Warum läuft die Zeit unter Adrenalin langsamer?
Neben meinem Hauptberuf arbeite ich 1 Tag die Woche als Sicherheitsmitarbeiter bei einem Versandunternehmen.
Folgende Situation ist mir zum ersten Mal in meinem Leben passiert: Eine Mitarbeiterin hatte feierabend und ging die Treppe hoch, um sich umzuziehen.
Als sie die Treppe hinauf läuft, wird sie ohnmächtig und fällt hin. Ich stehe direkt vor der Treppe und renne schnell zu ihr hinauf. Sie ist bewusstlos.
Von hier aus weiß ich nicht, was mit mir passiert ist: Ich hatte keine Kontrolle über meine Handlungen, als würde mein Körper/Gehirn automatisch und ohne meine Kontrolle handeln.
Ich leistete alleine Erste Hilfe, während ich über Funk nach Unterstützung rief (für mich waren gefühlte 5 Minuten vergangen, in Wirklichkeit waren es aber nur 15 Sekunden). Da sich niemand meldete, rannte ich nach unten in die Halle und sagte es schnell dem Vorgesetzten, was passiert ist, währenddessen rief ich die Notrufnummer an. Das Ganze kam mir wie 15 Minuten vor.
Als die Frau eingeliefert wurde, mussten wir die Überwachungskamera auswerten, um zu sehen, wie das alles passiert ist, und erst dann wurde mir klar: Es waren nur 2 Minuten, in denen ich Erste Hilfe geleistet, Hilfe geholt und den Rettungsdienst gerufen habe.
Meine Frage ist, warum sich die Zeit unter Adrenalin oder einem solchen Schockmoment so langsam anfühlt?
Ich dachte wirklich, 15 Minuten seien vergangen, aber es waren nur 2 Minuten.
5 Antworten
Die Zeit vergeht immer gleich schnell. Aber unser Gehirn kann eintreffende Information verschieden schnell verarbeiten. Bzw.: Ist es so, dass das Gehirn bei Entspannung eher mehr ausblendet als verarbeitet.
Wenn wir aufgeregt sind, bemüht sich das Gehirn so viele Informationen wie möglich zu verarbeiten. Jedes Detail, jede Kleinigkeit wird aufgenommen, da sie überlebensnotwendig sein könnte. Zudem regt das Gehirn dann die Geschwindigkeit der Gedanken an um so schneller auf Lösungen zu kommen die das Überleben sichern können.
Das alles sorgt dafür, dass ein fester Zeitraum, wie in deinem Beispiel die 2 Minuten, mit viel mehr Inhalten gefüllt werden und einem die Zeit viel länger erscheint als sie wirklich ist.
Wenn das Gehirn das alles nicht tun muss und sich ablenken kann, wie zum Beispiel wenn man eine Serie schaut und an sonst nichts denkt, können 2 Stunden wie 2 Minuten wirken, weil nichts da ist um die Zeit zu füllen.
Du kennst auch vielleicht das Phänomen, dass als Kind die Sommerferien unendlich lange gewirkt haben, während 10 Wochen als Erwachsene/r eine kurze Zeitspanne sind.
Das liegt daran, dass man, je jünger man ist, umso mehr aufzunehmen versucht. Alles ist neu, alles ist aufregend, an jedem Eck und Winkel gibt es etwas zu entdecken.
Als Erwachsener nimmt das Gehirn dieselben Informationen zur Kenntnis und verwirft sie als "unwichtig" ohne sich näher damit zu befassen. Daher wird die gleiche Zeit mit weniger Inhalt gefüllt.
Aber man kann lernen wieder mehr auf Details und Kleinigkeiten zu achten. So wird das Leben gefühlt länger und ist wieder voller kleiner Wunder.
Das Gehirn hat noch viel mehr Funktionen derer wir uns meist gar nicht bewusst sind. Ein faszinierender biologischer Computer.
Gerne, freut mich wenn ich helfen konnte.
Danke für das Sternchen.
Die Zeit vergeht immer gleich schnell.
Naja.... Zeit vergeht nichtmal... Und dazu relativ - alles andere als "zeitgleich" ^^
Solltest du eig wissen daß Zeit nicht immer gleich schnell "vergeht"...
Warum läuft die Zeit unter Adrenalin langsamer?
Die Zeit läuft nicht langsamer aber Deine Reaktionszeit ist erhöht. Dadurch wirkt es so, als laufe die Zeit langsamer.
Alex
Naja: Die gefühlsmäßig vergangene Zeit ist halt ganz was anders als die wirklich vergangene Zeit.
Es muss irgendwas damit zu tun haben, wie oft man sich frägt, wieviel Zeit jetzt schon vergangen sein mag: Je öfter man sich das ungeduldig frägt, desto langsamer (denkt man) sei Zeit vergangen.
Einstein schrieb: "Zeit ist, was man von der Uhr abliest". Aber nicht alle "Uhren" gehen gleich schnell: Je öfter oder je weniger oft wir nur unsere innere, nur gefühlte Uhr fragen, desto weniger wird sie mit Atomuhren synchronisiert sein, da unser Wunsch, dass die Zeit schneller oder langsamer vergehen möge, sie offenbar aus dem Takt bringt. Was wir für real erachten ist durch unser Denken und Wollen verfälschte Wirklichkeit.
Das ist die Relativitätstheorie.
Wenn Du 5 Minuten mit einer Frau zusammen ist, vergeht die Zeit sehr schnell. Sitzt Du aber 5 Minuten auf einer heißen Herdplatte, kommt Dir das sehr lange vor.
Hört sich jetzt zwar nach einem Witz an, kann man aber so am besten erklären.
Ich kann deine Beobachtung bestätigen, aber warum das so ist, weiß ich auch nicht.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Jetzt betrachte ich das ganze anders. Ich wusste nicht, dass das Gehirn solche Funktionen hat.