Streit mit dem Psychotherapeuten
ich befinde mich seit längerer Zeit in einer Therapie. ich bin ein Traumapatient. und Angstpatient. Mein größtes Problem ist jedoch, das ich aufgrund meines Traumas schlecht vertrauen aufbauen kann. (das ist jedoch normal wegen den Missbrauch in der kindheit) Das schlimme ist jedoch, das ich nun seit längeren nur noch Unstimmigkeiten in der Therapie sich einschleichen. Ich habe ihm kritisiert . Und wenn ich mein Befinden oder Symptome anspreche dann bekomme ich immer nur die die Antwort "ich verstehe sie leider nicht" Ich habe ihm versucht meine Traumanteile zu erklären. Aber anscheinend spreche ich hebräisch. Am Donnerstag meinte er zu mir, das er mich leider nicht verstehe, er wäre befangen und er nicht mit mir arbeiten könne, und ihn seine Augen wäre es besser, wenn ich wo anders weitermachen würde. das hat er mir beim vorletzten Mal gemailt. ich gebe zuanbei einen Auszug aus der mail ", ***
ich gebe zu dass ich verunsichert bin, ich frag mich in der sitzung laufend, soll ich mich so verhalten, wie ich mich ansonsten auch verhalte, soll ich nachfragen, soll ich nicht, soll ich die aufmerksamkeit auf den aspekt legen oder nicht usw. , was darf ich sagen, was darf ich nicht sagen. also sie sehen, ich bin leider durchaus nicht unbefangen, was mich wohl in meiner lenkungsfähigkeit einschränken mag, mein fehler. Vielleicht kämen sie mit jemandem, der nicht nicht so befangen ist, besser zurecht, kann durchaus sein. sie werden für sich bestimmt die richtige entscheidung fällen."Ich habe aber sicherlich überhaupt keine einwände, ganz im gegenteil, wenn sie sie nun woanders weitermachen es gibt gute gründe dafür, dass sie die behandlung bei einem kollegen weiterführen, auch in meinen augen (es haben sich eine reihe von missverständnissen und auch, auf meiner seite, befangenheiten, eingeschlichen, die ich nicht so als therapieförderlich betrachte). Wisst ihr, ich denke, man sollte sich doch niemals verstellen in einer therapie, und gerade bei Missbrauch bin ich nunmal sehr schüchtern. Immer wenn ich ihm über meine Schmerzen reden wollte sagte er "ich habe einen Migräne Patienten, der hat cluster-Migräne, dem geht es vielleicht schlecht. Irgendwie fühle ich mich wie eine Verliererin. Tina
14 Antworten
Für mich klingt das nach einem Therapeuten, der nicht geschult ist im Bereich Trauma. Du musst dich nicht als Verliererin fühlen. Es ist nicht deine Schuld, wenn er dir nicht folgen kann und als Therapeut mit deinen Aussagen nicht umgehen kann. Vielleicht findest du in deiner Nähe einen Therapeuten oder eine Therapeutin die auf Menschen mit Trauma spezialisiert sind. Ich kann dir noch Beratungsstellen empfehlen, für Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, wie z.B. Wildwasser. Die kennen häufig Trauma-Therapeuten in der Nähe und können dir eventuell welche nennen. Sie können dir aber, falls du noch andere Fragen haben solltest, sicherlich weiter helfen. Ich hoffe du findest bald jemanden, der dich so unterstützen kann, wie du es brauchst und wie gesagt: Du musst dich nicht als Verliererin fühlen, denn er kann mit deinen Erzählungen nicht umgehen, obwohl er es können sollte.
hallo crunch 87 danke für deine Antwort, ich werde nun gezielt nach Therapeuten suchen, die sich mit Traumata auskennen. danke. Tina
Hmm, mir scheint, dass du sich sehr über deine Traumafolgestörung definierst und irgendwie so etwas wie eine Traumaidentität aufgebaut hast. Damit könnte ich persönlich von meiner Haltung und Arbeitsweise auch nicht arbeiten, könnte mit aus deiner Identität heraus (innere Kinder, Traumaanteile uä) Mitgeteiltem nicht viel anfangen, würde dich da nicht verstehen können (und wollen), auch, weil ich persönlich vor meinem therapeutischen Hintergrund (ich biete Behandlungen für Menschen mit Traumafolgestörungen an, aber keine Traumatherapie, gehöre nicht zur "Trauma-Szene", der ich äußerst kritisch gegenüber stehe) diese Konzepte als gefährlich bewerte und ablehne, diese Ansätze zu stark negativ bewerten würde, damit wäre ich auch befangen und würde auch anraten, lieber eine Traumatherapie bei einem Traumatherapeuten der in der "Szene" Zuhause ist zu machen.
Wechsle deinen Psychotherapeut! Das ist ja wohl der Gipfel, wenn ein Therapeut dir sagt, dass er dich nicht versteht... Genau das ist ja sein Job! Und wenn er dich nicht versteht, muss er nachfragen und nicht einfach sagen, er verstehe dich nicht. Und ja, du musst du selbst sein dürfen und reden, über was du willst, wobei ein Therapeut dir auch zuzuhören hat.... wie gesagt, such dir einen anderen...
Klingt nicht qirklcih nach einem guten Therapeuten... am Besten wäre es du suchst dir tatsächlich einen neuen Therapeuten- halte vor allem nach einer Frau ausschau, ich bin mir sicher dass es dir dann leichter fällt über deine Schmerzen zu reden. Tina, nur eins darfst du nicht denken, egal wieviele Therapeuten du noch brauchst, du bist keine Verliererin und es war auch nicht deine Schuld.
