Krankenversicherung möchte Geld dafür dass ich im Krankenhaus ein schwer entzündetes Piercing während des lockdowns entfernen lassen musste?
Meine Krankenkasse hat sich nun bei mir gemeldet und verlangt, dass ich eine gewisse dreistellige Summe dafür zahle, dass ich mir habe durch den Arzt der Notaufnahme dort mein schwer entzündetes Piercing habe aufschneiden lassen. Zu der Zeit hatten piercer geschlossen und mein Hausarzt konnte mir, da er nicht die nötigen Werkzeuge dafür hatte, um es aufzuschneiden, nicht helfen. Die Ohrmuschel hatte sich zum Beispiel schon verformt und es eiterte und alles drum und dran. Es war also kein kleines Wehwehchen.
Ich war im November letzten Jahres im Krankenhaus. Darf die Krankenkasse mir das jetzt überhaupt (noch) vorhalten? Ich musste noch nie irgendetwas selbst bezahlen. Vor Ort hat mich auch keiner darauf hingewiesen.
Ich freue mich, von Experten zu hören :)
10 Antworten
Da das Piercing keine Kassenleistung war, ist auch das notwendige Entfernen eine reine Privatangelegenheit. Du hast das Risiko einer Entzündung wissentlich in Kauf genommen und musst jetzt mit den Folgen leben.
Was kann die Versichertengemeinschaft dafür, dass du dir ein Piercing wohin aus immer anbringst. Warum soll sie dafür bezahlen, wenn es sich entzündet?
Gute Frage!
Sie kann auch nichts dafür, wenn sich jemand durch Alkohol die Leber ruiniert oder durch Rauchen die Lunge.
Man kann sich darüber streiten, wann die Versichertengemeinschaft einspringen sollte. Aber die Krankenkasse hat bei grobem Eigenverschulden zumindest die Möglichkeit, den Versicherten an den Kosten zu beteiligen.
Im Einzelfall ist das oft sehr schwierig und nicht so eindeutig wie bei Entzündungen durch Piercings.
Die GKV ist eine Versicherung, die offen einsehbare Versicherungsbedingungen hat. Normalerweise sind normale Risiken bei medizinischer Notwendigkeit abgedeckt.
Für Fälle von mutwilliger Selbstverletzung aus ästhetischen Gründen samt Folgen besteht kein Anlass für die Versicherungsgemeinschaft, die Kosten zu übernehmen.
Ich wäre auch nicht einverstanden, wenn bisher solche Behandlungen unter Kassenleistung verbucht worden wären. Piercing ist nun mal nichts, das man zwangsläufig haben muss oder durch dessen Abwesenheit man einen schweren Schaden erleiden würde.
Oder - fändest du es ok, wenn ich für die selbstverschuldete Behandlung deiner entzündeten Nasenscheidewand aufkommen sollte?
Könnte man auch auf selbstveeschuldete Erkrankungen durch Ablehnung von Schulmedizinuschen Behandlungen ausdehnen. Diese sind meist dramatisch aufwändiger.
In dieser Frage geht es um eine Fallkategorie, die nicht in den Versicherungsbedingungen gefasst ist.
Ablehnung schulmedizinischer Behandlungen ist ja nichts Erwähnenswertes, da man dann ja andere Methoden zur Verfügung hat. Es ist ja nicht so, dass es nur eine Methode gäbe..
Hallo,
die Krankenkasse hat nach § 52 Absatz 2 SGB V den Versicherten in angemessener Höhe an den Behandlungskosten zu beteiligen, wenn die Behandlung durch eine Tätowierung, ein Piercing oder eine Schönheits-OP notwendig wurde.
https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__52.html
Eine Pflicht, vorher über diese Kostenbeteiligung zu informieren, gibt es für die Beteiligten nicht. Am besten in ähnlichen Fällen zukünftig vorher eine schriftliche Aussage der Krankenkasse einholen. Dann wird auch der Begriff "in angemessener Höhe" näher erläutert.
Gruß
RHW
Da wirst du keine Chance haben. Die Krankenkasse muss sowas nicht übernehmen, da diese nicht für Piercingprobleme zahlen (müssen).
Hast du dich wenigstens mal mit deinem Piercer in Verbindung gesetzt gehabt, gute Piercer waren ja auch trotz Lockdown zu erreichen.
Du hast dir selbst eine unnötige Wunde zugefügt. Dann ist es nur gerecht, wenn du auch für die Konsequenzen bezahlen musst.
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