Tipps als Rettungssanitäter?
Hi
Ich interessiere mich seit neuestem für Rettungssanitäter und so. Ich wollte dieses Jahr in der Schule eine Ausbildung zur Schulsanitäterin machen, aber durch Corona geht das nicht. Gibt es hier jemanden, der damit Erfahrungen hat? Welche Fächer braucht man dafür? Welchen Abschluss mit welchem Schnitt? Kann man da auch ein Praktikum machen? Wie ist die Bezahlung? Wie lange braucht die Ausbildung?...
Und wenn jemand von euch davon Ahnung hat, habt ihr noch andere Tipps, wie ich merken kann, ob das wirklich ein guter Job für mich wäre?
Danke und LG
Luisa
7 Antworten
Ich gehe mal davon aus, dass du dich über den Unterschied zwischen Rettungssanitäter (RS) und Notfallsanitäter (NFS) informiert hast... Falls nicht: Nachholen! Diesen Unterschied zu kennen, ist absolut notwendig, bevor man sich wirklich damit beschäftigt.
Der RS ist im Rettungsdienst quasi eine angelernte Hilfskraft. Das ist keine Berufsausbildung, mit allen Konsequenzen.
Die Ausbildung zum RS dauert drei Monate (3-4 Wochen Lehrgang, 4 Wochen Klinikpraktikum, 4 Wochen Rettungswachenpraktikum, 1 Prüfungswoche). Du solltest aber damit rechnen, dass das eigentliche Lernen erst nach dieser Zeit anfängt - ein guter RS sollte nicht nur an Einsatzpraxis, sondern auch an medizinischem Wissen deutlich mehr drauf haben als was in der Prüfung verlangt wird. Er muss immerhin dem NFS zuarbeiten und muss dazu antizipieren können, was der als nächstes braucht. Und er sollte dem NFS durchaus auch ein Bisschen über die Schulter gucken können, ob er gerade dabei ist einen groben Fehler zu machen.
Obendrein musst du kalkulieren, einen Führerschein der Klasse C1 zu benötigen, da der RS auf dem Rettungwagen nur zum Fahrer qualifiziert ist und ohne Führerschein für den Rettungswagen (meist 4-5t) nicht eingesetzt werden kann. In vielen Bundesländern ist man als RS allerdings auch als Transportführer (Beifahrer) im Krankentransport qualifiziert... Dafür reicht in der Regel der B-Führerschein, das ist aber eher mit Taxifahren zu vergleichen.
Gut daran, dass der RS keine Berufsausbildung ist, ist dass die Einstiegsvoraussetzungen sehr niedrig sind: Du brauchst irgendeinen Schulabschluss, musst zum Ausbildungsbeginn mindestens 17 sein (Rettungswachenpraktikum u18 kannst du aber vergessen) und solltest körperlich einigermaßen gesund sein.
Die Bezahlung ist unterschiedlich, je nachdem wo du angestellt bist. Es soll Rettungsdienste geben, in denen man als RS gerade so auf den Mindestlohn heraus kommt. In Rettungsdiensten, die an den TVÖD angeschlossen sind, kommen durchaus 2500€ (brutto!) zusammen. Da kommt so mancher nach einer Berufsausbildung nicht hin.
Kann man da auch ein Praktikum machen?
Das entscheidet jeder Rettungsdienst von Fall zu Fall selbst. Fragen kostet nichts und bei einer Absage fragt man eben beim nächsten Rettungsdienst nach. Da die Arbeitszeiten im Rettungsdienst aber mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz nicht vereinbar ist, musst du damit rechnen dass du als Minderjährige nur im Krankentransport (=kürzere Schichten) mitfahren darfst.
habt ihr noch andere Tipps
Solltest du NFS und RS verwechselt haben und tatsächlich die Ausbildung zum NFS machen zu wollen: Gehe davon aus, dass von >10 Bewerbern pro Ausbildungsstelle mindestens die Hälfte schon Einsatzerfahrung als RS mitbringt. Das bedeutet, dass jemand, der noch kein RS ist, quasi keine Chance auf einen NFS-Ausbildungsplatz hat.
wie ich merken kann, ob das wirklich ein guter Job für mich wäre?
