Rettungswagen kosten?
Was ich jetzt schreibe ist mir äußerst peinlich und im Nachhinein ist mir bewusst, dass das nicht hätte passieren müssen. Also bitte keine erhobenen Zeigefinger. ☝️
Gestern bekam ich so starke obere Rückenschmerzen, die so vernichtend waren, dass es mir ohne der Hilfe eines Familienmitglieds nicht möglich war aus meinem Bett aufzustehen. Diesen Zustand hatte ich nie und bekam starke Angst. Dazu muss ich sagen, dass ich an Panikattacken leide und aus dem Angstanfall heraus einen Rettungswagen rief. 😔🤦♂️
Dieser kam kurz darauf auch und die beiden Leute, die herkamen (es war kein Notarzt dabei) fragten mich, was meine Beschwerden wären. Die habe ich geschildert und sie fragten, ob es mein wirklicher ernst sei (als erwachsener Mann) deswegen einen RTW zu rufen. Als sie meine Panik bemerkten und sahen, wie unangenehm diese Situation für mich war, haben sie gesagt, ich solle erstmal zum Hausarzt gehen, es sei kein Notfall. Dann bin ich etwas ruhiger geworden. Meine Frage, ob mich der RTW-Einsatz was kosten wird, konnten sie nicht richtig beantworten. Sie jedenfalls hätten das nicht zu entscheiden. Dann sind sie wieder weggefahren.
Nun habe ich Angst, dass Kosten auf mich zukommen. Im Internet steht was von sog. Leerfahrten und das ein "unnötiger" RTW-Einsatz hunderte Euros kosten kann. Ja, sogar was von Bußgeldern habe ich da gelesen. Ich bin verunsichert. Schon dieser Gedanke löst wieder Panik in mir aus.😒 Ich kann nur sagen, dass dies kein "Spaßanruf" war und ich in tiefster Panik den RTW bestellt habe. Das werde ich auch nie wieder machen.
7 Antworten
Lass mich da mal ein bisschen die Schuldgefühle rausnehmen: so wie ich es sehe, war die Entscheidung, den Notruf zu wählen vollkommen verständlich und richtig. Stärkste Schmerzen, bei denen man nicht genau weiß wie sie sich entwickeln und bei denen man sich nicht mehr richtig bewegen kann sind, zumindest wenn sie nicht bereits seit drei Wochen in immer gleich bleibender Intensität da sind, durchaus ein Grund für einen Notruf - und zwar ein gerechtfertigter. Die Panik obendrauf, das lässt einen vielleicht noch ein wenig schneller zum Hörer greifen, prinzipiell sehe ich im Notruf hier aber wie gesagt nichts Falsches.
Was mich eher irritiert ist die Aussage der Kollegen vom Rettungswagen, die offensichtlich wenig sensibel mit deiner Situation umgegangen sind. Es ist gang und gäbe, dass sich die Situation von der Meldung bis zur Ankunft des Rettungsmittel deutlich entspannt und diese Situation kennt jeder im Rettungsdienst. Passiert alltäglich. Gerade Schmerzpatienten sind durch ein bisschen gutes Zureden und etwas Empathie sehr schnell wieder einzufangen und müssen dann tatsächlich nicht mit ins Krankenhaus. Dennoch befanden sie sich (so wie du ja auch) in einer Ausnahmesituation, in der sie sich selbst nicht mehr zu helfen wussten. Ein Kommentar wie von den Kollegen zitiert finde ich dsher nicht in Ordnung, es ist der Situation unangemessen.
Nun aber zur Beantwortung deiner Frage: es steht jedem Bürger frei, den Rettungsdienst zu rufen, wenn er in einer medizinischen Ausnahmesituation nicht weiter weiß und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchte. In einer solchen Situation warst du. In diesem Fall übernimmt entweder die Krankenkasse die Kosten oder (in manchen Rettungsdienst Kreisen kann der Einsatz nicht abgerechnet werden, wenn kein Patient transportiert wird) die Allgemeinheit. Da gibt es kein Vertun. Einzige Ausnahme wäre, wenn man absichtlich den Rettungsdienst angerufen hat, obwohl kein medizinischer Notfall vorlag. Nicht mal ein eingebildeter. Dies nennt man Missbrauch von Notrufen. In so einem Falle werden einem die Kosten in der Tat selber aufgedrückt und zusätzlich gibt es noch eine Strafanzeige.
