Ist Glück wirklich nicht von äußeren Umständen abhängig?
Liebe Experten,
man liest immer mal wieder den Ausspruch: "Glück hängt nicht von äußeren Umständen ab.", oder so ähnlich.
Ist das nicht völliger Quatsch?
Ich weiß, dass man mit Hilfe einer positiven Einstellung viele negative Umstände positiv umdeuten kann (zum Beispiel eine Entlassung in eine Chance, einen noch besseren Job zu finden).
Aber der Mensch hat doch bestimmte Bedürfnisse und Wünsche, und wenn die äußeren Umständen diesen völlig entgegenstehen, dann kann man doch nicht annähernd so glücklich sein, als wenn diese Bedürfnisse und Wünsche in hohem Maße erfüllt werden.
Ein Mensch, der völlig isoliert in einem dunklen Folterknast einsitzt kann nicht genauso glücklich sein, wie jemand, der gerade bei herrlichem Wetter mit seinen besten Freunden eine Gartenparty feiert.
Seht Ihr das anders?
Viele Grüße
Karsten
7 Antworten
Wenn das Glück unmittelbar eine Eigenschaft eines äußeren Gegenstandes oder eines Verhältnisses wäre, dann müssten alle Menschen das so empfinden. Wenn es zum Beispiel an der Klassischen Musik liegt, oder am Hip Hop, dass diese, manche Menschen für einen Moment glücklich machen kann, dann dürfte das nicht nur für eine Zeit sein, sondern immer und es müsste bei allen Menschen Glücksgefühle auslösen. Aber das ist nicht der Fall. Folglich schreibt zunächst jeder Mensch, aus ihm unbewussten Gründen, irgendetwas Äußerem eine Glück erzeugende Eigenschaft zu.
Wer das begreift, weiß, dass das Glück an nichts Äußerem hängt. Dass man überhaupt das Glück sucht, liegt daran, dass man einen Mangel empfindet und man meint, diesen Mangel durch das Erlangen äußerer Dinge beseitigen zu können. Das gelingt eben auch für eine kurze Zeit, wenn man eben in den Besitz des gewünschten Gegenstandes oder Verhältnisses kommt. Aber dann meldet sich wieder ein neuer Mangel (Begehren). Und so hat das Wünschen kein Einde. Man bleibt letzten Endes immer unbefriedigt.
Aber die Verhältnisse sind ja nicht so, dass man immer das Gewünschte erlangen kann, ja oft kommt man sogar in unerwünschte Verhältnisse.So bleiben eigentlich die Angst, die Unsicherheit und die Leere immer die bestimmende Kraft.
Einen wirklichen Ausweg bietet da das Wissen, dass aller Mangel nur dadurch entstanden ist, dass sich der Mensch mit seinem physischen Körper und damit der Vergänglichkeit identifiziert hat. Begreift man, dass man ein ewiges Wesen ist, dann ist aller Mangel aufgehoben. Dann kann man ohne allen Besitz und unter jeden Verhältnissen glücklich sein, weil man weiß, dass Glück gehört unmittelbar zu mir selbst, zu meiner ewigen "Natur". Natürlich geschieht das nicht mit einem Schlag, sondern man wächst immer mehr in die Freiheit vom Äußeren hinein, wenn man sich mit der Wahrheit "Ich bin ewig" identifiziert.
Definieren wir Glück mal als recht seltenes, positives, zufälliges Ereignis:
dann wird es jeder Mensch haben, solange es Abwechslung gibt und er nicht alles vorhersehen kann.
Die Existenz des Glückes wäre dann, in diesen Bedingungen, von äußeren Umständen unabhängig.
Da wir jedoch, geprägt von unserer Umwelt und unseren Erfahrungen, Dinge unterschiedlich wertschätzen und die Welt um uns herum sehr unterschiedlich aussehen kann, hängt das "Aussehen" des Glücks sehr wohl von den äußeren Umständen ab.
(so aus meiner Sicht)
Anders als in der Antike haben wir heute eine andere Vorstellung von Glück. Meist ist in antiken Texten dieses Glück, wie wir es heute empfinden, nicht gemeint, sondern ein gelingendes Leben. Glück als individuelle Einschätzung von "sich glücklich fühlen" ist nicht interpersonell vergleichbar, da für jeden mit anderen Vorstellungen und Werten verknüpft. Zudem bleibt bei Deiner Frage offen, was "abhängig" bedeutet. Auch da hat jeder eine andere Schwelle. Wie willst Du das Glück vergleichen, das ein Playboy als Maß nimmt gegen das Glück von jemandem, der freiwillig ins Kloster geht oder als Aussteiger unter einfachsten Verhältnissen lebt. Den beiden letztgenannten ist der Lebensstil des Playboys ein Graus und umgekehrt. Wo soll da die Mitte sein. Zu Deinem letzten Beispiel: Zum Glück gehört sicher die Freiheit, sich für seinen Lebensstil selbst zu entscheiden. Sich mit nicht handelbaren Einschränkungen arrangieren zu müssen ist z.B. bei Krankheiten oder Freiheitsentzug zwar machbar, doch immer eine Einschränkung von Selbstverwirklichung. Doch auch da sind die Grenzen fließend, wenn ich mir die Paralympics anschaue und die Freude, die behinderte Sportler bei ihren Erfolgen dennoch haben.
Im Großen und Ganzen würde ich Dir Recht geben. Es mag zwar möglich sein, auch bei widrigen äußeren Umständen Glück zu empfinden. Schließlich versteht auch jeder Mensch etwas anderes darunter.
Aber dies als unabhängig von äußeren Umständen zu bezeichnen, halte ich für Wunschdenken, Selbstbetrug oder Realitätsferne.
Ich stimme dir zu.
Es gibt viele Dinge die sind jetzt nicht so schlimm und man kann Gutes darin finden und trotzdem glücklich sein.
Doch wenn man viel Pech hat können einem die Umstände schon auch vieles erschweren oder auch unmöglich machen = hoffnungslose Situationen. Da stelle ich es mir dann schon schwer vor weiterhin glücklich zu sein.