Wann wird man bei einer Narkose intubiert?
Hi,
ich hatte heute meine erste Operation, es war nur eine kleine (Weisheitszähne), sie ging ca. 25 Minuten lang. Als ich das Mittel zum Einschlafen gekriegt habe, hab ich direkt gemerkt, wie alles um mich herum verschwimmt und nach ein paar Sekunden waren meine Lider so schwer, dass ich sie nicht mehr offen halten konnte. Ist ja alles normal und so, und dann nach weiteren Sekunden wurde ganz plötzlich meine Atmung total langsam, also das Atmen war so schwer wie die Lider offen zu halten. Ich hatte voll Angst, dass ich ersticke. Die Ärzte waren aber immer noch voll gemütlich und haben sich nich sooo krass beeilt. Daher meine Frage, aus Interesse: Kann der Körper in einer Vollnarkose noch eine Zeit lang selbstständig atmen (allerdings dann sehr schwer) oder kann er gar nicht mehr atmen, und wenn ja, wie schnell sollte man die Person dann intubieren ohne dass sie erstickt oder so? ^^
LG
3 Antworten
Um die Frage mal ganz genau zu beantworten: Pauschal kann man keine Aussage über die Atmung in einer Vollnarkose machen. Es kommt immer darauf an, welche Medikamente verwendet werden und wie sie wirken oder auch nebenwirken, ums mal so zu formulieren.
In der Regel haben alle wesentlichen Narkosemedikamente Auswirkung auf die Atmung, wie stark diese ist, kommt auf die Dosis an, auf die Injekttionsgeschwindigket und auch auf den Patienten. Die wesentlichen Narkosemittel sind:
Opioide, das sind die Schmerzmittel und diese wirken sich in der Regel mittels einer Atemdepression auf die Atmung aus. Atemdepression bedeutet, dass der Atemreiz herabgesetzt wird und damit die unwillkürliche Atmnung gewschwächt wird. Unwillkürliche Atmung ist die automatische, normale Atmung, die du machst, ohne daran zu denken. Bei einer Atemdepression "vergisst" du einfach zu atmen. Du kannst aber den Effekt durch eine bewusste Atmung aufheben. Normalerweise fordern die Anästhesisten die Patienten auf, tief einzuatmen, wenn das Opioid gespritzt wird. Diese atmen dann solange, bis sie eingeschlafen sind, dann können sie nicht mehr dran denken. :)
Eine Nebenwirkung ist die von dir erlebte Muskelrigidität oder Thoraxrigidität.
Kommt auch vor, aber nicht so häufig und ist ein Phänomen, das bei den Narkoseärzten bekannt ist, und womit sie umgehen können.
Hypnotika: Das ist das Mittel zum Einschlafen. Es führt auch zu einer beeinträchtigung der Atmung, allerdings nur in den Dosen, die für eine Narkose erforderlich sind. Die Atmung fällt aber dann erst aus, wenn die Patienten eingeschlafen sind.
Relaxantien: Werden verabreicht, um die Muskeln zu entspannen und aus zwei Gründen eingesetzt: Erstens wenn die OP eine Muskelentspannung erfordert. und zweitens um die Intubation möglich zu machen, müssen die Stimmbänder entspannt sein. Wenn die Muskeln entspannt sind, geht auch keine Atmung mehr, auch nicht mehr willkürlich. Das Relaxans wird aber erst verabreicht, wenn du weg bist und die Wirkung setzt so nach zwei Minuten ein, wie Dr. Noth schon erklärt hat.
Spätestens nach dem Einschlafen werden die Patienten dann mit der Maske beatmet, das wird bei dir genauso gewesen sein, also hattest sicher keine Hypoxie (Sauerstoffmangel) zu befürchten.
Du hast nicht erwähnt, ob du bereits vor dem Einschlafen eine Atemmaske aufgesetzt bekommen hast. Vor der Narkoseeinleitung sollten die Patienten so drei Minuten lang reinen Sauerstoff zum Atmen bekommen. Die normale Raumluft besteht ja nur zu 20 % aus Sauerstoff, zu 80% aus Stickstoff. Durch das Atmen von Sauerstoff im Vorfeld der Narkose wird der Stickstoff durch Sauerstoff ersetzt und die Sauerstoffreserven in der Lunge verfünfachen sich (zumdindest theoretisch) Auf alle Fälle führt das dazu, dass diese Sauerstoffreserven bis zu 8 Minuten reichen. Und das reicht fett für eine Intubation.