An dieser Stelle sei mir abschliesend noch eine kleine Anekdote erlaubt: in einem meiner liebsten Einsätze war ein Kind mit dem Fahrrad gestürzt, weil es vor einem Lastwagen auf Rollsplitt gebremst hat. Es viel hin und schlug sich ein Knie auf, mehr ist nicht passiert. Die vollkommen überforderte und hysterische Mutter rief die 112 und war so daneben, dass der Disponent der Leitstelle nicht einmal verstand, was überhaupt genau passiert war, er hörte immer nur "Kind", "Unfall" und "LKW". In der Annahme, dass etwas Schreckliches passiert sein schickte er nicht nur einen Rettungswagen, sondern die Feuerwehr, die Polizei und einen Rettungshubschrauber. Die Gesamteinsatz kosten dürften sich auf etwa 8000 € belaufen haben - hat die Mutter nicht zahlen müssen...
Hi,
Meine Frage, ob mich der RTW-Einsatz was kosten wird, konnten sie nicht richtig beantworten. Sie jedenfalls hätten das nicht zu entscheiden.
Grundsätzlich ist der Rettungsdienst nach §§ 60 und 133 SGB V eine Transportleistung - abgerechnet werden kann nur der Transport, nicht die Behandlung vor Ort. Ausnahme davon wäre die notärztliche Versorgung - die ist in deinem Fall nicht erfolgt.
Folglich sind hier schon keine Kosten entstanden, für die Du aufkommen müsstest.
Es handelt sich schlicht und ergreifend um eine Fehlfahrt - die Leistungserbringer des Rettungsdienstes erhalten hier, in der Regel vom Träger des Rettungsdienstes (also Landkreis oder kreisfreie Stadt), eine Unkostenpauschale. Fehlfahrten an sich werden weder Anrufer noch Patient in Rechnung gestellt.
Ja, sogar was von Bußgeldern habe ich da gelesen.
Bußgelder kommen lediglich infrage, wenn es sich augenscheinlich um einen Missbrauch von Notrufen (§ 145 StGB) handelt - sprich: es ist dem Anrufer bewusst, dass definitiv kein Notfall vorliegt.
Das ist bei dir nicht der Fall gewesen.
Du warst durch die Symptome - die ja bestanden haben - schlicht verunsichert. Das passiert häufiger als man denkt und ist selbstverständlich nicht strafbar.
Man kann von einem medizinischen Laien keineswegs erwarten, eine Situation fachlich korrekt einschätzen zu können.
Fazit
Es werden keine Kosten auf dich zukommen - die Sorge halte ich für unbegründet.
Die habe ich geschildert und sie fragten, ob es mein wirklicher ernst sei (als erwachsener Mann) deswegen einen RTW zu rufen.
Kommunikativ und auf menschlicher Ebene schlicht unprofessionell von den Kollegen.
Wie schon erwähnt wurde, sollte außerhalb akuter oder drohender Lebensgefahr jedoch der Hausarzt oder der ärztliche Bereitschaftsdienst der erste Ansprechpartner sein - letzterer ist bundesweit kostenlos unter der 116117 (ohne Vorwahl) erreichbar, auch am Wochenende, an Feiertagen oder nachts.
LG
Eine Bereitstellung ist allerdings nicht mit einem Fehleinsatz aufgrund fehlender medizinischer Indikation gleichzusetzen.
Hmmm, dem Besteller wird ein Fahrzeug geschickt, das ist doch schon eine Bereitstellung oder nicht?
Nein - eine Bereitstellung erfolgt immer vorsorglich, d.h. ohne, dass es überhaupt einen Patienten gibt. Quasi ein nicht-planbarer Sanitätsdienst durch die Regelrettung.
Alles andere ist ein stinknormaler Rettungsdiensteinsatz, der eben in einen Transport mündet, oder nicht.
