollten diese nicht helfen, würde ich evtl zum arzt gehen..
und versuche mal drauf zu achten, bei wem er alles stottert..
stottert er auch, wenn er mit freunden spricht?
- viel glück! - :)
Er tut viel von sich aus.. Fängt der kleine an zu weinen, holt er von sich aus schon den Schnuller, hält die Milchflasche, während der Kleine trinkt, holt auch Pampers.. Das mit dem streicheln, während einer Stotterphase habe ich noch nicht bewusst versucht.. Habe ihn aber bisher nicht in seinem "Redefluss" unterbrochen, sondern ihn immer ausreden lassen und versucht mir nichts anmerken zu lassen. Danke für Deine Tipps :)
na das ist ja gut, dass der kleine mit hilft.. (: hmm.. geht der kleine denn schon in die kindergrippe/ in den kindergarten? vielleicht hat er ja da probleme mit einem anderen kind, oder so? hoffe, ich konnte dir ein paar hilfreiche tipps geben. ^^ :) du könntest ja mir mal schreiben, wenn du einen erflog hattest, egal ob es durch meine tipps war, oder nicht.. ^^
In den Kindergarten geht er ab August und er freut sich auch schon sehr darauf. Er ist schon immer ein sensibeles Kind gewesen und jede Veränderung und wenn wie noch so gering war, war schwierig für ihn. Wir haben ihm, als wir das Kinderzimmer für das Baby aufgebaut haben (wo er auch ein paar Pinselstriche machen durfte), einen Spielteppich für sein Zimmer besorgt. Er hat sich riesig drüber gefreut. Aber als wir den Teppich dann in sein Zimmer gelegt haben, konnte er sich nicht daran gewöhnen und mussten sogar den Teppich ins Wohnzimmer legen, wo er nun auch mit seinen Autos spielt. Werde Dir auf jeden Fall gerne bescheid geben, wenn sich etwas geändert hat
Ein Kind das stottert braucht viel Aufmerksamkeit und einen ruhigen sprachlichen Umgang. Eine Sprachtherapie ist dann gut, wenn sie ein Vorbild für die Eltern im Umgang mit dem Kind ist: langsamer sprechen, kürzer sprechen, pausierender sprechen (z.B. Ja --- der sieht so aus -- wie der Bär) Wortanfänge spielerisch verlängern (iiich sehe was - - uuund das ist - - rrrot). Kinder brauchen mehr Formulierungszeit als Erwachsene - insofern sollten die Erwachsenen ein Vorbild sein für das Sich-Zeit-nehmen. Experte, Dipl-Psych.
Vielen Dank für Deine hilfreiche Antwort. Ich denke auch, dass Eltern da eine wichtige Vorbildfunktion haben. Da hast Du vollkommen recht. Dieses "sich Zeit nehmen" ist im Moment nicht ganz einfach, dennoch werde ich versuchen das bewusster zu tun. Deinen Beitrag habe ich vor zwei Tagen schon gelesen und versuche seither auch kürzer und langsamer zu sprechen. Ich glaube schon jetzt einen Unterschied feststellen zu können. Der Kleine ist mein Spiegelbild, ich weiß das... Vielen Dank für Deine Tipps :)
Vielen Dank auch für Deine Antwort und Deine Glückwünsche. Ich habe in Deinen vorherigen Antworten gelesen, dass Du auch selbst Logopädin bist, daher beruhigt mich Deine Antwort doch sehr. Ich merke jetzt schon, je ruhiger ich seblst werde, desto weniger wird das stottern. Heute ist mir aufgefallen, als mein Sohn mir etwas erklären wollte und mal wieder eine Blockade hatte, er einfach in die andere Sprache (arabisch) übergewechselt ist und mir dass, was er eigentlich auf deutsch sagen wollte und nicht geschafft hat, flüssig in der anderen Sprache sagen konnte. Habe ja bereits geschrieben, dass er zweisprachig aufwächst. Kennst Du dieses Verhalten? Beziehungsweise kann es auch sein, dass er dadurch, dass er zweisprachig aufwächst eh mehr Schwierigkeiten hat? Er redet sehr viel für sein Alter. Das sagt auch der Kinderarzt, der sich schon sehr darüber gewundert hat. Als ich ihm dann erklärrt habe, dass er all das, was er auf deutsch sagt, auch auf arabisch sagen kann, sagte er, dass er so etwas selten gesehen hat.