Warum wollen so viele Medizin studieren und dann nicht Mediziner werden wollen?

15 Antworten

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Medizin:

Aus meiner Sicht immer noch einer der interessantesten Berufe mit einer gradezu riesigen Bandbreite an Tätigkeiten / Möglichkeiten:

vom Psychotherapeutisch tätigen Psychiater über den Radiologen, Internisten bis zum Unfallchirurgen und Pathologen teils sehr unterschiedliche Bereiche mit sehr viel bis sehr wenig Patientenkontakt.

Aber:Immer noch zu steile Hierarchien (da ist man in Skandinavien deutlich weiter) mit entsprechend häuflig unzureichendem "Betriebsklima", dazu viele (meist unbezahlte) Überstunden und zunehmend auch "Versicherungsmedizin" (meint: bestimmte Maßnahmen werden durchgeführt, nicht weil sie einem besonders sinnvoll / erforderlich scheinen, sondern weil man sich vor allfälligen Klagen von Angehörigen / Anwälten / Patienten absichern will.

Niederlassung ist für viele ein Ziel, weil dort unabhängiger gearbeitet werden kann, aber die Hürden für die Zulassung (Niederlassungsbeschränkungen) sind hoch...

IchWissen 
Beitragsersteller
 15.06.2011, 12:07

Danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Du meinst sicher die verschiedenen Facharztausbildungen nach dem Studium wie ärztlicher Psychotherapeut usw.

Wie ist es denn in Skandinavien?

beamer05  15.06.2011, 13:34
@IchWissen

Ja, ich meinte die verschiedenen Facharzt-Gebiete, darüber, daß das Studium sehr breit gefächert ist, und noch keine Spezialisierung ermöglicht / erfordert, wurde ja bereits hinreichend geschrieben.

Es empfiehlt sich ja, nach dem Studium eine Facharzt-Weiterbildung zu machen, ist zwar nicht vorgeschrieben, aber ohne FA keine Kassen-Niederlassung.

In Skandinavien (ein Freund und Studienkollege arbeitet seit vielen Jahren in DK) sind die Hierarchien flacher, z.T. ist der Chefarztposten komplett entfallen, daher eher weniger Profilneurotiker.Allerdings ist das Einkommen -außer in Norwegen- eher geringer als in D, dafür gibts aber auch meist weniger Überstunden, insgeseamt halt eher Familien-verträglich und erkennbar streßärmer. Regelmäßig werde ich gefragt, wieso wir (hier in D) das nicht geändert kriegen, bzw. noch nicht alle ausgewandert sind...

Nichtsdestotrotz ein spannender, abwechslungsreicher und auch erfüllender Beruf, und wenn man kein Exotenfach wählt, kann man auch mal für mehr oder weniger lange Zeit mal ins Ausland gehen, um dort, z.b. im Entwicklungsdienst, neue Perspektiven zu sehen.

IchWissen 
Beitragsersteller
 15.06.2011, 18:52
@beamer05

Insgesamt wurde meine Frage hier nicht wirklich beantwortet. Aber Deine Antwort und Deine verteilten Beiträge insgesamt haben mir am Besten gefallen.

beamer05  15.06.2011, 20:11
@IchWissen

Vielleicht hättest du in deine Ausgangsfrage nicht sooo viele Fragen einbauen sollen, sondern diese vll. auf mehrere einzelne Fragen verteilen, dann hätte man vll. eher / einfacher darauf eingehen können.

Anyway, Dank fürs 'Sternchen'

...Und Physik ... hätte mich auch interessiert, mochte aber Mathe nicht sooo sehr.

IchWissen 
Beitragsersteller
 15.06.2011, 23:26
@beamer05

Sollte ich noch mal 20 Einzelfragen stellen....?

:-D

Physik und Medizin lässt sich doch wunderbar vereinigen. Medizinphysiker werden gesucht!

Ich möchte noch gerne den Blick auf einige Umstände lenken die seltenst beschrieben werden.

Einerseits ist da die ärtzliche Organisation welche einen praktizierenden Arzt zwingt Mitglied bei der Kassenärztlichen Vereinigung zu werden. Wer sich den einen oder anderen Newsletter aus diesem Bereich mal eine Weile zuschicken lässt erfährt von einer oft genug verbrecherischen Struktur. Will ein Arzt gegen den Vorstand vorgehen muss er sich mit Kollegen zusammen schließen. Eine heikle Geschichte. Denn die Anfrage kann auch zu einer Bestrafung der Kollegen führen. Und da gibt es so manche Möglichkeit weitab von der Öffentlichkeit. Es geht ganz gut denn die Ärzte kontrollieren sich selbst. - Eben außer mehrere wenden sich an die Staatsanwaltschaft.