Ich bin der Meinung, dass man das eigentlich nicht wirklich wissen kann, bevor man es wirklich selbst erlebt.
- Es ist eine Sache, zu wissen "man wird auch mal an Heiligabend in der Nachtschicht sein". Und eine andere, dann tatsächlich auf der Wache vor dem Fernseher zu sitzen und zu wissen, dass daheim die ganze Familie vor dem Baum sitzt.
- Es ist eine Sache, zu wissen "früher oder später wird man einen Toten sehen", aber eine andere, dann tatsächlich dazustehen und sich mit dem Kollegen zu überlegen, dass man die Leiche wohl lieber ordentlich ins Bett legt und zudeckt.
- Es ist eine Sache, zu wissen "ich werde schwere Verletzungen sehen"... das fühlt sich aber ggf. ganz anders an, wenn man mal in der Blutlache kniet und zwei zerquetschte Beine vor sich hat.
- Es ist eine Sache, zu wissen "auch in der Nachtschicht hat man Bagatelleinsätze"... und es ist eine andere, die Ruhe zu bewahren, wenn einem die Oma Sonntags früh um 3 erklärt, dass ihr Mann seit zwei Wochen eine Lungenentzündung hat und jetzt die dritte Nacht in Folge schlecht Luft bekommt.
- Es ist eine Sache, zu wissen dass der Job auch mal anstrengend wird. Und eine andere, vor einem nicht gehfähigen 150kg-Patienten im Dachgeschoss zu stehen und an die enge Treppe zu denken.
Von denen, mit denen ich damals mein FSJ im Krankentransport gemacht habe, hat die Hälfte schon nach zwei Monaten gesagt "ich bin froh, wenn das Jahr vorbei ist". Ich persönlich hatte das FSJ gemacht, weil mir nichts anderes einfiel... und war überrascht zu entdecken, dass mir dieser Job wahnsinnig viel gibt.
Der Rettungssanitäter stellt in Deutschland keine anerkannte Berufsausbildung dar sondern ist eine Qualifikation, die nach den Rettungsdienstgesetzen (RDG) der Länder zur Übernahme von bestimmten Tätigkeiten im Rettungsdienst berechtigt (Fahrer/Assistenzperson in der Notfallrettung, selbstständig im qualifizierten Krankentransport).
Die Qualifizierung zum Rettungssanitäter dauert insgesamt mindestens 520 Stunden (circa dreieinhalb Monate) und besteht aus vier Modulen: Rettungssanitäter- Grundlehrgang an einer Rettungsdienstschule mit Theorie und mit praktischen Notfallübungen (i.d.R. Abschluss mit einer Prüfung zum Rettungshelfer), 160 Stunden Praktikum in einem Krankenhaus (i.d.R. 80 Stunden in der Anästhesiologie/OP und 80 Stunden in der Notfallaufnahme oder auf der Intensivstation), 160 Stunden Praktikum im Rettungsdienst an einer anerkannten Lehrrettungswache, davon nach Möglichkeit mindestens 80 Stunden an einer LRW mit Notarztstandort und zuletzt mindestens 40 Stunden Rettungssanitäter- Abschlusslehrgang mit der Abschlussprüfung (schriftlich, mündlich und praktisch), dann ist man Rettungssanitäter.
