sind Ausflüge für Demenzkranke sinnvoll?

10 Antworten

Nein. Deine Mam hat nicht recht. Ich finde es wundervoll, wie du dich um deine Oma kümmerst. Mach Ausflüge mit ihr. Geniesst die Zeit, die ihr noch zusammen habt. Deine Mutter fühlt sich anscheinend vernachlässigt. Eigentlich sollte sie sich freuen, dass sie so fürsorgende Kinder hat. Ich selbst habe mit Demenzkranken gearbeitet und trotzdem haben wir viel Freude zusammen gehabt und auch Ausflüge und andere Dinge gemacht.

kleineMausMaus  02.07.2010, 20:30

Das Argument von deiner Mutter finde ich ziemlich herzlos. "Sie vergisst ja eh alles." Haben deine Mutter und deine Oma Probleme miteinander gehabt?

MJFan 
Beitragsersteller
 02.07.2010, 20:41
@kleineMausMaus

hm, nein so weit ich weiß nie. meine oma war sehr streng aber Mama hat nie einen Hehl drauß gemacht. Ja sie wird immer herzloser irgendwie...

kleineMausMaus  02.07.2010, 20:45
@MJFan

Vielleicht ist sie aber auch frustriert. Vielleicht hat sie Angst vor dem Tod ihrer Mutter. Vielleicht hat sie auch Angst, dass es ihr selbst auch so ergeht. Red doch mal ganz offen mit deiner Mutter. Sprich über deine Gefühle und sag, dass du das iwie nicht verstehst.

MJFan 
Beitragsersteller
 02.07.2010, 21:14
@kleineMausMaus

Sie ist oft überfordert und genervt von meiner Oma. Aber das ist ja auch verständlich. Demenzkranke fangen irgendwann immer an zu nerven. Ja ich versuch es mal, aber mit der kann man nicht über Gefühle sprechen. Danke für deinen Rat. Sehr hilfreich.

Ich finde es super, welche Gedanken du dir machst. Wie hier schon erwähnt, die Gefühle sterben zuletzt. Deshalb ist es absolut wichtig und richtig, das mit Oma zu tun, was sie früher gerne gemacht hat. Es kann sein, dass Biergarten mit vielen Menschen sie zusätzlich verwirrt. Ein Spaziergang mit "Fühlen" und "Riechen" kann sehr gerne angenommen werden. Ich denke, wenn Deine Ma äußert, erst käme sie, hat das sehr viel mit Hilflosigkeit und Selbstschutz zu tun. Irgendwann wird sie sich fragen, habe ich alles getan, was in meiner Macht steht,um Oma ein würdevolles Leben zu sichern. Was ich nicht erledigen kann, kann ich abgeben - ohne schlechtes Gewissen. Aber die Für-(Sorge) ist nicht auf Dauer auszublenden. Gib deiner Oma weiter das Gefühl, dass du gerne mit ihr zusammenbist, gerne mit ihr was unternimmst - und achte darauf, dass du sie nicht überforderst. Achte darauf, dass du das was du vorhast, zu dem Zeitpunkt gerne machst. Dann kannst du sehr viel geben. Wenn du es nur tust, weil du Sonnstags das immer tust, kann das daneben gehen. Wenn du dich wohlfühlst, kannst du etwas abgeben. Viel Erfolg!

Tue deiner Oma was Gutes ! ERschießen war im 3. Reich! Sorry, das ich das so krass ausdrücke aber mein Opa ist mit Alzheimer gestorben und wir haben ihm sein Leben so gut wie möglich gestaltet obwohl er niemanden mehr erkannte.Er hat sich über den Augenblick gefreut egal wer bei ihm war !

MJFan 
Beitragsersteller
 02.07.2010, 20:30

Danke sehr schöne Antwort von dir. Habt ihr sicher toll gemacht, das mit deinem Opa.

Das sind völlig verschiedene Dinge die hier ein Problem sind. Natürlich ist es sinnvoll, mit deiner Oma noch Ausflüge zu machen, auch wenn sie es später wieder vergisst, so hat sie doch Freude und Spaß in den Momenten. Und das ist auch für einen Demenzkranken Menschen wichtig. Besonders gut sind Orte, die sie kennt, oder die sie an früheres erinnern. Oft behalten Demente solche Ausflüge länger in Erinnerung, weil ihnen die Umgebung schon vertraut ist. Was deine Mutter betrifft, so handelt es sich dabei wahrscheinlich um eine Abwehrhaltung. Für sie ist es mit Sicherheit nicht leicht, ihre Mutter so zu sehen. Mit einem Demenzkranken Menschen umzugehen, gerade wenn es sich um einen engen Verwandten handelt, ist nicht einfach. Zeig deiner Mutter, dass sie dir genauso wichtig ist, und sprich mit ihr darüber, wenn du magst. Je nachdem wie alt du bist, kannst du ihr ruhig auch sagen, wie es dir mit dieser Situation geht, was dir Freude macht, was aber auch Angst macht. Ich denke diese Offenheit wird auch deiner Mutter helfen. Ich denke sie meint es nicht böse, sie hat wahrscheinlich nur angst, vor der Situation, dem Verlust ihrer Mutter, und ihre Mutter überhaupt so hilflos zu sehen. Denn im Grunde tauschen sich da grad die Rollen. Deine Oma ist so hilflos allein, wie ein kleines Kind....

Ich habe ebenfalls 2 Fälle von Demenz in meiner direkten Verwandtschaft / Familie. Daher bin ich mit dem Thema vertraut.

Wenn Du (gemeinsame) Ausflüge unternehmen möchtest, würde ich nur Orte bzw. Situationen für diese Ausflüge auswählen, die Deine Oma von früher her kennt. Denn Demenzkranke leben in ihrer Vergangenheit. Sie erinnern sich an ihre früheren (positiven) Erlebnisse. Ist Deine Oma früher - als die Krankheit noch nicht zum Ausbruch kam - zum Beispiel gerne in ein bestimmtes Cafe/Eisdiele .... gegangen? Hat sie Orte, an die sie sich von früher her gerne erinnert? Dann geht doch mit ihr dort hin! Dann sind automatisch positive Erinnerungen (aus der Vergangenheit) damit verbunden!

MJFan 
Beitragsersteller
 02.07.2010, 20:33

Oh ja, das hat sie. Sie wohnte früher in München und denkt oft sie sei immer noch dort. Ich hatte vor mit ihr tatsächlich nach mÜnchen wieder zu fahren, aber denkst du mit S-Bahn ist zu viel für sie? Wir wohnen in Erding. Das ist eine Stunde Fahrt.