Kann man i.v.-Medikamente theoretisch selber herstellen?

8 Antworten

Es gibt Fertigmedikamente, bei denen man eine Ampulle mit Wirkstoffpulver und eine Ampulle mit Wasser für Injektonszwecke erhält. Dies mischt jedoch meistens der Arzt oder sonst eine dazu ausgebildete Person. Das komplette herstellen einer Injektionslösung geschieht meistens in einem Reinraum oder mit sterilem Equipment. Ich nehme an, Du verfügst weder über den Reinraum noch die nötigen Werkzeuge und Wirkstoffe. Tabletten enthalten ausserdem viele zusätzliche Hilfs- und Bindemittel (zB. Talkum) die im Blutkreislauf nichts verloren haben und zu einer Embolie führen können. Es muß jetzt nicht unbedingt zum Schlimmsten kommen, aber hat man sich mal was gespritzt, dann ist es im Körper und geht nicht mehr raus. Natürlich, theoretisch betrachtet funktioniert es vielleicht. Auf einen praktischen Versuch würde ich lieber verzichten.

Theoretisch könnte man das, aber: Wie gut wird sich die Paracetamol-Tablette auflösen? Abgesehen davon, ist diese Tablette eigentlich steril? Das muss sie nämlich sein, wenn du sie i.v. injizieren willst. 

-> Ganz, ganz schlechte Idee. Würde ich nur im absoluten Notfall machen, also wenn dich die Dinos jagen wie in Jurassic Park oder so.

Schrauber1970  08.09.2016, 13:44

... und selbst dann sollte man sich die Frage stellen, wie gut man mit dem gesteigerten Embolie-Risiko leben kann, das eine solche Injektion mit sich bringt (bzw. ob man das Fieber, das die Pyrogene hervorrufen können haben möchte).

Nein, das kann man nicht.

Tabletten haben jede Menge Träger- und Zusatzstoffe, die sich mit dem Blut überhaupt nicht vertragen, es verklumpen, zu Embolien führen und somit wird so ein Expermiment schnell tödlich enden. Tabletten haben einen FESTEN Zustand, i.v. Medikemente sind flüssig. Nur Auflösen reicht da nicht aus.

Dazu sind Dosierungen i.v. völlig andere als per os. Medikamente, die erst den Magen-Darm-Trakt passieren müssen, um DANN irgendwann irgendwo wirken zu sollen sind natürlich etwas völlig anderes, als wenn sie i.v. direkt an den Wirkungsort gespült werden.

galadriel1960  04.07.2015, 15:12

Dem kann ich nur zustimmen. Lass die Finger von solchem Blödsinn.

Das Auflösen von Tabletten scheitert normalerweise fast immer. Das kannst du ganz harmlos mit einer billigen Paracetamol- oder Aspirin-Tablette und Leitungswasser ausprobieren. Tabletten enthalten fast immer auch Stoffe, die nicht löslich sind (Stellmittel, die die Tablette fest und haltbar machen, oftmals Pigmente zum Färben). Somit entsteht keine klare Lösung, sondern eine trübe Suspension, die wiederum nicht zur Injektion oder Infusion geeignet ist, sondern gefährlich wäre. Prinzipiell kann man aber natürlich auch solche Lösungen über Spritzenfilter (spezielle Aufsätze für Spritzen) filtrieren und zu einer klaren Lösung werden lassen. Wenn der eigentliche Wirkstoff sich löst, dann enthält auch die filtrierte Lösung den Wirkstoff.

Kommerzielle Injektionslösungen werden hergestellt, in dem die reinen Wirkstoffe gelöst werden. Du hast richtig erkannt, dass Sterilität das entscheidende Problem bei der eigenen Herstellung wäre. Alleine deswegen sind Selbstversuche diesbezüglich lebensgefährlich.

Theoretisch wäre das möglich, praktisch eher nicht, da außer der Sterilität noch einige andere Dinge zu beachten sind (genaue Dosierung, vollständige Löslichkeit, Pyrogenfreiheit usw. Zudem bräuchtest du den reinen Wirkstoff und nicht eine Tablette mit Träger- und Hilfsstoffen.Manche Wirkstoffe eigenen sich außerdem gar nicht für eine intravenöse Anwendung.

Isakyliesmiley 
Beitragsersteller
 04.07.2015, 12:58

Was meinst du mit Dosierung? Ich habe als Beispiel extra Paracetamol genommen, weil ich selbst Perfalgan 1000mg bekommen hab über die Vene, also Paracetamol.

Zauselbaer  04.07.2015, 13:10
@Isakyliesmiley

Damit meine ich, dass die verwendete Menge des Wirkstoffes ganz genau abgemessen sein muss, z. B. mit einer speziellen Analysenwaage. Es darf weder die Konzentration (mg Wirkstoff pro ml Lösungsmittel) noch die Gesamtmenge des Wirkstoffes in der Lösung überschritten werden. Jeder Fehler dabei kann zum tödlichen Ausgang bei Zufuhr der Infusion führen.