Solltest du also nochmal unter Narkose operiert werden, brauchst du dir keine Sorgen wegen dem Erlebten haben: Erstens haben die Ärzte das im Griff und zweitens, wenn du selber was machen willst, erzähl beim Narkosegespräch von deinen Empfindungen bei deiner letzten Narkose. Weiterhin kannst du ja auch von dir aus danach fragen, Sauerstoff vorzuatmen. Sollte es dann nochmal vorkommen, weißt du ja, dass es vielleicht unangenehm, aber nicht gefährlich ist.
Ja, klar wird bei der Weisheitszahn - OP durch die Nase intubiert. Wenn ich von einer Maske bei deiner OP gesprochen habe, dann für die Zeit nach dem Einschlafen bis zur Intubation. Das wird eigentlich immer gemacht, unabhängig davon, dass dann intubiert wird. Einfach nur, um ausreichend Sauerstoffreserven in die Lungen zu kriegen.
Direkt nach dem einschlafen wird ein Muskelrelaxans gespritzt. Bis dieses wirkt und damit die Intubation möglich macht , dauert es etwa 2 Minuten. Diese Zeit könnte der Körper theoretisch auch ohne Sauerstoffzufuhr auskommen. Um die Reserven zu schonen, wird aber in der Regel mittels Beatmungsbeutel und Maske beatmet, bis das Relaxans wirkt. Dadurch hat der Körper immer genug Sauerstoff zur Verfügung. Selber atmen kann man nicht mehr.
Das Gefühl zu ersticken kann gelegentlich beim einschlafen kommen, wenn das zuvor gespritzten starke Schnerzmittel, ein Opioid, zu wirken anfängt. Es kann mitunter den Brustkorb sehr unbeweglich machen, was schwierige Atmung auslöst. Zudem verlangsamt es die Atmung auch. Dieses unangenehme Gefühl, so es denn auftritt, ist zum Glück meist nur von kurzer Dauer.
Das höre und lese ich immer wieder. Ich kann absolut nicht verstehen, dass Anästhesisten immer wieder so gewissenlos sind und auch kein Einfühlungsvermögen besitzen. Da ich in Duisburg Fahrn einen Narkoseschaden erlitten habe, macht mich dies immer sehr sauer. Hast du denn keine Maske mit Sauerstoff vorgehalten bekommen bevor du eingeschlafen bist? Das ist eigentlich Standard. Gewissenhafte Anästhesisten machen dies auch. Leider gibt es Anästhesisten, die ihre eigenen Regeln aufstellen oder anders ausgedrückt, sie spielen lieber Gott. Viele Anästhesisten meinen ja, dass diese gewissenlose Einleitung einer Narkose keinen Einfluss auf die Gesundheit des Patienten hat bzw. keinen gesundheitlichen Schaden verursachen kann. Das lässt für mich den Schluss zu, dass Anästhesisten in Psychologie sehr schlecht ausgebildet sind bzw. wurden. Eigentlich müsste der gesunde Menschenverstand ausreichen, um zu erkennen, dass der Patient gerade große Angst hat, weil er gerade alle wichtigen Körperfunktionen an ihm abgibt bzw. dass leben des Patienten in seine Hände gelegt wird. Der Patient weiß, dass er gleich keinen Einfluss mehr auf seine Körperfunktionen hat und sich auf fremde Menschen verlassen muss. In so einer Situation auch noch eine Atemnot zu provozieren halte ich für gewissenlos bzw. unverantwortlich. Nicht nur, dass er eine kurze Hypoxie provoziert oder sogar herbeiführt, falls es Probleme bei der Intubation geben sollte, nein! er geht respektlos mit dem Patienten um. Das ist in Deutschland mittlerweile Standard geworden und keiner tut etwas dagegen. LG
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2001-16671
Danke! Übrigens, da du wahrscheinlich über kein med. Wissen verfügst, möchte ich dir erklären worum es geht. Du musst wissen, dass die Zeit, in der ein OP-Saal genutzt wird, sehr teuer ist. Also auch hier gild leider "Zeit ist Geld". Dieser Zustand hat sich enorm verschlimmert, seit dem immer mehr KH privatisiert werden und der Staat sich aus der Verantwortung zieht.
In unserem Krankenhaus (darf aber keinen Namen nennen) wird dem Chirurgen vorgeschrieben, wie lange er den OP bei einer Appendektomie (Blinddarm Entfernung) belegen darf. Braucht er länger, wird ihm ein schlechtes Gewissen gemacht und es wird nachgefragt, warum er die Zeit überschritten hat. Das verursacht schon vor der OP Stress.
