Oberschenkelschmerzen beim Schießen-Fußball?

OK, Oberschenkel oben bis runter zum Knie also, das ist vermutlich der Quadrizeps-Muskel, er streckt das Bein, indem er das gebeugte Bein im Kniegelenk gerade stellt.

Das ist ja auch so in etwa die Bewegung, die das Bein beim Schuss durchführt und dabei hoch belastet, wenn Du Dir das in Superslowmotion vorstellst.

Deiner Schilderung in der Frage nach vermute ich, dass Du Dir, als es das erste Mal passierte, einen Muskelfaserriss zugezogen hast. Der Fehler Deines Trainers war, das er (verbotenerweise) Arzt gespielt hat und Dir eine Zerrung diagnostizierte, statt Dich zum Arzt zu schicken. Eine Zerrung macht aber kein Knackgeräusch. Auf der ersten Fehleinschätzung basierte der zweite Fehler, nämlich nach nur zwei Wochen wieder zum Training zu gehen. Denn nach nur zwei Wochen war der Muskel noch nicht wieder belastbar, daher sofort wieder das gleiche Problem beim ersten Training. Das Spiel dann mehrmals macht den Muskel innerlich vernarbt.

Als Du dann endlich bei einem Arzt warst, hat er eine Adduktorenzerrung festgestellt. Da komme ich jetzt nicht ganz mit, denn die Adduktoren liegen klar mehr auf der Innenseite des Beines, - doch davon schreibst Du hier nichts. Das ist also nicht die gleiche Stelle, wie Du sie hier oben in der Nachfrage beschrieben hast. Dass es vermutlich eine Fehldiagnose war erkenne ich daran, dass Du trotz der Spritze und nun 9 Monaten Zwangspause, sofort wieder das gleiche Problem hast, wie vorher. Eventuell ist es der Schneidermuskel der Dich plagt, den habe ich im Bild in grün dazu gemalt.

Ich vermute mal, dass Du in einem kleinen (Dorf-?)Verein spielst, in dem der Trainer, Manager, Sportdirektor und die med. Abtlg. in Personalunion von einem Menschen vertreten werden. Ob es dort ein physiologisch korrektes Aufwärmen gibt, weiß ich nicht, aber sehr professionell scheint der Verein nicht geführt zu werden, - ohne irgend wem zu Nahe treten zu wollen.

Lange Rede, schwacher Sinn, - dieser Muskel braucht mMn dringend Pflege in Form von Dehnung. Dazu hab ich Dir mal eines von mehreren Videos herausgesucht. Mache diese Übung aber extrem vorsichtig, das ist wichtig bei Beachtung der Vorgeschichte. Wichtige Punkte sind:

• achte auf das Gefühl im Muskel während der Dehnphase
• beginne mit nur sehr sanfter Dehnung
• vorher durch äußere Wärme heisse Tücher, Wärmflasche etc. aufwärmen
• die Dehnphase mehrere Minuten halten (statt dem üblichen Wipp-Dehnen)
• immer nur im schmerzfreien Bereich dehnen, es darf nie unangenehm sein
• diese Dehnung über viele Wochen, mehrmals täglich
• in dieser Dehnübungszeit keine Belastung für den Muskel (kein Fußball)

Nur wenn Du das alles einhältst und korrekt durchführst, hast Du eine Chance, dass Du irgendwann wieder ohne Probleme Fußballspielen können wirst.

Ganz wichtig sind alle Punkte die oben nannte. Es darf nie schmerzen in der Dehnung, drum langsam in die Dehnung gehen, sonst verpasst Du den Punkt, an dem es bereits unangenehm wird. Dann die Dehnung richtig lange halten, denn die Reizleitung der Faszien zu Gehirn verläuft sehr langsam, es dauert Minuten bis der Reiz oben so richtig ankommt, der dem Hirn sagt "alles gut, entspann Dich, keine Gefahr". Erst wenn diese Message oben angekommen ist, reduziert das Hirn den Spannungsimpuls. Die Dehnung wird durch vorher kräftige Verbesserung der Durchblutung ungefährlicher, daher gut aufwärmen, die externe Wärme beruhigt zusätzlich die Nerven. Nicht die Durchblutung durch "Warmlaufen" erzeugen, der Muskel sollte nicht belastet werden, deshalb externe Wärme.

Ich habe ein Bild angefügt mit dem Quadriceps-Muskel, der vierte Strang ist leider verdeckt. Der grüne Streifen, - von mir dazugemalt -, ist der Schneidermuskel, er könnte bei der Innenrist-Schusstechnik ebenfalls überlastet sein.

Die vom Arzt genannten Adduktoren liegen eher innen am Bein, der Bereich ist auf diesem Bild grau gelassen. Führe die Dehnung so wie oben geschrieben durch. Ich weiß, dass die Dehnung oft im Stehen gemacht wird, aber dabei ist der Körper zu instabil, und nicht so zielgenau, meist hält man im Stehen auch nur wenige Sekunden durch, und dann ist diese Dehnerei eh für die Katz.

Ab Minute 1:55 wird es in dem Video für Dich interessant, die Zeit davor erzählt er nur, dass diese Dehnung gegen Knieschmerzen wirkungsvoll ist, das interessiert in Deinem Fall ja nicht. Dann erzählt er was von einer Schmerzskala bis 10, Du dehnst höchstens bis 5, oder weniger, - es darf nie unangenehm sein während des Dehnens. Völlig falsch wäre Dein Ehrgeizgedanke "ich dehne noch doller, denn dann geht es schneller", damit machst Du den Dehnungseffekt kaputt, der Muskel wird dann nie locker!

So, nun kann ich nur hoffen, dass Du alles gut verstanden hast, dass ich alles verständlich gemacht habe. Schau Dir das Video ruhig mehrmals an, bevor Du zum ersten Mal beginnst, da sind einige Stellen, die etwas schwierig sind. Erst wenn Du sicher bist, alles richtig verstanden zu haben, dann wärme den Muskel gut auf und dann fang mit dem Dehnen an. Wenn Du dann in einigen Wochen den Oberkörper ganz weit nach hinten strecken kannst, so dass Du fast liegst, ohne dass dabei ein Schmerz in der Dehnung stattfindet, dann sollte der Muskel wieder soweit gelockert sein, dass Du wieder langsam mit dem Kicken beginnen kannst. Aber bitte auch da wieder gaaaanz laaangsaaaam beginnen, den Muskel langsam wieder an die Belastung gewöhnen, besonders beim Schuss, nicht etwa wieder voll einsteigen, grad als sei nichts gewesen, das sind typ. Anfängerfehler. Viel Erfolg!

PS.: Sollte ich in der Vermutung falsch liegen, dass es der Quadricepsmuskel ist, sondern dass es doch die Adduktoren sind, dann hat der Arzt natürlich Recht gehabt, aber dann war Deine Beschreibung für mich missverständlich. Aber für diesen Fall gilt alles das, was ich zur Dehnung schrieb, genauso für die Adduktoren. Nur ein Unterschied: Such Dir auf Youtube bei Liebscher ein Video, wo er die Adduktoren-Dehnung beschreibt.

https://www.youtube.com/watch?v=K3ozV9QI3xM

Wenn das die Ärzte nicht verstehen, werden wir hier das schon lange nicht. Nach mehreren Monaten ist jede physische Störung (Knochenbruch, Bänderriss, Zerrung, Muskelfaserriß usw) längst ausgeheilt.