Das jetzt mal angedeutet. Ein sehr weites Feld. Unsere Struktur ist einmalig auf der Welt. Nachweislich kostenintensiv, nachweislich ein Hemmschuh für engagierte Menschen. Füllt insgesamt mindestens eine Bibliothek. Und wird kaum öffentlich von approbierten Ärzten in einem solchen Forum thematisiert aus Existenzgründen.

Ich gebe ein Beispiel: Im Bereich der Psychiatrie gibt es seit 1992 den gesetzlichen Anspruch auf Traumatherapie. Dazu muss aber die KV erst mal entsprechende Therapeuten stellen. Dies hat sie aber gerne versäumt. Traumatherapie steht Opfern zu. Oft genug ist ein Strafantrag ohne eine solche Therapie nicht möglich. Es gebietet also das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit für die Umsetzung geltenden Rechts zu sorgen. - Es juckt die KV nicht. Dafür darf sie dank Politik in den Formenkatalog der Schizophrenie einen Unterpunkt erdichten für unbehandelte Traumatisierte. Und diese damit noch zwingen wahrnehmungsverändernde Drogen einzunehmen.

Ein Arzt mit Gewissen macht sowas nicht mit. Er geht lieber ins Ausland. Da mag er vielleicht weniger verdienen. Aber er kann besser schlafen.

Du kannst das gerne auf jedes Fachgebiet übertragen.


Vor Jahren schon hat ein Hamburger Institut in Anwesenheit von Presse der zuständigen Ministerin Schmidt einen über 500 Seiten starken Katalog übergeben in dem nachgewiesen wird dass bei Beachtung geltenden Rechts 20% der Kosten im Gesundheitswesen eingespart werden können ohne dass Personal oder Patienten auch nur den geringsten Nachteil erleiden würden. Was geschah seither? Es wurden noch mehr Kliniken an Private verkauft. Kein Arzt ist so blöd dass ihm das nicht auffallen würde. Zudem ist die Aribet in Privatkliniken noch menschenunwürdiger als schon in unseren normalen Kliniken.

IchWissen 
Beitragsersteller
 15.06.2011, 17:02

Vielen Dank für Deinen sehr ausführlichen und interessanten Kommentar, der die Thematik von einer anderen Seite beleuchtet.

dawala  16.06.2011, 00:10
@IchWissen

Themen die uns als Patienten angenehen, als Zahlende, als Verantwortliche für die Rahmenbedingungen. Ärzte sind damit beschäftigt sich um unsere Gesundheit zu kümmern. Wir dürfen uns mit der Politik beschäftigen. Und dem Verwaltungskram.

Hallo Ja das stimmt in manchen Ortschaften gibt es wenig Ärzte manche sagen es ist auch eine Sache des Geldes wenn der Ort zu wenig Einwohner hat und der sich nicht richtig am leben halten kann ist das auch doof und auch wen die Klinik einige km weg ist. Aber ein Arzt zu sein ist hart zu erleben wie ein Mensch oder Kind um sein Leben Kempft und man weiß das es oder er sterben wird und um ihm Hoffnung zu machen sagen es wird alles gut das ist echt heftig so was zu Erleben auch wie Kinder Sterben und man wirklich alles versucht und man es nicht geschafft hat. Es gibt auch viele Positive dinge das ist klar so wie wenn jemand dich anlächelt der vorher wirklich krank war und man das Gefühl hat wow es hatt sich doch alles gelohnt. Es ist nicht immer einfach ein Arzt zu sein. Die meisten Motiviert es wen sie sagen könne heute habe ich ein Menschenleben gerettet und als alle dachten er oder sie stirbt haben wir alle uns nochmal richtig ins zeug gelegt um denjenigen zu Retten. Ein großes Plobem ist auch das dass Medizinstudium das schwerste Studium ist. Es gibt viele die es Fastt geschafft hätten. Leider gibt es auch Mediziner unter den Ärzten die es nicht verdient haben einer zu sein wie wenn sie einen Operieren und es komplikationen gibt und der Sinus Rhythmus aufhört zu schlagen und nur versuchen 2-3 mal ihn wieder zu beleben ich finde das ist zu wenig und diese Mediziner die so was machen sind keine richtigen Ärzte. Naja im grunde ein guter Job wen man auch nachts Arbeiten kann und immer wen der Pager piept bereit sein kann. Hoffe ich konnte etwas helfen oder soo ;) .