Nun zu deinem Problem. Ein gewissenhafter Anästhesist hätte dich aktiv präoxygeniert. Das heißt, er hätte dir drei Minuten lang eine dicht anliegende Maske mit reinem Sauerstoff auflegen müssen und du hättest eigenständig drei Minuten den Sauerstoff einatmen müssen. Denn erst danach hast du eine Apnoezeit von ca. 8 bis 10 Minuten. In dieser Zeit bekommt dein Körper bzw. Gehirn ausreichend Sauerstoff ohne das du beatmet werden musst. Also der Anästhesist kann sich im schlechtesten Fall 8 Minuten Zeit lassen um dich zu intubieren. Normaler Weise benötigt er aber keine 8 Minuten zum Intubieren wenn alles normal läuft.
Leider machen dies nur sehr wenige Anästhesisten. Die meisten A. präoxygenieren dich passiv nach dem Einschlafen. Das heißt, du atmest nicht mehr selber, sondern wirst beatmet und das auch nur solange, bis das Muskelrelaxans seine volle Wirkung zeigt ( in der Regel 2 Minuten) sonst kannst du nicht intubiert werden. Zum Glück geht diese Vorgehensweise zu 99% immer gut.
Hier ein Beispiel, wo es nicht gut gegangen ist. Ein Patient 74 Jahre mit einigen Vorerkrankungen wurde nicht ausreichend bzw. insuffizient präoxygeniert. Ein ängstlicher Anästhesist hat die Einleitungsmedikamente falsch berechnet bzw. unzureichend etc. Plötzlich bekommt der Patient einen Spasmus und lässt sich nicht intubieren. Trotz Koniotomie (Luftröhrenschnitt) ist er leider verstorben. Hätte der Anästhesist den Patienten vorher drei Minuten aktiv präoxygeniert, wäre die Koniotomie wahrscheinlich erfolgreich gewesen.
Natürlich reicht die Zeit der Aufklärung beim Aufklärungsgespräch nicht aus, um den Pat. alles zu erklären. Es wird immer nur der Idealzustand erklärt und was evtl. passieren bzw. schief gehen kann. Es wird aber nicht erklärt, dass der Anästhesist sich wahrscheinlich nicht an die Vorschriften bzw. Regeln hält. Leider! Sonst würde sich ja kaum noch jemand operieren lassen. Wie gesagt, in 99% der Fälle geht es ja trotzdem gut.
Ich bin jedenfalls sehr sauer über solche Vorgehensweisen. Ich bin zum Glück nicht gestorben, habe aber einen Narkoseschaden erlitten. Bei jeder Narkose sterben Gehirnzellen ab. Auch ohne Fehler. LG
http://www.youtube.com/watch?v=44tH98eLrkQ
Danke! So erging es auch mir. Obwohl ich um eine aktive Präoxygenierung und noch einige andere Dinge gebeten hatte und mir dies im Prämedikationsgespräch (Aufklärungsgespräch) auch versprochen wurde, hat sich der Anästhesist und auch die Anästhesistin (es fand kurz vor der Einleitung ein Wechsel statt) nicht daran gehalten. Da ich auf die Sauerstoffmaske gewartet habe, war für mich unvorstellbar, dass man mir schon vorher das Hypnotikum (Schlafmittel) spritzt. Darum habe ich auch zu spät bemerkt, dass man mir schon heimlich ohne mich zu informieren das Hypnotikum gespritzt hatte. Als ich hörte, wie der Anästhesiepfleger der Anästhesistin zurief, "habe 400 mg Trapanal gegeben" wurde mir klar, das ich gleich ohne aktive Präoxygenierung (Sauerstoff) einschlafen werde. Leider bin ich nicht mehr dazu gekommen, um zu rufen, " ich nehme meine Einwilligung zur Narkose zurück". Ich hatte auch um Propofol gebeten. Stattdessen hat man mir einfach Trapanal (Thiopental) gegeben ohne mich zu fragen, ob ich auch damit einverstanden bin. Weitere Einzelheiten möchte ich nicht preisgeben. Aber das man so skrupellos und verständnislos mit mir umgegangen ist und sich nicht an die Vereinbarungen gehalten hat, finde ich einfach fahrlässig, verantwortungslos und kriminell. Meine Wut ist immer noch sehr groß! LG
Hi, nein ich habe keinen Sauerstoff vorgeatmet. :) Ich kam rein, habe die Kanüle in meinen Arm bekommen, dann die Medikamente und dann bin ich eingeschlafen. Ich hatte ja auch während der OP keine Maske auf, sondern einen Tubus durch die Nase, weil ich ja im Mund operiert wurde. ^^