Der Rettungsdiensteinsatz ist als ureigene Aufgabe des Rettungsdienstes eben in den Landesrettungsdienstgesetzen geregelt - die vorsorgliche Bereitstellung nicht.
Die Bereitstellung fällt daher auch nicht unter die Kostenübernahme nach SGB V, sondern ist schlicht eine privatrechtliche Durchführung, bei der primär der Auftraggeber kostenpflichtig ist.
Hm, ist diese Formulierung (was eine Bereitstellung ist und was nicht) irgendwo gesetzlich geregelt?
Ich tue mich da etwas schwer mit dem Ziehen einer Grenze.
Die Bereitstellung fällt daher auch nicht unter die Kostenübernahme nach SGB V, sondern ist schlicht eine privatrechtliche Durchführung, bei der primär der Auftraggeber kostenpflichtig ist.
Schon klar, das ist bekannt. Deshalb bin ich der Meinung, das Patenten, die zB den Transport verweigern, den Einsatz zahlen müssen, wenn sie ihn selbst bestellt haben.
Hm, ist diese Formulierung (was eine Bereitstellung ist und was nicht) irgendwo gesetzlich geregelt?
Nein, weder gesetzlich, noch in der Fachliteratur. Einfach, weil die Bereitstellung per se keine Aufgabe des Rettungsdienstes ist.
Ich tue mich da etwas schwer mit dem Ziehen einer Grenze.
Eine absolut eindeutige Grenze gibt es hierfür nicht. Man kann lediglich die "einsatztaktische" Unterscheidung, wie ich sie getroffen habe, verwenden - oder eine andere passende Definition.
Deshalb bin ich der Meinung, das Patenten, die zB den Transport verweigern, den Einsatz zahlen müssen, wenn sie ihn selbst bestellt haben.
Das würde letztendlich den Sinn des Rettungsdienstes ad absurdum führen.
Zum einen, weil "echte Notfälle" aus Angst vor einer fehlenden Indikation nicht anrufen, zum anderen weil der eingerissene Zehnagel seit vier Wochen nachts um drei dann mit der Beförderungspflicht winken wird.
Der Rettungsdienst zeichnet sich eben durch niedrigschwellige Hilfe aus. Auch, wenn das zu einem erheblichen Teil dazu beiträgt, eben nicht nur Notfallpatienten zu haben.
Das würde letztendlich den Sinn des Rettungsdienstes ad absurdum führen.
Das sehe ich ABSOLUT anders, ganz im Gegenteil sogar: man würde sich in Zukunft drei mal überlegen, für jeden Kopfschmerz, Zahnschmerz, Schnupfen, Fieber, gebrochenen Finger anzurufen und dann den Transport zu verweigern. Ein Transportverweigerung ist mithin das dümmste, was es überhaupt gibt. Erst Hilfe bestellen, sie dann aber nicht annehmen.
dann mit der Beförderungspflicht winken wird.
Das machen die doch jetzt auch. Wer will, muss transportiert werden. Ob es Sinn macht oder nicht,
Das sehe ich ABSOLUT anders, ganz im Gegenteil sogar: man würde sich in Zukunft drei mal überlegen, für jeden Kopfschmerz, Zahnschmerz, Schnupfen, Fieber, gebrochenen Finger anzurufen und dann den Transport zu verweigern.
I don't agree.
Die Konsequenzen, die daraus erwachsen, sind entweder problematisch oder unsinnig.
Problematisch, weil am Ende der "echte Notfall" Angst hat, anzurufen - unsinnig, weil entsprechend jeder Nicht-Notfall transportiert werden will und Rettungsmittel deutlich länger blockiert werden, als bei einer Untersuchung + Beratungsgespräch.
Und man darf bei der Betrachtung eines nicht vergessen: die Anrufer sind medizinische Laien. Sie können Notfall von Nicht-Notfall oft nur schlecht bis gar nicht unterscheiden und kennen weder Struktur noch Aufgaben des Rettungsdienstes.
