Mein Sohn (4 Jahre alt) ärgert andere Kinder. Was kann ich tun?
Hallo,
mein Sohn ist 4 Jahre alt und ein sehr fröhliches, aufmerksames Kind. Er hat viele Freunde und ist täglich mit gleichaltrigen auch außerhalbe des Kigas zusammen. Leider wird es in den letzten Wochen sehr anstrengend mit unserem Sohn. Er ärgert oftmals seine Freunde oder reagiert in harmlosen Situationen über und haut, schubst, etc. Ich muss dazu sagen, das vor 10 Wochen unser zweiter Sohn auf die Welt gekommen ist. Unser Großer ist sehr stolz auf ihn und kümmert sich wirklich rührend um den Kleinen. Ich weiß das die veränderte Situation sehr schwer für ihn ist. Leider weiß ich mir keinen Rat mehr. Konsequenzen ändern sein Verhalten nicht. Im nächsten Streit reagiert er wieder über. Er hat offenbar auch viel Spaß daran einfach so zu ärgern. Mich macht das richtig sauer weil in jedem Streit mein Sohn schuld ist und es sind wirklich keinen harmlosen Streitereien. Hat jemand einen Rat für mich und ähnliche Erfahrungen gemacht?
13 Antworten
Es scheint oft die zweiten Kinder zu treffen. Besonders in diesem Alter. Sie werden plötzlich entthront und auf den 2. Platz verwiesen und müssen das erst einmal verkraften. Sehr wichtig ist es, dem Erstgeborenen das Gefühl zu erhalten, dass er weiterhin sehr wichtig in der Familie ist. Es muss ihm gesagt, gezeigt und vermittelt bekommen, dass er bedingungslos geliebt wird. Jedes Kind braucht seinen eigenen (auch kleinen) Raum, seine eigene (auch kurze) Zeit mit seinen Eltern. Da sollte nichts und niemand dazwischen funken. Dein Sohn muss einerseits lernen, dass er nicht mehr die 1. Geige spielt, muss aber auch erkennen und erleben dürfen, dass er genau so wichtig ist, wie sein Geschwisterchen. Er kann seine Gefühle nicht in Worte fassen, deshalb übernimmt das sein Körper - gesteuert durch sein Verhalten für ihn. Er versucht, auf sich aufmerksam zu machen, agiert, um Reaktionen zu erhalten. Manchmal sind es auch unbedachte Äußerungen, die die Kinder verletzen können. Nur ein Beispiel zur Erklärung: Das Kiga-Kind hört die Mutter sagen, dass es jetzt in den Kindergarten muss, es muss sich beeilen, weil die Mutter noch dies und das mit dem Baby zu erledigen hat. Das Kind registriert unbewusst, dass es abgeschoben wird, damit die Mutter mehr Zeit für das Baby hat und speichert für sich ab: Die Mama mag mich nicht! Sie mag nur das Baby! In seinem Schmerz weiß er sich nicht andes zu äußern, als den anderen für ihn erreichbare Kinder auch Schmerzen zu zufügen. Das ist, wie gesagt, nur ein Beispiel, um zu erklären, was ich meine. Anstatt muss kann man bestimmt auch eine andere Vokabel nutzen und dafür darf sagen. Den Besuch des Kindergartens als etwas Besonderes loben, wohin nur die großen Kinder hingehen dürfen. Das wirkt schon ganz anders. Wenn hier die Grundlage geschaffen ist, kommt der nächste Schritt. Loben ist immer viele besser als bestrafen. Aber wenn es eine Vereinbarung mit dem Kind gegeben hat, dann muss es diese auch einhalten. Aber es könnte sein, dass die Konsequenzen einmal überdacht und angepasst werden sollen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel: In manchen Kitas dürften die Kinder an bestimmten Tagen ihr eigenes Spielzeug mitbringen. Eine Konsequenz wäre es, dies zum nächsten Mal nicht zu erlauben, wenn das Kind ein anderes Kind geschlagen hat. Das muss man aber vorher ganz klar so sagen, damit das Kind es auch versteht. Sonst macht es keinen Sinn! Grob zusammengefasst: Viel Verständnis und weiterhin viel Liebe! Zeit und Raum für den Entthronten! Viel Loben! Andere Wortwahl! Konsequenzen anpassen. Das sind alles keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, aber die Erfahrung einer Mutter mit vielen Kindern. Hoffentlich kannst Du damit etwas anfangen.
