Kann man seine Augen wirklich stillhalten?
Ich habe angefangen zu meditieren. Dabei fällt mir auf, dass ich meine Augen (meinen Blick) nicht länger als ca. 10 sec auf einen Punkt halten kann, dann flackert, zuckt der Blick und irrt etwas umher bis ich den Punkt wieder fangen kann und das "Spiel" von neuem beginnt. Daneben bin ich (gefühlt) sehr entspannt, atme ruhig, und fühle mich auch sehr gut. Ist das normal? Vielleicht sollte ich meinen Blick ruhig ein wenig schweifen lassen? Wie ist das bei erfahrenen Meditierenden?
5 Antworten
Das geht tatsächlich kaum. Wenn das Auge eine Weile bewegungslos einen Punkt anstarren würde, wären die benutzen Zapfen und Stäbchen (also die Sinneszellen im Auge, die in diesem Moment durch Licht, das ins Auge fällt, aktiviert werden), recht schnell erschöpft und man würde das Bild nicht mehr vernünftig sehen. Da sa kann man sogar testen: starre ein ewn Gegenstand so lange es geht konzentriert an. Irgendwann wird er im Zentrum des schärfsten Sehens verschwinden. Um das zu vermeiden, bewegen sich die Augen kontinuierlich und weitgehend unbewusst minimal, um immer neue Sinneszellen zu aktivieren und das Bild minimal bewegt zu halten, um kontinuierlich scharf zu sehen. In der Meditation nehme ich an, dass du irgendwann so entspannt und ruhig bist, dass du das Auge nicht mehr willentlich zwingen kannst, länger einen Punkt anzustarren, so dass dann die ganz normale und unbewusste Augenbewegung wieder einsetzt.
Wow! Das bring noch mehr Licht in die Angelegenheit. Es gibt eine Yoga-Übung, die beinhaltet das fixieren eines Punktes (z.B. Kerzenflamme) bis zum Tränenfluss. Die Tränen kommen - wenn man den Lidschlag unterdrückt - aber die Augen flackern trotzdem. Davon habe ich mich wohl leiten lassen. Dank eurer kompetenten Antworten sehe ich das ganze viel gelassener und bin sehr zuversichtlich. Danke!
Man kann nicht! - Es ist völlig normal während der Meditation immer wieder mit Aspekten der "Nicht-Kontrolle" konfrontiert zu werden. Insbesondere bei den Vertiefungen (absorbtion stages) erfährt man immer wieder, dass man Meditation nicht machen kann. Die eigentlichen Vorgänge müssen von selber geschehen. So ist es es durchaus denkbar, dass der willentliche Versuch die Augen auf ein Objekt fixiert zu halten immer wieder gestört wird, da Kontrolle eine Illusion ist. Dagegen hilft es wenn es gelingt loszusassen und sich dem Prozess vollkommen hinzugeben. Auf diese Weise erscheint es am Ende fast so, als ob das Objekt selber einen hineinzieht (Absorption) in tiefere Zustände.
Es ist ganz normal, dass der Blick nicht völlig still halten kann, und das sollte auch nicht das Ziel sein. Laß den Blick ruhig ein wenig schweifen.
Viele meditieren auch mit geschlossenen Augen.
ich selbst bin Soto-Zen-Buddhist und habe bereits ein paar Jahre Erfahrung mit verschiedenen Formen buddhistischer Meditation, insbesondere Zazen.
Beim Zazen der Soto-Tradition sitzt man vor einer Wand und blickt in einem Winkel von ungefähr 45° auf den Boden vor sich. Dabei sind die Augen fast geschlossen.
Es gibt keinen Grund, den Blick dabei kontrollieren zu wollen. Er wird meiner Erfahrung nach von selbst "weich", da man die Augen weitgehend schließt.
Meditation ist schließlich keine isolierte Technik, sondern eine Erfahrung die man geschehen lässt, ohne an einzelnen Aspekten der Praxis zu haften.
Die Meditation mit leicht geöffneten Augen hilft dabei, nicht in Tagträumerei und Schläfrigkeit zu verfallen und wirkt auch Selbstbezogenheit entgegen.
Hier ist das ganze nochmal in einem Video erklärt:
Vielen Dank! Eine sehr detaillierte Beschreibung, die mich an eine japanische Tee-Zeremonie erinnert. Ich meditiere mit den "Tafeln von Chartres" und halte die Augen zunächst offen. Eine gewisse (persönliche) Ritualität hat sich auch schon eingestellt Ich bin noch im Anfangsstadium und experimentiere noch. Ich mag diese Verbeugungen am Anfang. LG
Keine Ursache. :-)
Ja, das "gasshô" (aneinanderlegen der Hände), symbolisiert die Aufhebung des Dualismus, indem man alle Gegensätze zusammenführt und so harmonisiert.
Das "kleine Ego" und die "große Buddhanatur" werden genau so eins, wie alle anderen Dinge, die wir als gegensätzlich ansehen - und durch gasshô der Widerspruch aufgehoben
Die Verbeugung vor dem Kissen steht dafür, dass man auf diesem Kissen das Erwachen praktiziert, es ist der Sitz Buddhas und wird respektvoll behandelt.
Die Verbeugung zum Raum hin gilt den Mitpraktizierenden, denn selbst wenn man alleine übt und nicht in einer Gruppe, teilt man diese Praxis mit allen Wesen.
Jetzt soll ich die "beste" Antwort wählen. Ich halte das für Unsinn. Jede Antwort ist gut und beleuchtet einen bestimmten Aspekt.
Vielen Dank! Sehr hilfreich finde ich dass "...Kontrolle eine Illusion ist"