Unwissen in einem Bereich, mit dem der Otto-Normalbürger im Alltag einfach nichts zu tun hat, "abstrafen" halte ich weder für sinnvoll, noch für angemessen. Da braucht es primär mal Aufklärung - und entsprechend niederschwellige Hilfe durch die zuständigen Einrichtungen wie dem ÄBD.
Letzterer bringt im ländlichen Raum nix, wenn die nächste BDZ dreißig Kilometer entfernt ist und die nächste BDZ, die Lage und Willens ist einen Hausbesuch zu machen, fünf Stunden braucht...
Der Rettungsdienst zeichnet sich eben durch niedrigschwellige Hilfe aus.
Auch das, absolut nicht meine Meinung: Behörden einzuschalten und Leute nachts aus dem Bett zu holen, sollte und muss die absolut letzte Lösung sein. Kopfschmerzen bei einer 23 jährigen ohne Vorerkrankungen, die gegenüber der Notaufnahme eines Krankenhauses wohnt zum Beispiel. Reinste Stupidität, dahin zu fahren.
Problematisch, weil am Ende der "echte Notfall" Angst hat, anzurufen - unsinnig, weil entsprechend jeder Nicht-Notfall transportiert werden will und Rettungsmittel deutlich länger blockiert werden, als bei einer Untersuchung + Beratungsgespräch.
Wenn die Leute sich an die Basics aus dem erste- Hilfe- Kurs halten würden und wirklich nur in schweren oder lebensbedrohlichen Fällen anrufen ist doch alles "super". Wollen sie doch auch. Als nichtärztliches Personal kann ich ja schließlich niemanden ablehnen. Daraus resultiert ja das ganze Problem: der Disponent muss schicken, ich muss transportieren, der Arzt muss unterschreiben. Also hat der Patient Mal wieder das ganze System zu seinen Wünschen verbogen. Ehrlich gesagt, dauert das ganze Prozedere mit der ganzen schreiberei genau so lange, wie mit dem Transport (wobei ich dabei noch alles in Ruhe machen könnte und rechtssicher bin). Bei jeglichem "nicht"-transportieren schwebt immer eine gewisse Unsicherheit mit. Das hasse ich.
Und man darf bei der Betrachtung eines nicht vergessen: die Anrufer sind medizinische Laien. Sie können Notfall von Nicht-Notfall oft nur schlecht bis gar nicht unterscheiden und kennen weder Struktur noch Aufgaben des Rettungsdienstes.
Diese Unwissenheit zu kurieren ist aber weder Aufgabe noch Kompetenz des Rettungsdienstpersonals.
Und man darf bei der Betrachtung eines nicht vergessen: die Anrufer sind medizinische Laien. Sie können Notfall von Nicht-Notfall oft nur schlecht bis gar nicht unterscheiden und kennen weder Struktur noch Aufgaben des Rettungsdienstes.
Das ist aber auch wieder nicht unsere Aufgabe. Die Leute beschäftigen sich mit allem möglichen, aber nicht mit den absoluten Basics, ihrem Körper zum Beispiel. Dass sie ihre verrotten Kinder selbst ins Krankenhaus fahren können müssen wir denen erst sagen und plötzlich kommt dann die Erleuchtung. Dass Kinder Infekte bekommen ist normal, nichts dramatisches und das kann man absolut super selber handhaben. Aber oft genug wird nach 12h bestehender Symptomatik der Rettungsdienst gerufen und man tut so, als stünde der Weltuntergang bevor. Diese Dreistigkeit und Egozentrik bin ich nicht mehr bereit zu akzeptieren, oder gar Erklärungen dafür zu finden.
Letzterer bringt im ländlichen Raum nix, wenn die nächste BDZ dreißig Kilometer entfernt ist und die nächste BDZ, die Lage und Willens ist einen Hausbesuch zu machen, fünf Stunden braucht...
Wie bitte? Die Begriffe sind mir nicht geläufig.
Auch das, absolut nicht meine Meinung: Behörden einzuschalten und Leute nachts aus dem Bett zu holen, sollte und muss die absolut letzte Lösung sein.
