Wie verhält sich das bzgl Fettverbrennung und Süßstoffe?

Die Frage, ob es diese sogenannte cephalische Insulinausschüttung (also Insulinausschüttung alleine durch kalorienfreie Süßstoffe, aufgrund des Geschmacks) wirklich gibt (man streitet sich noch darüber) ist eigentlich ein Scheinproblem.

Denn letztlich ist beim halbwegs gesunden Menschen nicht das Insulin die Fettverbrennungsbremse (zumal entsprechend trainierte Muskeln auch bei erhöhtem Insulin Fett verbrennen können). Sondern die Kalorienzufuhr!

Nur mal angenommen ein kalorienfreies Bonbon verursacht eine massive Insulinausschüttung - was passiert dann? Der Blutzuckerspiegel sinkt. Das stört die Fettverbrennung keineswegs, kann aber für dich unangenehm sein oder dich sogar umhauen, wegen Unterzuckerung. Auf alle Fälle nimmst du davon nicht zu. Möglicherweise kriegst du durch die bedauerliche  Unterzuckerung Kohldampf und holst dir erstmal nen Döner. Dann kannst du natürlich zunehmen. Aber vom Döner, nicht vom Bonbon!

Letztlich muss die Frage also lauten, ob ein Bonbon mit Süßstoff deinen Appetit zügelt, oder ihn anregt. Und das merkst du ja eigentlich selbst.

Die Aussage, dass Kohlenhydrate die Fettverbrennnung verhindern, ist auch eine Scheinwahrheit. Das tut sie zwar schon irgendwie - aber nur in dem Maße, wie sie Kalorien liefern. Die Kalorien, die der Körper aus dem Bonbon holt, die holt er jedenfalls nicht aus den Fettdepots. Aber ein Bonbon das 2g Zucker enthält, das hat halt nur 8 Kalorien. An denen hängt's wohl kaum.

Umgekehrt erhöht Fett den Insulinspiegel nicht. Trotzdem nimmst du nicht schneller ab, wenn du statt 1000kcal Kohlenhydraten eben 1000kcal Fett zu dir nimmst. Denn der Körper verbrennt in der Bilanz kein Depotfett, solange er Nahrungsfett übrig hat. Ist genau wie mit dem Bonbon.

Zu guter Letzt kenne ich gar keine kalorienfreien Bonbons mit Süßstoff. Ohne Zucker, ja. Mit Süßstoff, ja. Aber aus Süßstoff alleine kann man kein lutschbares Bonbon pressen. Alle mir bekannten zuckerfreien Bonbons verwenden daher Zuckeraustauschstoffe wie z.B. Sorbit. Die haben aber praktisch immer Kalorien, wenn auch nur ca. halb soviele wie Zucker. Nur weil sie auch weniger süß schmecken, packt man Süßstoff rein - um diesen Makel zu überdecken.

Fazit: Ernähre dich so, dass du dich gut fühlst, keine Fressattacken kriegst, und Lust zu sportlicher Aktivität hast. Denn das ist der beste Indikator dafür, dass der Körper bereitwillig Energie raushaut. Low Carb kann dahingehend tatsächlich hilfreich sein, aber die Erfahrungen sind unterschiedlich (meine persönlichen sind positiv). Zu wenig Kalorien sind in aller Regel eher ungünstig. Wenn das alles hinhaut, dann kommt es auf gelegentlich ein Bonbon echt nicht an - egal ob mit oder ohne Zucker (für die Zähne macht es natürlich immer noch einen Unterschied).

Low Carb hat alle möglichen Stärken und kann gesundheitlich vorteilhaft sein, etwa bei Fettleber, hormonellen Problemen, Diabetes etc. Aber dass man mit Kohlenhydraten nicht abnehmen kann, das stimmt pauschal nicht.

Konkrete Antwort auf deine Frage: Klinisch lässt sich durch Süßstoff KEINE signifikante Insulinausschüttung provozieren. Die These ist falsch.

• Die Welt des Stoffwechsels ist nicht so schwarzweiß, wie plakative Aussagen glauben machen mögen. Die verschiedenen Stoffwechselwege sind allesamt immer aktiv und werden nur verschieden stark gehemmt oder gefördert. Die Fettverbrennung zum Beispiel kommt niemals ganz zu erlegen, aber wird durch Insulinausschüttung verlangsamt. Das ist ein entscheidender Unterschied.
• Der Zuckerhaushalt ist im wesentlichen ein Regelkreis aus zwei Hormonen, nämlich Insulin und Glucagon, und wird vom Blutzuckerspiegel bestimmt. Die Ausschüttung von Insulin regt Zellen (vor allem Muskeln und Leber) an, Blutzucker aufzunehmen, fördert den Aufbau von Fettgewebe und hemmt die Fettverbrennung -- alles drei macht Sinn, denn wenn reichlich Energie vorhanden ist, muss kein Fett zur Energiebereitstellung geopfert werden, sondern kann im Gegenteil neu gespeichert werden, und der überschüssige Zucker kann von den Zellen auf Vorrat gespeichert werden. Insulin fördert außerdem Zellwachstum und Zellteilung, Aminosäuren werden verstärkt aufgenommen und Proteine hergestellt, also die verfügbare Energie wird auch nutzbringend zum Aufbau verwendet. Das sind die grundsätzlichen Regelmechanismen, im Details ist das ganze leider verdammt kompliziert.
• Es ist nicht gesichert, dass süßer Geschmack die Insulinausschüttung beeinflusst. Ich halte dies für eine moderne Legende. Der Regelkreislauf ist gut bekannt und es spricht so gut wie nichts für einen direkten Einfluss des Geschmacks auf diesen Regelkreislauf. Allerdings fördert der süße Geschmack den Appetit und führt im allgemeinen zu weiteren Aufnahme des Nahrungsmittels. Das Gehirn wird durch Süßstoffe letztlich getäuscht und der Zusammenhang zwischen Hunger, Appetit und Geschmack zerbricht zunehmends. Süßstoffe bergen eher das Potential von Essstörungen als dass sie eine Lösung darstellen. Außerdem stehen viele Süßstoffe im Verdacht, schädliche Nebenwirkungen zu haben. Ich rate von der Verwendung von Süßstoffen ab.

GOLDENE REGEL ZUM ABNEHMEN

• Abnehmen tut man immer dann, wenn man weniger Kalorien zu sich nimmt, als man verbraucht. Das ist die Goldene Regel, an der absolut nichts vorbei führt.
• Für den Gewichtsverlust ist es völlig egal, wann man was und wie viel isst. Es kommt einzig auf die Energiebilanz an. Alles andere ist esoterisches Gerede ohne naturwissenschaftlich-medizinische Grundlage. Lass Dich bloß nicht verarschen!

Man hat dir im Fitness-Studio etwas Falsches erzählt. Süßstoffe haben keinen Einfluss auf die Insulin-Ausschüttung, dazu gibt es umfangreiche Studien.

Um eine Insulin-Ausschüttung anzuregen, brauchst du einen Anstieg des Blutzuckerspiegels.