Ich habe selbst keine Kinder, aber ich arbeite im Kindergarten und wenn Du mir als Kindergartenmutter so etwas erzählen würdest, würde ich Dir einen Gesprächstermin anbieten. Haben sie das im Kindergarten schon getan? Das würde ich als erstes mal versuchen. Es kann sein, dass er-obwohl er stolz ist-damit nicht klar kommt, dass da jetzt noch einer ist und er seine Eltern teilen muss. Das kann schon ausreichen dafür, dass er sich so benimmt. Es ist gut, dass Du immer wieder mit ihm darüber redest. Pass aber auf mit den Konsequenzen. Vielleicht will er damit nur Aufmerksamkeit erregen. So musst Du Dich öfter als normal voll und ganz ihm widmen. Ich würde mal versuchen, den Prügeleien und Streitereien nicht so viel Aufmerksamkeit zu schenken. Natürlich musst Du eingreifenm, aber halte Dich nicht so lange daran auf. Und dann nimmst Du aber Situationen, in denen er "lieb" ist besonders war. Nimm ihn öfter mal in den Arm. Sag ihm, dass er was ganz besonderes ist. Nicht weil er der große Bruder ist sondern weil er einfach so ist, wie er ist! Und richte eine "Babyfreie-Zeit" nur mit Deinem Großen ein. Eine Stunde am Tag, wo ihr beide zusammen kuschelt oder anderes tut. Und selbst wenn er "Unsinn" macht, fällt diese Zeit nicht weg. Vielleicht will er testen, ob Du ihm noch gewachsen bist, jetzt wo das Baby da ist und genug Energie für 2 Kinder hast. Das ist für Dich sicher hart, aber ich hoffe, dass Dich Dein Mann oder die Familie/Freunde dabei unterstützen! Hab keine Angst, dass ist denke ich nur ne Phase. Falls es allerdings wirklich länger anhält und Du meinst es wird noch schlimmer, dann würde ich mich einfach mal beim jugendamt in einem Gespräch beraten lassen...
ich würde hier 2 sachen trennen: spass am ärgern und in streitsituationen "blöd" reagieren.
frag ihn doch mal, was er sich vorstellt, wie die kinder sich fühlen, wenn er sie ärgert. wahrscheinlich denkt er, die haben daran genauso bolle-spass wie er (auf irgendeine weise). oder er merkt nur, dass ihm das ganze spass macht und merkt nicht, dass es bei den anderen nicht so ist. vielleicht kann man ihm irgendwie verständlich machen, dass das nicht so ist. aber er ist ja auch erst 4: da kann man noch nicht volle einsicht in das erleben anderer erwarten. man könnte ihn trotzdem mal fragen, ob er das mögen würde, wenn ein anderes kind dieses oder jenes tut. vielleicht gab es situationen, wo er selber geärgert wurde und man könnte probieren, ihn daran zu erinnern und dass er es auch nicht mochte.
wenn das nicht wirkt, würde ich strikt verbieten und konsequenzen ankündigen. wenn er nochmal ärgert, dann darf er halt etwas nicht tun oder muss etwas zur strafe machen.
dann seine reaktion im streit: ich glaube, ihm fehlen einfach noch die alternativen. vielleicht ist er auch etwas erregter zur zeit, weil für ihn die situation mit dem neuen geschwisterchen auch etwas stressig ist (auch an schöne sachen muss man sich gewöhnen). vielleicht kann man nach einem streit mit ihm besprechen, was er stattdessen machen hätte können, vielleicht auch als rollenspiel: er soll zunächst das andere kind spielen, das ihn ärgert und ein elternteil macht eine angemessene reaktion vor. danach dreht man das ganze um, so dass das kind selbst die angemessene reaktion ausführen kann und dabei vielleicht sogar kreativ werden und eigene lösungen finden kann.
Zum Kinderpsychologen gehen?
Ist ja auch einfacher. So muss die Mutter nicht darüber nachdenken, wie sie anders auf bestimmte Situationen reagieren könnte.
Dass das größere Kind ihr einen Spiegel vorhält, auf die Idee kommt sie nicht.
Wenn ich mein Kind pausenlos maßregle, anstatt etwas an der Situation zu ändern, darf ich mich nicht darüber beschweren, dass es mir gegenüber aufmüpfig ist.
Ojeee.....der arme kleine Kerl!! Das Verhalten ist in seiner Situation relativ "normal".
Du kennst ja den Grund, warum er so reagiert.
Aber bitte bestrafe ihn nicht für seine Gefühle - für seinen Frust. Er muss sich im Kindergarten anpassen, was auch schon Stress für ihn bedeutet, und soll noch zuhause "lieb" sein.
Dabei muss er noch um deine Liebe "kämpfen". Denn er weiß nicht, dass du ihn nicht weniger liebst, sondern er sieht nur "ich muss in den Kindergarten und das Baby darf zuhause bleiben".
Am Baby kann er seinen Frust nicht ablassen - denn da wärst du schnell zur Stelle - aber bei seinen Freunden geht das.
Also anstatt Konsequenzen besser Verständnis für seine Gefühle zeigen und ihm sagen, was geht und was nicht (besonders, wenn es gefährlich werden könnte).
Müssen sie wirklich?
Das "sture" Beharren auf Konsequenzen ist für mich eher ein Zeichen, dass demjenigen keine Alternativen ein(ge)fallen (sind).
Ein DH von mir. Aber die Konsequenzen müssen dennoch eingehalten werden.