Primäre und sekundäre Psychophatie unterschiede?
Psychophatie soll ja eher genetisch bedingt sein doch es soll auch sekundäre Formen geben. Wie genau wirken sich die Unterschiede aus? Kennt sich zufällig jemand aus? Gern jemand der Psychologie studiert oder sich sonst wirklich auskennt wäre super.
4 Antworten
Die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Psychopathie geht auf Karpman zurück und hat nichts mit "angeboren" oder "sozialisiert" zu tun, sondern bezieht sich auf grundlegende Psychopathiemerkmale.
Primäre Psychopathen sind gewissenlos und berechnend und planen ihr Handeln zielgerichtet und bewusst gesteuert. Sekundäre Psychopathen hingegen sind zu emotionalen Regungen fähig, zeigen ab und zu ein Gewissen, neigen eher zu impulsivem Verhalten - ihre Handlungen sind chaotischer und emotional begründet.
Nein, Impulsivität bzw. eine Störung der Impulskontrolle kommt genauso gut bei dissozialen Persönlichkeiten vor und ist entsprechend gut erforscht.
Bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörungen stehen mehr die emotionalen Schwankungen, das instabile Selbstbild etc. im Vordergrund. Natürlich haben die auch Probleme mit ihrer Impulskontrolle, aber die ist als Persönlichkeitsmerkmal Teil in der Diagnose vieler Persönlichkeitsstörungen.
Psychopathie als Diagnose gibt es nicht.
Aber was wahrscheinlich gemeint ist, ist primär: angeboren kein Moralverständnis und Mitgefühl, führt idr zur Ausbildung einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Das ist, was man ugs. "Psychopath" nennt.
Sekundär: durch Umweltbedingungen ausgelöster/verstärkter Mangel an Moralverständnis und Mitgefühl (oder nie erlernt oder wieder verlernt, zb. Oft bei Kindern von Sadisten). Das nennt man ugs auch "Soziopathie", da die "Störung" wesentlich durch das soziale Umfeld verursacht bzw erlernt wurde. Auch hier kann es zur Ausbildung einer antisozialen Persönlichkeitsstörung kommen.
Das ist keine Extremform, sondern die Kombination aus APS mit NPS und/oder Sadismus.
Nö. F60.9 sind nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörungen.
Klar gibt es die Diagnose. Der Schlüssel lautet F60.9 "Psychopathie" im ICD-10.
Ich weiß das es keine Diagnose ist. Dennoch gibt es diesen Typus Mensch und das was ich darunter verstehe ist eine Extremform der Antisozialen PS. Vielleicht ist es auch Narzisstische Ps und Antisoziale PS zusammen.
Ich verstehe darunter ausserdem eine gewisse Furchtlosigkeit und mangelndes Mitgefühl und geringe Achtung bis Verachtung anderer. Und stark manipulatives Verhalten um Ziele zu erreichen. Aber auch eine gute Beobachtungsgabe dafür was in anderen vor sich geht, insbesondere für ihre schwächen.
F60.9 ist der Diagnoseschlüssel im ICD-10 ;-)
Ich denke mal, dass die sekundäre Form daher kommt, dass Menschen so viel Schlimmer erlebt haben, dass sie als Selbstschutz weniger Empathie empfinden mit der Zeit.
Zu beobachten bei Menschen, die lange Zeit in Krieg und Krisen gelebt haben...
...ist aber nur ne Vermutung! ;-)
Bekommen diese nicht eher das posttraumatische Belastungssyndrom? Aber jeder reagiert auch anders.
Es soll laut einigen Quellen diese Form der Psychophatie geben. Ich kann mir aber schwer vorstellen das jemand der nicht zumindest im Ansatz sowiso schon Züge davon hat durch ein Trauma sowas entwickelt. Aber ich weiß es eben nicht und genau deswegen frage ich. Und wie da die Unterschiede zur primären psy...sind oder woran man ausser mit einem Gentest die Unterschiede erkennt interessiert mich.
Ich glaube nicht, dass es da einen Gentest zu gibt. Ja und da hast du Recht, die meisten bekommen PTBS. Aber jeder reagiert eben anders. Ich persönlich kann es mir schon vorstellen, dass manche Menschen auch emphatielos werden.
