Medizinstudium mit 33?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi,

wenn Du die Interesse, Motivation und Fähigkeiten dazu mitbringst, spricht aus subjektiver Sicht nichts dagegen.

Objektiv muss man natürlich (leider) auch die tatsächliche Sinnhaftigkeit des Projekts hinterfragen...

  • sofern Du direkt angenommen wirst und das Studium in Regelstudienzeit absolvierst, bis Du bei Abschluss 39 Jahre alt
  • dann stehen nochmals zwischen 5 - 6 Jahre Facharztausbildung vor dir, bei Abschluss wärst Du demnach 44 bzw. 45 Jahre alt
  • Du müsstest während dem Studium deinen gesamten Lebensunterhalt finanzieren können
  • auch wenn es niemand hören möchte: mit zunehmenden Alter fällt das Lernen immer schwerer, gerade die Medizin ist schnelllebig und sehr komplex

Ich würde hier wirklich genau abwägen, ob jahrelange finanzielle Unsicherheit und berufliche Unsicherheit (was passiert, wenn es nicht klappt?) die Sache Wert sind.

Es hängt natürlich auch davon ab, was Du nach deinem Studium machen möchtest.

LG

Pollyanna00 
Beitragsersteller
 22.08.2018, 15:04

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

SaniOnTheRoad  23.08.2018, 15:54
@Pollyanna00

Vielen Dank für den Stern ;-)

Hallo Pollyanna00,

bekanntlich ist es ja nie zu spät, um etwas zu lernen. Ich selbst habe mit 33 Jahren und nach rund 10 Jahren im Beruf auch noch ein Studium angefangen. Allerdings berufsbegleitend. Und das aus zweierlei Gründen:

  1. Ich hätte es mir finanziell nicht leisten können, meinen Beruf für ein Vollzeitstudium aufzugeben. Immerhin hat man mit zunehmendem Alter ja auch zunehmende (finanzielle) Verpflichtungen. Wohnung, Auto, Versicherungen, Kleidung und Lebensmittel wollen ja auch bezahlt werden, da kommt einiges zusammen.
  2. War meine Überlegung, dass man mit "Ende 30" vor allem als Berufseinsteiger kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Beim berufsbegleitenden Studium war der Vorteil, dass ich regulär weiter gearbeitet habe und nach dem Ende des Studiums von den Firmen nicht mehr als Neuling angesehen wurde und dadurch einen leichteren Einstieg gefunden habe.

Feststellen musste ich außerdem, dass einem das Lernen mit 30plus nicht mehr so leicht fällt, wie mit 15 oder 20 Jahren. Man muss definitiv mehr Zeit investieren, als die jüngeren Kommilitonen/innen.

Medizin ist dazu dann aber sicherlich nochmal eine ganz andere Hausnummer. Denn in der Tat gibt es wohl nur Vollzeitstudiengänge. Und: Nach dem Studienabschluss bist Du ja mit der Ausbildung noch lange nicht fertig. Es folgen Jahre als Assistenzarzt und Facharztweiterbildungen. D.h., Du bist dann locker 50 Jahre und älter, ehe Du "so richtig" als Ärztin loslegen kannst. Und ob sich das dann finanziell noch lohnt, das müsste man sich mal ausrechnen.

Letztendlich: Wenn Du es Dir finanziell leisten kannst, bereit bist, die entsprechende Zeit aufzuwenden (Kinder? Zu pflegende Eltern?, ...) und wirklich Lust dazu hast - warum nicht. Dann kannst Du später zumindest sagen, Du hättest es versucht. Besser, als sich den Rest des Lebens mit den Gedanken zu plagen "Was wäre gewesen, wenn...".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Pollyanna00 
Beitragsersteller
 23.08.2018, 14:23

Vielen Dank für die nette Antwort.