Der Rettungsdienst ist pauschal keine Behörde - das trifft lediglich auf die Berufsfeuerwehren und die kommunalen Rettungsdienste zu. Und die spielen flächenmäßig eine eher untergeordnete Rolle.
Wenn die Leute sich an die Basics aus dem erste- Hilfe- Kurs halten würden und wirklich nur in schweren oder lebensbedrohlichen Fällen anrufen ist doch alles "super".
Was ein Notfall ist und was nicht, wird im EH-Kurs kaum behandelt (eigene Erfahrung) - gerade der Punkt, wie man einen Notfall von einem Nicht-Notfall unterscheidet, ist de facto nicht vorhanden.
Und die Kernaussage der Ersten Hilfe ist: im Zweifelsfall eben Hilfe holen.
Nochmal: die Anrufer haben regelhaft weder einen 520-Stunden-Kurs, noch eine zwei- oder dreijährige Berufsausbildung im medizinischen Bereich. Da eine halbwegs suffiziente Einschätzung der breiten Masse zu verlangen, ist schlicht sinnfrei.
Ehrlich gesagt, dauert das ganze Prozedere mit der ganzen schreiberei genau so lange, wie mit dem Transport
Das mag in der Großstadt mit drei Maximalversorgern innerhalb 10 Minuten zutreffen - auf dem Land nicht.
Diese Unwissenheit zu kurieren ist aber weder Aufgabe noch Kompetenz des Rettungsdienstpersonals. [...] Das ist aber auch wieder nicht unsere Aufgabe.
Klar, es ist de jure nicht unser gesetzlicher Auftrag. Es ist aber dennoch sinnvoll, diese zu übernehmen - denn sonst wird es niemand machen und der nächste Unsinnsanruf ist vorprogrammiert.
Davon abgesehen ist das auch einfach eine Frage der Professionalität. Ordentliche Aufklärung, Betreuung und Vermittlung an die zuständigen Stellen. Da darf man auch im Sinne der Außenwirkung durchaus daran denken...
Also (ohne dass es in diesem Kontext darauf ankommt): der Rettungdienst ist in Deutschland eine Aufgabe der Kommunen oder Landkreise, also de facto eine Behördliche Aufgabe. Nur weil der Rettungsdienst mancherorts optisch im Gewande mancher HiOrgs oder privater daherkommt, wird er nicht von diesen verantwortet. Die Dienstaufsicht und Verwaltung liegt de jure immer bei der Kommune oder dem Landkreis und de facto also bei den Feuerwehren als die von der Kommune dafür aufgestellte Behörde. Diese Feinheiten sollten bekannt sein. Aber wie gesagt, darum geht es ja nicht.
Was ein Notfall ist und was nicht, wird im EH-Kurs kaum behandelt (eigene Erfahrung) - gerade der Punkt, wie man einen Notfall von einem Nicht-Notfall unterscheidet, ist de facto nicht vorhanden.
Das ist schade, aber irgendwo nicht unser Problem.
Und die Kernaussage der Ersten Hilfe ist: im Zweifelsfall eben Hilfe holen.
Ja, Hilfe holen im Notfall, völlig korrekt. Aber: bei Schnupfen, Zahnweh, Kopfschmerzen ist keine Hilfe möglich durch den Rettungsdienst.
Nochmal: die Anrufer haben regelhaft weder einen 520-Stunden-Kurs, noch eine zwei- oder dreijährige Berufsausbildung im medizinischen Bereich. Da eine halbwegs suffiziente Einschätzung der breiten Masse zu verlangen, ist schlicht sinnfrei.
Das tue ich aber (und im übrigen der absolut überwiegende Teil meiner Kollegen). So etwas gehört zum "Menschsein" dazu, sich wenigstens ein kleines bisschen mit dem eigenen Körper auszukennen und über die gängigsten Hausmittelchen bei Verstopfung Bescheid zu wissen. Ich denke, dir und mir gleichberechtigt sind diese ABSOLUT sinnleeren Fahrten genügend bekannt. Die Leute beschäftigen sich kein Stück mit diesen Dingen, wie man den hausätzlichen Notdienst erreicht, wie man ins Krankenhaus kommt usw, die Aufzählung könnte ich nur so fortführen. Deine Akzeptanz und diese irrsinnige, mantraartige Aussage der letzten Jahre "lieber einmal zuviel als zu wenig" führt leider zu unverhältnismäßig ansteigenden Einsatzzahlen. Man sieht es doch hier in der Community, Leute fragen für jeden "Scheiss", am besten mit Beschwerden seit 12h, ob sie den Rettungsdienst rufen sollen und bekommen dann auch noch Zustimmung. Es sollte einfach mal ein Umdenken stattfinden.
