Rezeptfreie Schlafmittel bei ADHS?

7 Antworten

Ob mit oder ohne ADHS, die Schlafmittel sind die selben. Schlafmittel müssen grundsätzlich nicht jeden Abend genommen werden sondern einfach bei Bedarf, egal um was für eine Wirkstoffgruppe es sich handelt. Man kann auch Mirtazapin einfach bei Bedarf nehmen, denn die schlaffördernde Wirkung entfaltet sich bereits nach ca. 1 Stunde. Wenn man das Medikament jedoch zur Depressionsbehandlung benötigt, wofür es eigentlich konzepiert wurde, dann ist der tägliche Konsum zwingend notwendig. Denn die antidepressive Wirkung ergibt sich erst nach ca. 2-4 Wochen.

Das Kriterium "rezeptfrei" wird schwierig, da fast alle wirksamen Schlafmittel nur mittels Rezept zu bekommen sind. Versuchen könntest du es mit rezeptfreien H1-Antihistaminika wie Diphenhydramin oder Doxylamin. Falls du noch andere Medikamente einnimmst (egal welche, auch frei erhältliche) musst du dies dem Apotheker mitteilen.

Aber der Reihe nach...

Klassische Schlafmittel stammen aus der Gruppe der Benzodiazepine und Z-Drugs. Benzodiazepine wirken angstlösend, entspannend, beruhigend und schlaffördernd während Z-Drugs "lediglich" schlafanstossend bzw. schlaferzwingend wirken. Es gibt Benzodiazepine mit einer kurzen (z.B. Midazolam, Triazolam), einer mitteleren (z.B. Lorazepam, Oxazepam) und einer langen (z.B. Diazepam, Flurazepam) Wirkdauer. Je nach Wirkdauer wacht man früher oder später auf bzw. ist man am nächsten Morgen müde oder auch nicht. Aus der Gruppe der Z-Drugs werden vorwiegend zwei Medikamente verwendet: Zolpidem (kurze Wirkdauer) und Zopiclon (mittlere Wikdauer). Benzodiazepine und Z-Drugs sind hoch effektive Medikamente welche fast keine Nebenwirkungen haben, doch haben sie einen entscheidenden Nachteil: Bei zu häufigem Konsum machen sie schwer körperlich und psychisch abhängig. Folglich dürfen diese Arzneimittel nur für kurze Zeit (bei Schlafstörungen max. 10 Tage) oder nur punktuell verwendet werden.

Bei regelmässigen Schlafstörungen werden deshalb Medikamente anderer Wirkstoffgruppe sozusagen "zweckentfremdet". In erster Linie handelt es sich dabei um rezeptpflichtige sedierende Antidepressiva wie beispielsweise Mirtazapin, Doxepin, Trimipramin, Agomelatin oder Trazodon. Jeder Mensch reagiert auf jedes Antidepressivum etwas anders. Das betrifft sowohl die Ausprägung der schlaffördernden Wirkung als auch die der Nebenwirkungen. Und damit wären wir auch schon beim Nachteil sedierender Antidepressiva. Sie machen zwar nicht abhängig, können jedoch zahlreiche Nebenwirkungen haben.

Eine weitere Option sind sedierende Neuroleptika. Am häufigsten werden die Medikamente Quetiapin, Promazin, Promethazin, Pipamperon und im Extremfall auch Levomepromazin verwendet. Sie machen nicht abhängig und wirken zuverlässiger als die meisten sedierenden Antidepressiva, doch haben sie noch mehr Nebenwirkungen. Hinzu kommt der Nachteil, dass viele (nicht alle) Konumenten am nächsten Morgen noch ziemlich durch den Wind sind.

Es gibt noch eine letzte Opiton und das sind sedierende H1-Antihistaminika. Bekannt sind vor allem Diphenhydramin (rezeptfrei), Doxylamin (rezeptfrei) und Hydroxyzin (rezeptpflichtig). Sie machen auch nicht abhängig und haben in der Regel weniger Nebenwirkungen als sedierende Antidepressiva und Neuroleptika, wirken bei gewissen Personen jedoch weniger zuverlässig. Aber wie bereits erwähnt ist die Wirksamkeit bei vielen Psychopharmaka sehr individuell.

