Ist diese medikamentöse Behandlung schädlich?
Im Rahmen meiner Ausbildung zur Krankenschwester, muss ich eine Patientenakte persönlich kommentieren (was die Medikamente bewirken, usw.). Jetzt kommt mir die Dosis eines Patienten ziemlich hoch vor und ich wollte mal eure Meinung wissen, ob in dem Maße eine solche medikamentöse behandlung nich schädlich/ giftig ist? Falls dem so sein sollte, kann ich meine Zweifel ja noch in meinen Kommentaren beifügen.
Der Patient ist 24 Jahre alt, ambulant eingetroffen und hat vorher noch nie psychiatrische Medikamente bekommen. Er hat in seinem stationären Aufenthalt folgende Medikamente an einem Tag verabreicht bekommen:
Temesta 2,5 mg: 4 Stück am Tag
Zyprexa 10 mg: 2 Stück am Tag
Zyprexa 5 mg: 2 Stück am Tag
Etumine 40 mg: 1 Stück am Tag
3 Antworten
Ich würde erstmal von dem Markennamen zu den Wirkstoffnamen wechseln, also Lorazepam, Olanzapin und Clotiapin. Vermeidet Verwirrung und Verwechslungen.
10 mg Lorazepam ist ziemlich viel, es ist auch nur bis 7,5 mg am Tag zugelassen. Im Einzelfall kann das gerechtfertigt sein. In jedem Fall sollte die Gabe von Benzos aber nicht länger als fünf Wochen dauern, da sonst Abhängigkeit droht. Ggf. könnte man dann auf ein niederpotentes Neuroleptikum umstellen.
Olanzapin: die höchste zugelassene Tagesdosis beträgt 20 mg, hier sind wir bei 30. Warum man das auf vier Tabletten aufteilt, ist mir ein Rätsel, es gibt einzelne mit 20 mg. Je nach Schwere der Symptome ist auch das schon recht viel.
Clotiapin: wird sehr wenig verordnet. Das muss nicht heißen, dass es schlecht ist, aber es gibt wesentlich gängigere Mittel. Wikipedia ist von der Substanz wegen der Verträglichkeit nicht begeistert. Man sollte auch prüfen, ob das Olanzapin alleine nicht ausreicht. Falls eine Kombination zweier Neuroleptika erforderlich ist, gibt es hier – wie ich finde – ganz tolle Tips:
https://psychiatrietogo.de/2017/06/02/welche-kombinationen-von-neuroleptika-bieten-sich-an/
Hallo lekiuwha nochmal:
Ich hätte noch ne Frage an dich, falls du noch einmal Lust hast mir zu helfen: Wie ist der gewünschte Zustand des Patienten, unter Einfluss dieser medikamentösen Dosis? Soll er sich in einem "benommenen" Zustand befinden oder in einem "Narkose-ähnlichen" ? Ist er noch fähig eigenständig zu essen, trinken und für Toilettengänge?
Die Kombination aus so viel Olanzapin und dem Clotiapin erhöht das Risiko für ein malignes neuroleptisches Syndrom, was lebensgefährlich sein kann. Da muss man sehr aufpassen.
Die Dosis Olanzapin wird so akut nicht schädlich sein, aber die Nebenwirkungen werden noch verstärkt. Gerade die dadurch mögliche Gewichtszunahme ist auf Dauer nicht gesund.
Lorazepam kann halt abhängig machen und verliert bei Dauergabe relativ schnell an Wirkstärke. Bei schwerer Abhängigkeit kann ein Benzodiazepinentzug schlimmstenfalls tödlich enden (ist aber auch eine langfristige Folge).
Vielen Dank für deine Mühe! 😊
Du könntest vielleicht mal schauen, ob du im Internet die Fachinformationen zu den Medikamenten findest und dich dann selber über die üblichen Dosierungen, Neben- und Wechselwirkungen informieren, sodass du dir sicher sein kannst, dass du auf eine seriöse Quelle (= Hersteller der Medikamente) zurückgreifst.
Aufgrund der Medikamente gehe ich davon aus, dass der Patient unter einer psychotischen Erkrankung leidet. Die Dosis hängt stark von der Schwere der Erkrankung ab. Hier meine persönliche Meinung:
- 4x2,5mg Lorazepam (Temesta) ist enorm viel. Gemäss Arzneimittelkompendium beträgt die max. empfohlene Tagesdosis 7mg. Sicher sind Benzodiazepine (wie Lorazepam) sehr effektiv, doch aufgrund ihres Abhängigkeitspotenzials und die relativ rasch eintretende Toleranzentwicklung sind sie bekanntlich nicht die Mittel erster Wahl bei Psychosen.
- Olanzapin (Zyprexa) ist ein atypisches hochpotentes Neuroleptikum und gehört zu den Erstwahlmitteln. Allerdings ist auch hier die Dosis ziemlich hoch. Gemäss Arzneimittelkompendium wird initial die Dosis von 1x10mg täglich empfohlen, als Erhalt 5-20mg täglich. 30mg total liegen also auch hier über der empfohlenen Maximaldosis.
- Clotiapin (Entumin) ist ebenfalls ein atypisches hochpotentes Neuroleptikum. Es wird aufgrund seiner starken Nebenwirkungen eigentlich nur noch bei therapieresistenten Psychosen eingesetzt, also Psychosen die durch andere hochpotente Neuroleptika nicht behandelbar sind. Zudem wirkt es stark sedierend. Allerdings ist die Dosis von 40mg eher gering. Gemäss Arzneimittelkompendium betägt die empfohlene Dosis 3x40mg täglich.
Ich finde die Medikation auch ziemlich hoch, doch wie gesagt: Hängt auch von der Schwere/Stärke der Beschwerden des Patienten ab.
Hallo samm1917 nochmal:
Ich hätte noch ne Frage an dich, falls du noch einmal Lust hast mir zu helfen: Wie ist der gewünschte Zustand des Patienten, unter Einfluss dieser medikamentösen Dosis? Soll er sich in einem "benommenen" Zustand befinden oder in einem "Narkose-ähnlichen" ? Ist er noch fähig eigenständig zu essen, trinken und für Toilettengänge?
Das kann ich dir nicht abschliessend beantworten. Sicher ist der Patient unter einer solchen Dosis eingeschränkt oder umgangssprachlich formuliert "etwas durch den Wind", doch wenn selbst Toilettengänge nicht mehr möglich sind wird das Ziel meiner rein persönlichen Auffassung nach verfehlt.
Vielen Dank für deine Mühe!
Kannst du, von deinem Kenntnisstand her, evtl. auch noch sagen, was solche Überdosen für "gefährliche" Nebenwirkungen haben können?