Klar, es ist de jure nicht unser gesetzlicher Auftrag. Es ist aber dennoch sinnvoll, diese zu übernehmen - denn sonst wird es niemand machen und der nächste Unsinnsanruf ist vorprogrammiert.
Das Problem ist aber, dass sich die Laien stur stellen, einfach behaupten, als Laien könnten sie das nicht einschätzen, sie würden den HÄND nicht kennen, sie hätten ein Recht auf den Transport (was ja leider stimmt) usw. Ein Beispiel: Wir haben in unserem Wachgebiet eine ältere Dame mit gewissen, altersbedingten Vorerkrakungen, welche mit ihrer Tochter zusammen lebt. Bei jeglicher Veränderung des gesundheitlichen Zustandes der Dame dekompensiert die Tochter fürchterlich, dramatisiert wirklich extrem über, bestellt natürlich immer einen Rettungswagen, greift in die Einsatzabläufe ein (leider nicht um positiven Sinne, es entsteht jedes mal ein heilloses Chaos), ruft alle möglichen Krankenhäuser und Ärzte an usw. Der Dame wurde von mehreren Kollegen zu jeder Tages- und Nachtzeit sowohl lang, ausführlich, freundlich, behutsam als auch direkt und knapp bis zu barsch erklärt, was hier so abläuft. Es bringt: NICHTS. Letztens waren wir wieder einmal mit NEF und RTW zur leichtgradigen Exsikose, die Dame wurde wieder einmal aufgeklärt, die Patientin wieder einmal in ein örtlich völlig ungeeignetes Krankenhaus transportiert usw. Dieses ist selbstverständlich nur ein Einzelfall, welcher aber repräsentativ für viele Erfahrungen der letzten Jahre steht.
Davon abgesehen ist das auch einfach eine Frage der Professionalität. Ordentliche Aufklärung, Betreuung und Vermittlung an die zuständigen Stellen. Da darf man auch im Sinne der Außenwirkung durchaus daran denken...
Naja, da kommen ja auch schon wieder Probleme auf: Aufklären (im medizinischen Sinne) darf ich nicht, im organisatorischen Sinne siehe meine obige Antwort. Betreuung: ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe als Mitarbeiter der Notfallrettung ist eben diese und keine psychosoziale Betreuung (völlig wertfrei). Vermitteln: darf ich nicht. Ich darf ja eigentlich (wenn ich sauber bleiben will, ich denke die Metapher ist bekannt), nur transportieren. Vermitteln und verweisen tue ich schon mal gar nicht, sonst ist es nämlich der eine unter 1000 Fällen in denen die angenommene Migräne eine Hirnblutung ist.
Nur weil der Rettungsdienst mancherorts optisch im Gewande mancher HiOrgs oder privater daherkommt, wird er nicht von diesen verantwortet. Die Dienstaufsicht und Verwaltung liegt de jure immer bei der Kommune oder dem Landkreis und de facto also bei den Feuerwehren als die von der Kommune dafür aufgestellte Behörde.
Kommunale Pflichtaufgabe ungleich behördliche Aufgabe.
Doch, genau das wird er. Der Träger - was im übrigen nicht die Feuerwehr, sondern eben der Landkreis oder die kreisfreie Stadt als Gebietskörperschaft ist - muss lediglich sicherstellen, dass es einen Rettungsdienst gibt.
Und beim Konzessions- oder Submissionsmodell, was in der Fläche übrigens der Standard, und nicht die Ausnahme ist, hat der Träger mit der Durchführung des RD nix am Hut. Das machen die beauftragten Organisationen vollkommen eigenständig.
