Übertragungs- und Gegenübertragungsliebe mit meinem Psychotherapeuten? Erfahrungen, Tipps und/oder Ratschläge? (Vielleicht von Psychologen selbst)?

2 Antworten

Hallo!
Du hast das jetzt sehr offen und recht anschaulich beschrieben.
Mein Eindruck nach deiner (wohlgemerkt: deiner) Schilderung des Therapeutenverhaltens war, dass hier offenbar tatsächlich in unzulässiger Weise übliche Grenzen der professionell geforderten Zurückhaltung ('Abstinenz') missachtet worden sind.
Und wie auch in diesem Fall zu sehen ist (so zumindest meine Einschätzung) führt das eher zu (emotionaler) Verwirrung, als dass es hilft, auf Seiten des Patienten seine Erlebnisse und seine Gefühle zu klären, was ja (unter anderem) Ziele der Therapie sind.

So wie du es schilderst, denke ich schon, dass dein Therapeut dich sehr gemocht hat. Das hat jetzt aber mit einer (Liebes-)Beziehung im realen Leben nur wenig zu tun. Ehrlich gesagt, halte ich eine solche für nicht tragfähig. Da ist zum einen eure Ausgangssituation (Therapeut / Patient) und es bestehen - mal abgesehen vom Altersunterschied - sehr unterschiedliche Lebenswelten.

Du hast jetzt aber starke Gefühle für ihn. Nun, du hast selbst sehr viel Sehnsucht nach dem Vater angedeutet und offenbar war da dein Therapeut ein guter Ausgleich und im gewissen Sinne hatte er eine Stellvertreter-Funktion.
Ich würde dir dringend raten, es dabei zu belassen.
Sei dankbar für diese Zeit und die spürbare Wertschätzung und Liebe (im unerotischen Sinne), die du erfahren und bekommen hast!
Du könntest, wenn du wieder eine Welle der Sehnsucht aufkommen spürst, vielleicht einfach im Geiste (oder Herzen): "Danke!" sagen - "Danke für diese Zeit, die mir sehr geholfen hat!". - Und  dann wende dich wieder DEINEM Leben zu!
(Das waren jetzt ein paar Gedanken von mir dazu; und ich kenne die Thematik ganz gut, darf ich dazusagen ...)







Mag sein, dass er ein guter Mensch ist. Das glaube ich auch gerne - wäre eine Schande, wenn ein Therapeut kein guter Mensch ist ;)

Denke du hast dich so sehr zu ihm hingezogen gefühlt, weil er dir Aufmerksamkeit gab, dich und dein Handeln bekräftigt hat, dir in der Therapie nichts peinlich sein musste, du weinen konntest, er immer nett war, verständnisvoll, dir zugehört hat, obwohl es so viele nicht taten und deine Probleme wirklich begriffen hat und darauf eingegangen ist.
Es kommt häufiger vor, dass man sich dann zu dem Therapeut hingezogen fühlt. Was auch verständlich ist. Manche haben das alles nicht so wirklich erlebt und auf einmal kommt eine Person, die einem das alles gibt.

Es ist sehr gut, dass du zu einer Therapeutin gegangen bist. In so einer Beziehung kann man keine guten Therapieerfolge erzielen.

Ich finde es eher kritisch, dass du ein Verhältnis mit ihm eingehen willst. Therapeut - ehemals Klient ist das selbe wie Lehrer - ehemals Schüler -> i-wie komisch und "sollte" man auch nicht machen.

Liebe gestehen würde ich deshalb nicht und wenn du es unbedingt aber machen willst, dann schon gar nicht per Mail..

Überlege dir gut, was danach passieren soll. Er wird sicherlich nichts mit einer ehmaligen Klientin anfangen.. horche auch in dich hinein und beantworte die Frage ehrlich: Hast du dich in ihn als Person verliebt oder nur in das Konstrukt einer lieben Person, die für dich da ist, der du nicht egal bist und so weiter?

Mit wie vielen Jahren hast du den Therapeut gewechselt?

Ich würde mir das aus dem Kopf schlagen.. eine Beziehung würde nur komisch anfangen. Immerhin ist Therapeut und Klient ja ein bestimmtes Verhältnis. Ich will nicht sagen, dass der Klient dem Therapeut untergeordnet ist, aber i-wie hat ja der Therapeut das Wissen und gibt das ständig an dich weiter. Weißt was ich meine? Könnte so gar keine Beziehung anfangen.

Schau mal lieber, ob der Therapeut schon eine Familie bzw. Freundin/Frau hat. Dann fällt es dir leichter ihn zu vergessen.

LG :)