Die Qualifikation kann entweder als Selbstzahler absolviert werden oder im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) im Rettungsdienst erworben werden. Das FSJ ist auch gut um zu schauen, ob der Rettungsdienst einem überhaupt liegt. Voraussetzungen sind allerdings immer die Volljährigkeit und eine Fahrerlaubnis, mindestens eine Fahrerlaubnis der Klasse B. Willst du als Rettungssanitäter "richtig" hauptberuflich arbeiten, dann bedarf es heutzutage aufgrund der immer schwerer werdenden Rettungswagen einer Fahrerlaubnis der Klasse C1 (LKW bis 7,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse).
Die "richtige" Berufsausbildung im Rettungsdienst ist seit 2014 der Notfallsanitäter, dieser, absolviert eine anspruchsvolle dreijährige Berufsausbildung bestehend aus 1.920 Stunden theoretischem und praktischem Unterricht an einer staatlich anerkannten Schule, 720 Stunden praktischer Ausbildung in verschiedenen Fachabteilungen eines geeigneten Krankenhauses (insbesondere in der Anästhesiologie/OP, der Notfallaufnahme und auf der Intensivstation) und 1.960 Stunden praktischer Ausbildung im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache. Am Ende der Ausbildung, erfolgt eine staatliche Prüfung bestehend aus mehreren schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfungsteilen. Auszubildende zum Notfallsanitäter erhalten ab dem ersten Tag der Ausbildung eine Ausbildungsvergütung. Man muss allerdings sagen, dass die Ausbildungsplätze derartig begehrt sind, dass meist diejenigen Erfolg haben, welche bereits als Rettungssanitäter qualifiziert sind und als solche ein, zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt haben, externe Bewerber/innen, haben selten Erfolg. Mfg.
Bezüglich eines Praktikums, kannst du einfach mal bei den Rettungswachen in deiner Umgebung anfragen. Wenn du noch minderjährig bist, dann ist es vermutlich eher nicht möglich, ein Praktikum zu machen. Mfg.
Der Rettungssanitäter ist keine Berufsausbildung, sondern nur eine Qualifikation die in ca. 3,5 Monaten erworben wird. Sie besteht aus 160 Stunden Schule, 160 Stunden Krankenhauspraktikum, 160 Stunden Rettungsdienstpraktikum und 40 Stunden Prüfungslehrgang. Danach bist (wenn du die Prüfung bestehst) schon Rettungssanitäter.
Willst du einen richtigen Beruf lernen ist Notfallsanitäter der Job der Wahl. Hier macht man eine ordentliche 3-jährige Ausbildung und kriegt auch schon während der Ausbildung seine Ausbildungsvergütung.
Je nachdem wo man im Anschluss arbeitet variiert auch das Gehalt. Aber die 2000 € sollte man mittlerweile fast überall überschreiten (ich bin da aber nicht so gut informiert was der Markt gerade in welcher Region bietet, weil ich als Feuerwehrbeamter zwar auch Notfallsanitäter bin, aber die Gehälter da nicht wirklich vergleichbar sind).
ein Praktikum ist möglich, aber bei den Organisationen, deren KTWs auch als FR ab 18. In der Regel kommst du über ein FSJ zu dem Lehrgang für den Rettungssanitäter. Die Lehrgangszeit beträgt 3 Monate, davon jeweils einer in der Rettungsdienstschule, im Krankenhaus und auf dem RTW.
Schau einfach mal, ob die Voraussetzungen passen, du kein Problem mit dem Schichtdienst und 12 oder 24 Stunden Schichten hast und ob dir die präklinische Notfallmedizin Spaß macht.
Eine gute Möglichkeit, um es näher kennenzulernen, wäre (je nach Alter) eine Jugengruppe, wie das JRK, oder eine Bereitschaft. Allerdings treffen sich beide momentan nicht und Neue werden, zumindest in meinem KV gerade nicht angenommen.
Egal wie es später weitergeht, die Ausbildung zum Schulsanitäter kann ich nur empfehlen. Mir hat es sehr Spaß gemacht und ich habe viel gelernt. Ich will später eher nicht in dem Bereich arbeiten, aber der Kurs ist für jeden sinnvoll!