Soviel zu den Grundlagen.
Das ist schade, aber irgendwo nicht unser Problem.
Scheinbar ja doch, denn Du echauffierst dich über die Folgen.
Deine Akzeptanz und diese irrsinnige, mantraartige Aussage der letzten Jahre "lieber einmal zuviel als zu wenig" führt leider zu unverhältnismäßig ansteigenden Einsatzzahlen.
Du, ich erkenne das Problem durchaus. Aber ich sehe auch die Notwendigkeit, die Ursachen des Problems zu bekämpfen, statt die Auswüchse zu bestrafen.
Das Problem ist aber, dass sich die Laien stur stellen, einfach behaupten, als Laien könnten sie das nicht einschätzen, sie würden den HÄND nicht kennen, sie hätten ein Recht auf den Transport (was ja leider stimmt) usw.
Fakt ist: Laien kennen es wirklich nicht. Woher auch? Gesundheit wird von vielen als selbstverständlich erachtet - und wenn was nicht passt, ist die Ratlosigkeit groß. Und da trifft es eben die Hilfe, die in der Fläche am bekannsten ist: den Rettungsdienst.
Man sieht es doch hier in der Community, Leute fragen für jeden "Scheiss", am besten mit Beschwerden seit 12h, ob sie den Rettungsdienst rufen sollen und bekommen dann auch noch Zustimmung.
Nun, Zustimmung habe ich in den seltensten Fällen bei solchen Fragen gesehen. Mag sein, dass mein Eindruck täuscht.
Aufklären (im medizinischen Sinne) darf ich nicht, im organisatorischen Sinne siehe meine obige Antwort. Betreuung: ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe als Mitarbeiter der Notfallrettung ist eben diese und keine psychosoziale Betreuung (völlig wertfrei). Vermitteln: darf ich nicht.
Ich erlaube mir einfach mal eine persönliche Meinung: einerseits vollmundig beschweren, andererseits konsequent auf "ich mag nicht/will nicht/nicht mein Problem/dafür bin ich nicht zuständig/nicht meine Aufgabe" zu verweisen macht aus jeder durchaus berechtigten und sinnvollen Kritik ein konsequenzloses Gemeckere. Sorry.
Von den fachlichen Fehlern in dem Absatz mal ganz zu schweigen...
Der Rettungsdienst im Jahre 2021 besteht eben aus mehr als mit maximaler Grundgenervtheit "inlade - fortfahre - abkippe" mit vielleicht einer Blutdruckmessung und im allerschlimmsten Fall mit einem venösen Zugang zu praktizieren.
Und ja, ganz viele Sachen werden mittlerweile neben dem oben genannten erwartet - man werfe einfach mal ein Blick ins NotSanG...
Einen "Spaßanruf" oder eine böswillige Alarmierung unterstellt dir ja auch niemand.
Hier kann dir niemand beantworten, wie die Abrechnungsabteilung der zuständigen Feuerwehr solche Einsätze handhabt (es kann durchaus sein, dass Einsätze ohne Transport dem Inanspruchnehmer zur Last gelegt werden, immerhin hat die Kommune eine Leistung erbracht), es gibt die Möglichkeit solche Einsätze als "vorsorglich im guten Glauben" kostenfrei abzurechnen, es gibt aber auch die Möglichkeit, sie in Rechnung zu stellen. Aller Erfahrung nach (Achtung: persönliche Erfahrung) werden solche Einsätze nicht berechnet. Aber mit Sicherheit rausfinden wirst du das nur, wenn du bei der Feuerwehr anrufst oder abwartest.
Nein, kostet nichts. Du hattest Beschwerden, du hattest Angst. Der, der sich falsch verhalten hat, sind die RTW Leute. Das ist absolut das Letzte so zu handeln und so zu reagieren.
Wo kommen wir da hin? Dass jemand, der denkt er hätte einen Herzanfall lieber erstmal abwartet und zum Hausarzt geht, aus Angst falschen Alarm zu geben?
Gerade bei einer Panikattacke muss man da etwas mehr Verständnis zeigen.