Ich persönliche habe mit Trazodon (sedierendes Antidepressivum, rezeptpflichtig) eine Lösung gefunden. Trazodon hat vergleichsweise wenige Nebenwirkungen, wirkt bei mir aber relativ gut. Erst hatte ich Tabletten mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung, doch davon war ich am nächsten Morgen noch müde. Dann verschrieb mir der Arzt jene mit unmittelbarer Wirkstofffreisetzung. Ich kann relativ gut einschlafen, schlafe mehr oder weniger durch und bin am nächsten Morgen nicht komplett durch den Wind.

Schlaftabletten, sog. Hypnotika haben in der Psychiatrie nichts verloren, es sei denn, es handelt sich um schwerste Depressionen oder andere Neurosen.

ADHS und Schlafstörungen sind bekannt. Aber mein Lieber, die Schlaftabletten werden das nur verschlimmern. Denn ein ADHSler hat perse schon ein absolut riesiges Suchtpotenzial und die Schlafproblematik bei ADHS kommt nicht von nirgendwo.

  • Was du brauchst um Abends gut einschlafen zu könne: Richtige Ernährung und v.a Sport. Renn dich am Abend kaputt. Dann wirst du Schlafen wie ein Baby

Viele ADHSler sind Faul und haben deswegen eben eine schlechte Ernährung, machen wenig Sport und wollen so den Weg des geringsten Widerstandes. Dieser Weg ist aber die Zielgerade ins Verderben.

DarkNerd 
Beitragsersteller
 30.05.2020, 18:01

Ich habe die Schlafstörungen ja nicht häufig, Faulheit und Sucht sind mir auch fremd. Ich mache viel Sport und ernähre mich gesund.

Pharmatastisch  30.05.2020, 19:58
@DarkNerd

Schlaftabletten sind immer der Weg des geringsten Widerstandes. Ergo: Faulheit.

Gerade, wenn du die Schlafstörungen nicht oft hast, kannst du da ja locker durch. Es gibt immer solche Nächte. Das kennt und hat jeder.

Und zur Sucht neigt man immer, wenn man ADHS. Wenn du nicht zu Sucht neigen würdest, hättest du kein ADHS.

Schlaf und Nerventee.

Hoggar Night

Ich nehme Loratidin, das ist ein Mittel gegen Allergie - es ist auch schlaffördernd. Es darf nicht über einen längeren Zeitraum genommen werden. Es ist rezeptfrei zu bekommen.

Rezeptpflichtig sind Praxiten - ein Benzodiazepin - wirkt gegen Angststörungen und Einschlafstörungen.

Rezeptpflichtig sind Neuroleptika - etwa Olanzapin - das wird bei Psychischen Störungen verschrieben, es wirkt auch schlaffördernd. Ich bin kein Arzt, würde aber meinen, dass es auch bei ADHS eine dämpfende Wirkung hat.

Passedan Neventropfen helfen auch gegen Einschlafstörungen - sind rezeptfrei. Diese Tropfen bewirken keine Beeinträchtigung beim Bedienen von Maschinen - etwa Autofahren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Lass das lieber, diese rezeptfreien Schlafmittel wie Diphenhydramin oder Doxylamin sind neurotoxisch und verursachen Demenz, solchen Müll würde ich mir nicht geben.

Pharmatastisch  30.05.2020, 20:01

H1 Antihistaminika sind absolut nicht neurotoxisch, aber auch nicht für diese Indikation empfehlenswert.

DarkNerd 
Beitragsersteller
 30.05.2020, 18:02

Aber nur bei langfristiger Einnahme (aber eigentlich nicht bei einem Mal)

kisstoday  30.05.2020, 18:28
@DarkNerd

Jedes mal steigert die Schäden, tu deinem Körper einen Gefallen und lass es.