Es gibt schon eine Frage, die beschäftigt mich schon sehr lange: Kann ein Mensch, der sehr emotional ist, für alle Menschen am liebesten nur das beste Will und dem bei jedem Missstand auf der Welt, wo andere die Nachrichten einfach wegschalten zu heulen anfangen könnte mit der Zeit zum Psychophaten wird, weil es merkt dass das gute auf der Welt einfach zu verpuffen scheint und aber auch weil er merkt, dass vieles Gutes, dass man auf der Welt tun kann auch eine schlechte Seite hat. Indem er sich immer mehr von der Gesellschaft distanziert und beginnt zu hassen, was er eig. einst geliebt hat... ;-)
Schwer zu sagen. Ich kann mir das bei jemand so emotionalen nicht vorstellen aber man weiß nie. Natürlich kann es sein das er in vielem seine Einstellung grundlegend ändert. Aber das er seine Gefühle auf ein quasi null Level wie bei Psychophatie bringen kann halte ich gerad bei jemanden der schon wegen Fernsehr weint für äußerst unwahrscheinlich.
Das wäre halt die Frage. Ich halte es nicht mehr für so unwahrscheinlihc.
Dann gibt es ja noch die Dissoziation, wo der Verstand teile des bewusstseins abspaltet. Das kann auch mit Gefühlen passieren. Allerdings eher nach traumatischen Erlebnissen...
Ok das wäre sicher möglich aber ich weiß nicht ob man das tatsächlich zur Psychophatie zählen würde.
Das ist auf jeden Fall ein interessanter Gedanke. Es würde mich auch sehr interessieren in wie weit das möglich ist.
Ja stimmt...wo man es einordnen würde, wäre fragelcih. Ich wünsche mir schon lange ein Gerät, um in andere Leuten Köpfe zu gucken. Also nicht Mrt oder so sondern die Gedanken.... :D
Oh so ein Gerät wünsche ich mir auch schon lange.
Schick mir nen Link, wenn du eins bei eBay oder Amazon findest...falls ich eins finde, sag ich dir auch Bescheid... :D
Hallo Mylitta,
So einfach ist das nicht.
Also vorneweg. Seanna hat Recht, es gibt im DSM und in der ICD keine diagnose Psychopathe. Aber: Es gibt verschiedene Persönlichkeitsstörungen, die jede einzeln sowohl in der ICD-10 als auch in der DSM-5 gelistet sind. Und es gibt eine Checkliste nach Hare, mit deren Hilfe speziell ausgebildete Psychologen und Psychiater ab einer Mindestpunktzahl von 75 % der erreichbaren Punktzahl eine Psychopathie festastellen können. Die Erklärung ist einfach: Es gibt 10 verschiedene Persönlichkeitsstörungen, die in sogenannte Cluster gruppiert sind. Es wurde festgestellt, dass bei einer psychopathischen Persönlichkeit mehrere Persönlichkeitsstörungen aus dem Cluster B diagnostiziert werden können.
Weiter ist Richtig ist, Es gibt gewisse Merkmale in der Persönlichkeit, die sich in einem Hirnscan im CT erkennen lassen, die bei den bisher untersuchten Psychopathen vorkommen. Auch hier wieder ein Aber: Es gibt Menschen, die diese messbaren Merkmale haben, aber keine Psychopathie entwickeln, wie z.B. James Fallon
( siehe hier https://goo.gl/JlAHtA)
Es gibt einige Psychologen und Psychiater (Lies einfach einmal ein paar Bücher von Lydia Bennecke oder schau Dir ein paar Videos im Internet von ihr an, das genau ist ihr Lebensthema), die sich in letzter Zeit verstärkt mit dem Thema auseinandersetzen. Dabei scheint sich aber immer mehr das zu bestätigen, was eigentlich schon Freud bei der Begründung der Psychoanalyse festgestellt hat: Wenn sich Persönlichkeitsstörungen in der Art entwickeln, dass diese Menschen im Umgang mit anderen Menschen unverträglich und schwierig werden, dann gibt es immer einen Auslöser in der Kindheit dieser Menschen, in der Regel ist die Bindung, bzw die Beziehung zu den Eltern schlecht gewesen. Das zeigt auch das Beispiel von James Fallon, in dessen Stammbaum einige Serienmörder auftauchen, er selbst aber nach einer überglücklichen behüteten Kindheit zwar diese Gehirnveränderungen aufweist, sich riskant verhält und auch seine eigenen Kinder gefährdet, aber eben sozial ein durchaus verträgliches und angesehenes Leben führt.
LG
Das wären dann aber nach heutigem Verständnis eher Borderliner oder ADHS'ler, anstatt Psychophaten. Impulsivität hat ja nichts mit Psychophatie zu tun und umgekehrt... ;-)