Bei Zahnnerventzündung erstmal abwarten?
Hallo,
vor zwei Monaten wurde bei mir eine tiefe Karies entfernt, an einem Zahn, der schon zuvor eine Füllung hatte.
Ich hatte zuvor Schmerzen an dem Zahn, weshalb ich zum Zahnarzt ging. (Früher, noch bevor die Schmerzen auftreten, wäre natürlich besser gewesen.)
Es dauerte ein paar Tage nach der Behandlung, bis die Schmerzen weggingen.
Doch einen Monat drauf begannen wieder Schmerzen an diesem (und anderen) Zähnen.
Der Zahnarzt hat nun eine Entzündung des Zahnnervs diagnostiziert wegen
- Klopfempfindlichkeit
- intervallartigen Schmerzen, verstärkt nach Beißen, Hitze, Kälte
- sich zurückziehender Zahnnerv auf dem Röntgenbild
Zu meiner Überraschung meinte er aber, dass es das beste wäre erstmal abzuwarten und Schmerzmittel zu nehmen, weil die Hoffnung besteht, dass die Entzündung zurückgeht.
Ob man eine ansonsten notwendige Wurzel(kanal)behandlung (also töten des Nervs) früher oder später macht, ist nach seiner Aussage nicht so wichtig. Man soll sie also machen, wenn ich die Schmerzen nicht mehr aushalte oder wegen der langen Dauer keine Geduld mehr habe.
Das wundert mich ein bisschen, weil man doch jedem, der Zahnschmerzen hat, empfiehlt, sofort zum Zahnarzt zu gehen und sich behandeln zu lassen, bevor es schlimmer wird.
Ist es bei einer Zahnnerventzündung wirklich vernünftig zu warten oder kann die Entzündung schlimmer werden, ohne dass man es merkt?
1 Antwort
I
Ich arbeite jetzt 30 Jahre in einer Zahnarztpraxis, zuerst bei meinem Mann, jetzt bei meinem Sohn. Die Meinung, ein entzündeter Nerv würde wieder heilen, wenn man nur lange genug wartet, habe ich aber noch nie gehört.
Ein entzündeter Nerv bedeutet, dass die Pulpa, also das Gewebe im Inneren des Zahnes, das aus Nerv und Blutgefäß besteht, durch die Entzündung anschwillt. An der Wurzelspitze des Zahnes befindet sich ein kleines Loch, durch das die Pulpa vom Kieferknochen in den Zahn gelangt. Wenn die Pulpa anschwillt, wird die Blutzufuhr an dieser Stelle abgeklemmt, und der Nerv stirbt ab. Das abgestorbene Gewebe verursacht eine Entzündung an der Wurzelspitze, durch die es letzten Endes zu einer Vereiterung an der Wurzelspitze kommt. Diese Vereiterung kann man nicht mit einem Antibiotikum ausheilen. Letzten Endes bleibt dann nur eine Wurzelspitzenresektion, oder der Zahn muss gezogen werden.
Raten kann ich dir nur, so schnell wie möglich bei einem anderen Zahnarzt eine zweite Meinung einzuholen.
Danke für deine Antwort! Ich habe auch weiter im Internet gelesen und die Frage ist anscheinend, ob die Pulpitis reversibel ist. Meine Symptome scheinen ziemlich eindeutig für eine irreversible zu sprechen, daher wird leider wohl bald eine Wurzelbehandlung fällig sein. Aber zwei Wochen werde ich jetzt noch abwarten, falls es in der Zeit nicht plötzlich noch schmerzhafter wird.