Mach dir keine Sorgen. Generell ist aber 116117 die bessere Rufnummer, wenn du keine Angst hast zu sterben.
Mit "Angst" muss ein erwachsener Mensch lernen zu leben. Was meinst du, was los wäre, wenn der RD wegen jedem ängstlichen Menschen los fährt? Dann wäre die Auslastung des RD (die jetzt schon beängstigend ist), noch schlimmer.
Angststörungen sind auch eine Krankheit.
Aber keine, die vom Rettungsassistent versorgt werden können.
Kosten würden nur entstehen, wenn du dich hättest ins Krankenhaus fahren lassen ohne Anordnung eines Notarztes.
Das kommen selber kostet nichts ,das hat die Leitstelle ja abgesegnet.
Die aussage der Sanitäter finde ich jedenfalls nicht in Ordnung.
Das ist so nicht korrekt. Ein Transport ins Krankenhaus muss nicht durch einen Notarzt abgesegnet werden. Wenn es notwendig ist, kann der Rettungsdienst das durchaus allein entscheiden.
Ja das auch.Die sehen das aber oft sehr oberflächlich.
Auch da widerspreche ich. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber in der Regel arbeiten im Rettungsdienst durchaus fachlich hochqualifizierte und bestens geschulte Kräfte, die eine Notfallsituation sehr wohl von einer Simulation unterscheiden können. Dazu kommt, das ist im Rettungsdienst immer eine rechtliche Rest Unsicherheit gibt. Notfallsanitäter können Verdachtsdiagnosen stellen, aber haben natürlich auch keine röntgenapparate oder sonstige Dinge zur Verfügung. Wenn der Patient sagt, er hat Luftnot, dann muss er zu einem Arzt. Das ist das Krankenhaus-selbst wenn der Notfallsanitäter der Meinung ist, dass die Luftnot nur eingebildet ist muss er den Patienten sogar transportieren. Das hat hier nichts mit Oberflächlichkeit zu tun. Es wird rein aus rechtlichen Aspekten wesentlich mehr transportiert, als eigentlich notwendig wäre. Wie gesagt, im Rettungsdienst arbeiten genauso Spezialisten wie in allen anderen Berufen auch.
Ich hatte auch mal Luftnot was der Sanitäter mir aber absprach. Der Notarzt stellte dann akute Lebensgefahr fest.Mag sein das dies nur eine Ausnahme gewesen ist, ist mir aber unvergessen.
Trotzdem bin ich froh, dass es diese Jungs gibt die haben mir jetzt schon einige male sehr geholfen.
Da siehst du...
Von vorne bis hinten Unsinn.
Warum unterstellt man jemanden einfach so seine Erlebnisse als Unsinn? Genau wie die Sanitäter, die mir unterstellten, dass es mir doch gut geht. So etwas kotzt mich einfach an.
Weil deine Aussagen einfach falsch sind:
Kosten würden nur entstehen, wenn du dich hättest ins Krankenhaus fahren lassen ohne Anordnung eines Notarztes.
Auch das nichtärztliche Rettungsdienstpersonal kann die Entscheidung zu einem Transport treffen (ist dazu genau genommen sogar verpflichtet) und transportiert den Patienten demnach ohne Anordnung ins Krankenhaus, der absolut größte Teil der Patienten fährt immer ohne Anordnung eines Notarztes mit, weil schlichtweg keiner vor Ort ist. Ich verweise auch auf die gleichlautende Antwort von DorktorNoth.
Das kommen selber kostet nichts ,das hat die Leitstelle ja abgesegnet.
Die Leitstelle hat ABSOLUT nichts mit der Kostenverwaltung zu tun, das ist eine völlig andere Abteilung.
Die aussage der Sanitäter finde ich jedenfalls nicht in Ordnung.
Doch, weil es ganz offensichtlich kein Notfall war, der Rettungsdienst eh schon an der Belastungsgrenze läuft und sinnlose Einsätze extrem überhand nehmen.
Auch die Bereitstellung von Einsatzmitteln kann durchaus kostenpflichtig sein.