Haben es nachdenkliche Menschen wirklich schwerer als solche, die einfach darauflos leben und sich keine Gedanken machen?
Geht es euch auch so wie mir, dass ihr manchmal in so Phasen verfällt in denen ihr über alles unfassbar viel nachdenkt und vllt auch an allem zweifelt? Ich würde manchmal lieber in der Haut eines oberflächlicheren Menschen stecken, denn die gelten ja meist als glücklicher und zufriedener mit ihrem Leben....
7 Antworten
Zunächst einmal ist es riskant anderen Menschen "Oberflächlichkeit" zu unterstellen, wenn sie vielleicht nicht immer geneigt sind, die Probleme des Lebens ausgiebig zu diskutieren. Manch einer fühlt sich vielleicht nur nicht kompetent genug, den Dialog zu suchen und schweigt daher lieber oder kaschiert seine fehlende Neigung zum vertieften Dialog mit Witzen und Kalauern.
Um nun zu Deiner Frage zu kommen, lässt sich vielleicht folgendes anmerken. Wer sich vor einer Entscheidung viele Gedanken macht, die Vor- und die Nachteile gründlich abwägt und erst dann zu einer Lösung findet, hat weit eher das Gefühl, dass er der Situation gerecht geworden ist. So ein Bewusstsein wertet das eigene Selbst deutlich auf und ist daher positiv zu beurteilen.
Wer andererseits nahezu blind aus dem Bauch schnelle Entscheidungen fällt, findet sich vielleicht bestätigt, wenn die Sache gut ausgeht, kommt aber doch in Selbstzweifel, wenn er ganz klar eine Fehlentscheidung aus Mangel an Recherche getroffen hat. Er ist dann deutlich mit sich selbst unzufrieden, allerdings in der Regel kaschiert er das durch lockere Sprüche (Was uns nicht umbringt, macht uns hart), und dann haben die Mitmenschen das Gefühl, dass es ihm besser geht, dass er mehr Lebensqualität hat als die Nachdenklichen.
Ich denke also, dass wichtige Entscheidungen sorgfältig zu prüfen sind, ohne jetzt in tagelange Grübeleien zu verfallen. Aber wer sich selbst bescheinigen kann, dass er in angemessener Weise seine Prüfungen der Situation ausgeführt hat, wird auch bei einer im Nachherein als ungünstig erwiesenen Entscheidung kaum einmal in Selbstanklage verfallen.
Was in Deiner Frage aber auch noch anklang, ist die Beobachtung, dass Du bisweilen über all und jedes lange nachdenkst und das als problematisch wahrnimmst. Da kann ich Dir nur zustimmen. Banalitäten, wie "sollte ich mir jetzt noch ein Eis gönnen oder nicht", darf man nicht zum existentiellen Problem werden lassen. Da gilt es dann doch sich selbst etwas zurückzupfeifen, um nicht die Lebenszeit zu vergeuden oder den Mitmenschen "auf den Geist zu gehen".
Ja das ist durchaus so. Mit 12 Jahren fing ich an das ganze Leben in Frage zu stellen und habe darauf ein 3/4 Jahr fast nur nachgedacht... mich riss es nicht los. Doch es hat sich sehr gelohnt, da ich natürlich Erkenntnisse gesammelt habe. Allerdings auch Welche die ich mit keinem anderen Menschen aus meiner subjektiven Sicht teile.
Eine Zeit lang habe ich auch gemerkt das ich leicht depressiv wurde, angeblich sollen auch Depressive die Welt klarer sehen als sie ist. Also es stimmt schon, wenn man ein sehr nachdenklicher Mensch ist kann das vorkommen.
Ich bin jetzt allerdings darüber sehr froh das ich mir über so vieles Gedanken mache und würde es heute niemals in Erwägung ziehen mit einem Oberflächlichen Menschen zu tauschen. Das Leben welches man hat sollte geschätzt werden.
Fazit: Ja!
Hallo!
Hohe Intelligenz & ein ausgeprägter Hang zum "Sinnieren"/Philosophieren sind m.E. emotional eher hinderlich, weil man sich dadurch unnötig viele Gedanken macht & tlw. auch in Gedanken versackt, die einem nicht notwendigerweise gut tun.
Man lebt zwar sicherlich intensiver & bewusster, wenn man sich die Dinge gezielt vor Augen hält und/oder hinterfragt, aber wird auch mit Problemen konfrontiert, die einem die Lebensfreude nehmen & die man ggf. auch sich selber schafft.
Ist aber immer situationsgebunden; zudem denkt jeder anders bzw. geht anders mit um.. was den einen emotional runterzieht, hilft dem anderen mit irgendwas fertig zu werden.. ich seh' es an mir (ich bin so ein "gedanklicher Theoretiker") ----------> in manchen Situationen hilft mir dieses Nachdenken/Philosophieren/Sinnieren durchaus, manchmal ist es aber ziemlich niederdrückend.
Ich erinnere mich jetzt noch an einen Freund, den ich zuletzt am Dienstag traf ------> er und seine Frau sind "nicht sehr intelligent" um es so zu formulieren. Allerdings sind sie immer total gut drauf & die wahrscheinlich fröhlichsten Menschen die ich kenne.. da kann die Welt untergehen, sie sind immer noch glücklich und zufrieden mit sich und allem! Weil sie sich kaum tiefergehende Gedanken machen können, denke ich dass sie auch diese Fröhlichkeit haben/versprühen.. sie sind nicht in der Lage, sich komplizierte DInge, traurige Gedanken usw. zu verinnerlichen.
Prinzipiell haben es "nachdenkliche" menschen schwerer sofern sie das "bauchgefühl" oder jede form von spontaneität ausblenden. Man kann dinge auch zerdenken!
An allem zu zweifeln ist zwar ein berühmter philosophischer denkansatz (r.déscartes) doch völlig alltagsuntauglich. Ohne an bestimmte grundfeste zu glauben bzw. sie vorauszusetzen kannst du niemals entscheidungen treffen!!
Grundsätzlich aber ist nachdenken nichts schlechtes und kann zu bewussteren entscheidungen führen!
Da hast du vermutlich recht. Andere konzentrieren sich auf die Arbeit, Freizeit und Familie und wenn es da passt, dann sind sie zufrieden und glücklich.
Sich keine weiteren Gedanken machen, erleichtert unheimlich das Leben. Aber dafür musst du geboren sein, denn ich weiß nicht, wie das gelingt.