Mandava  15.06.2011, 08:41

Du bist doch in deinem Alter im Leben keine Ärztin. Studierst du überhaupt Medizin?

IchWissen 
Beitragsersteller
 15.06.2011, 11:42
@Mandava

@Mandava! Abitur mit 18 plus 12 Semester Studium - das wären dann 24 Jahre...Dann käme Arzt im Praktikum...! Es soll ja nicht nur ewige Studenten geben...! Aber die Antwort wird RosaliCullen sicher besser geben können.

IchWissen 
Beitragsersteller
 15.06.2011, 12:10
@IchWissen

@RosaliCullen, vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag. Deinen Motivationsgrund kann ich sehr gut nachvollziehen. Warum sagst Du, das Medizinstudium wäre das schwerste? Es gibt auch andere schwere Studiengängen. In den Naturwissenschaften wie z.B. Physik ist die Abbrecherquote schon nach ein paar Wochen riesengroß.

beamer05  15.06.2011, 13:40

Ein großes Plobem ist auch das dass Medizinstudium das schwerste Studium

Da möchte ich widersprechen, Med. ist sicherlich nicht erkennbar "schwerer" als die meisten Naturwiss. Fächer.

Auch ist die Abbrecherquote gerade in Medizin eigentlich ziemlich gering, verglichen mit eben diesen Naturwiss. oder Informatik, Maschinenbau etc.

Leider gibt es auch Mediziner unter den Ärzten die es nicht verdient haben einer zu sein wie wenn sie einen Operieren und es komplikationen gibt und der Sinus Rhythmus aufhört zu schlagen und nur versuchen 2-3 mal ihn wieder zu beleben ich finde das ist zu wenig und diese Mediziner die so was machen sind keine richtigen Ärzte

Das hört sich sehr danach an, als ob du nicht sehr viele Ärzte kennst, und selbst wenig echten Einblick in die Materie hast.

Dass es in Deutschland so wenig Ärzte gibt liegt an den besch...eidenen Arbeitszeiten und den mickrigen Löhnen der Assistenzärzte. Sollte ich Medizin studieren, gäbe es nichts, was mich in Deutschland halten würde. In England verdienen sich Ärzte dumm und dusselig und das ohne solch exrtremen Stress, wie er in deutschen Krankenhäusern herrscht.

Andererseits fangen viele Leute das Medizinstudium an und brechen es dann ab, weil sie merken, dass es einfach verdammt stressig und anstrengend ist. Die meisten Leute haben keine Ahnung davon, was von Medizinstudenten verlangt wird. Unter der belastung zeigt sich dann eben, wer es wirklich will und wer sagte:"Hey, ich hab ein Einser-Abi. Was studiere ich? Oh, Medizin! YAY!" und dann merkt, dass man da auch mal was für tun muss um es zu schaffen...

IchWissen 
Beitragsersteller
 15.06.2011, 12:26

Danke für Deinen Beitrag. Solltest Du Medizin studieren, was wäre dann Deine Motivation? Hast Du Ahnung von den Inhalten eines Medizinstudiums?

Dein letzter Satz scheint auch in meinen Augen eine Erklärung zu sein. Die Motivation aufgrund eines Einserabiturs erscheint mir auch sehr fragwürdig.

Hanfritter  27.06.2011, 18:18
@IchWissen

Naja, bestimmt nicht viel Geld zu verdienen. Dafür sollte man heute keine Medizin studieren. Sollte ich das Studieren wollen, dann aus der Faszination für die Wissenschaft. So leid es mir tut es zu zugeben, aber ich habe kein Helfersyndrom. Wenn ich helfen kann, dann tue ich es. Aber was mich an der Medizin eher fasziniert ist wie der menschliche Körper funktioniert.

Durch Freunde und Familienmitglieder habe ich einen groben Überblick über das, was von Medizinstudenten verlangt wird.

Selbstverständlich ist die Motivation aufgrund eines Einserabiturs fragwürdig, aber du würdest dich wundern, wie häuftig sowas vorkommt!

Der ein oder andere Mediziner geht halt auch in die Forschung, dass ist natürlich auch gut und wichtig.