Darf man die Blutverdünnung ASS100 prophylaktisch verdoppeln?

9 Antworten

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Als Neurologe kann ich nur eindringlich zur Vorsicht aufrufen! Was Sie letzte Woche erlebt haben, klingt wie eine Amaurosis fugax. Das ist ein Vorbote eines Schlaganfalls! Das Risiko, einen neuen, evtl. größeren und bleibenden Schlaganfall zu erleiden, ist in jedem Fall erhöht. ASS 100 zunächst weiter nehmen, aber unbedingt den Hausarzt oder Neurologen (Kardiologe auch möglich) konsultieren. Es gibt stärker wirksame Medikamente, ohne unbedingt mehr Nebenwirkungen zu haben (Aggrenox z.B., evtl. Kombination ASS+Clopidogrel). Das hängt allerdings von Ihrem Risikoprofil ab und sollte daher vom Arzt abgewogen werden. Es gibt viele Zwischenstufen zwischen ASS und Marcumar. Vitamin K-Antagonisten können auch Blutungen verursachen, aber sind das wirksamste Mittel gegen ischämische (durch Durchblutungsstörungen) überhaupt. Man würde sie aber nur geben, wenn bei Ihnen ein Vorhofflimmern vorliegen würde. Alternativ NOAK (Xarelto und andere), die sicherer sind.

allgu007 
Beitragsersteller
 12.09.2013, 07:44

Übrigens waren bislang (8 Tage danach) alle Untersuchungen ohne Befund. EKG, Langzeit-EKG, Blutbild, Karotiden. Nun soll letztens eine MRT vom Kopf offenbaren, ob eine EMbolie Spuren hinterlassen hat. Wenn sich auch da nichts findet, so mein Kardiologe, sei es Ermessenssache, ob ich bei ASS100 bleibe oder auf Marcumarersatz wie Xarelto umsteige. Ich werde auf alle Fälle "Aggrenox" oder "ASS+Cropidogrel" erwägen und vorschlagen. EIne Heilpraktikerin behauptet, es hätten auch Ablagerungen im Auge sein können, ich solle Brennnesselextrakt mit Aloevera schlucken.

allgu007 
Beitragsersteller
 11.09.2013, 16:42

Vielen Dank für die fachkundige Auskunft! Ich werde es mit meinem Hausarzt besprechen. Heute gab ich den Langzeit-EKG-Messer beim Kardiologen ab, ausgewertet war er heute vormittag noch nicht. Die Ultraschall-Untersuchung ergab keine hierfür relevanten Auffälligkeiten oder Flimmern. Wenn das Langzeit-EKG Flimmern ergibt, so der Kardiologe, würde er zum Umstieg von ASS auf was Stärkeres raten. Das mit Aggrenox oder ASS+Clopidogrel habe ich bislang noch nicht gehört. DANKE!!!

Es kann natürlich sein, dass Dein Hausarzt sich gut auskennt. Allerdings wäre die Frage beim versierten Internisten mit hämatologischen Kenntnissen aufgehoben. Auch wenn es ASS schon sehr lange mit unterschiedlichen Indikationen gibt, ist es kein banales Medikament, wie man als Laie leicht denken könnte. Daher rate ich von einer Dosisveränderung ohne hinreichende Klärung ab. ASS kann sowohl Schlaganfälle verhindern als auch solche durch Blutungen im Gehirn bewirken.

Das bewirkt keine bessere Wirkung. ASS hemmt das Zusammenkleben der Blutplättchen und dazu reicht die eingenommene Menge. Wenn man mehr einnimmt gibt es trotzdem keine anderen Blutplättchen an denen eine Wirkung stattfinden könnte. Nur die Nebenwirkungen, vor allem auf den Magen steigen.

Viel würde eine Dosiserhöhung nicht bringen, weil die blutverdünnende Wirkung schon bei 30 mg beginnt und mit 100 mg (auch bei höherem Körpergewicht) schon ziemlich optimal ist. Aber dennoch wäre es ungefährlich, die Dosierung anzupassen. Vielleicht wären doch Blutverdünner aus anderen Wirkgruppen wirkungsvoller, weil sie andere Mechanismen bedienen (die vielleicht eine dauerhaft bessere Wirkung zeigen).

Die richtige Antwort hast Du von Lamiacea bereits bekommen. Dazu noch ein Tipp: Eine entscheidende Rolle bei der Blutgerinnung spielt Vitamin K. Mit der entsprechenden Ernährung lässt sich der Blutgerinnungs-Faktor gezielt steuern. Wenn man mehr oder weniger Vitamin K zu sich nimmt ändert sich auch die Blutgerinnung. Genaueres dazu auf der beigefügten Seite.

http://www.storm-apotheker.de/htm/ernaehrung/ernaerung_gerinnungshemmer.htm

bodyguardOO7  11.09.2013, 15:02

Feststellung zu den teuren Alternativen: Eine Bekannte wurde von Marcumar auf ein sehr teures Medikament umgestellt. Kurz darauf brachte ich sie wegen lebensgefährlicher Ödeme ins Krankenhaus. Als ich nach dem Medikament googelte stellte ich fest, dass in USA bereits Klagen wegen Todesfällen laufen. Rätselhaft wie solche Medikamente zur Zulassung kommen - dahinter kann eigentlich nur Profitgier und Bestechung bei der Zulassung stecken.