Alles Liebe noch für deine Zukunft und viel Glück bei der Suche nach einem neuen Therapeuten/ Therapeutin
Und wo ist die Frage??? Kann es sein, dass du auch in der Therapie nicht weißt, was du eigentlich erreichen willst und dass DU- ähnlich wie hier - hebräisch sprichst, denn auf den Punkt kommst du nicht. Aus meiner Arbeit mit Patienten weiß ich, dass viele scheinbar den gesprochenen Inhalt der Therapeuten auf eine ganz geschickte Art und Weise filtern, so dass es zu ihren Denkmustern passt... Schau mal: Du schreibst, dass Dein Therapeut dir gesagt habe, er könne nicht mit dir arbeiten (Hat er das wirklich genau so gesagt???) - dann veröffentlichst du hier aber seine Mail, aus der hervorgeht, dass DU dich entscheiden sollst, ob du mit ihm arbeiten kannst. Ich verstehe es so, dass er dir aufgrund eures aktuellen Verständnisproblems und vermutlich Stillstands in der Therapie die Tür geöffnet hat und angesprochen hat, dass du dir auch einen anderen Therapeuten suchen kannst. Das ist doch sehr empathisch. Du wirkst hier so unsicher und suchst Rat bei wildfremden Leuten, die weder dich, noch den Therapeuten, noch eure Beziehung oder die vielen Therapiestunden zwischen Euch kennen. Vielleicht hat dein Therapeut dir in der letzten Stunde deshalb sehr direktiv nahe gelegt, dass es wohl für dich besser wäre, den Therapieerfolg woanders zu suchen...denn du kannst dich ja nicht entscheiden, du willst die Entscheidung abgenommen bekommen. Und was den Wechsel angeht: Ich denke, du musst die Entscheidung selbst treffen. Wenn du aber weißt, dass du grundsätzlich ein Vertrauensproblem hast, dann wirst du das auch beim nächsten Therapeuten haben. Vielleicht wäre es also auch gut, bei deinem jetzigen Therapeuten zu bleiben, bei dem du schon lange bist...und mit ihm das Problem des in der Vergangenheit zerbrochenen Vertrauens anzugehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es zu einem Konflikt zwischen euch gekommen ist (Streit lese ich aber nicht heraus. Du dramatisierst!) denn Du versuchst scheinbar unerreichbare Extreme zu vereinen: Einerseits willst du das sensible Trauma angehen und ihm dein Befinden erklären, andererseits hältst du ihn auf Distanz, da du nun einmal sehr schüchtern seist durch den Missbrauch. Kein Wunder, dass der Therapeut verunsichert ist und nicht weiß, ob er dich mit spitzen Fingern anfassen soll oder dir ein Loch in den Bauch fragen. Er fragt sich, was er bei dir darf und was nicht....du solltest dir überlegen, wie nah du ihn oder den nächsten Therapeuten ran lassen willst...erst dann kann eine fruchtbare therapeutische Beziehung entstehen. Viel Erfolg Dir! :)
Ich stelle nach wie vor in den Raum, dass die Fragestellerin es wahrscheinlich so wahrnimmt als würde der Therapeut ihr Anliegen nicht nachvollziehen wollen oder können. Das geht vielen Patienten so und ist nicht am Thema "Trauma" festzumachen. Diese Wahrnehmung der Patientin muss besprochen werden in der Therapie und scheinbar hat sie sich nicht aufgelöst durch die Gespräch, sondern hat nur noch zu mehr Missverständnissen geführt. ;) Die Fragestellerin hat jedoch schon eine längere Therapie bei ihm gemacht, d.h. es wurden schon Grundlagen gelegt für eine Beziehung...ich würde wie gesagt an ihrer Stelle darüber nachdenken, ob sie nicht in der nächsten Therapie über das gleiche Vertrauensproblem stolpert. Es ist eine Laienmeinung und Idealisierung des Therapeuten, dass dieser allein durch seine Ausbildung von vornherein mit jedem Menschen umgehen können muss, alles nachvollziehen können muss und sofort allen Menschen weiterhelfen können muss. Jeder Mensch ist anders und deshalb ist es nichts ungewöhnliches wenn in der therapeutischen Beziehung Konflikte oder Missverständnisse auftreten. Das spricht auch nicht automatisch für die Inkompetenz des Therapeuten, sondern kann viele Ursachen haben. Bedenke auch: Wir mutmaßen hier nur. Auch kannst Du nicht wissen, ob "Missbrauch in der Kindheit" sich auf Sexualität bezieht - das ist etwas, was du aus dem Text der Fragestellerin heraus liest. ;)
Dadurch, dass du das so in den Raum stellst, machst du die Fragestellerin, zumindest aus meiner Sicht, für die "misslungene" Beziehung zwischen dem Therapeuten und ihr, alleine verantwortlich. Das sehe ich definitiv anders. Gerade bei traumatisierten Menschen sollten sich Therapeuten der Verantwortung ihres Handelns und damit auch den Auswirkungen ihres Handelns auf die Beziehung zwischen sich und den Klienten bewusst sein. Indem du das so formulierst, gerät die Verantwortung des Therapeuten aus dem Blick. Ich gehe nicht davon aus, dass alle Therapeuten mit allen im ICD-10 verfassten Störungsbildern immer zurecht kommen müssen und immer und sofort adäquate Hilfe leisten müssen. Klienten können schwierig sein, sie können Kontakte von sich aus abbrechen, es treten Konflikte auf, Klienten fehlinterpretieren usw. Aber auch hier sollten sich die Therapeuten nicht aus ihrer Verantwortung stehlen und zumindest ihr eigenes Handeln in den Situationen überdenken. Deswegen sehe ich nie allein die Verantwortung bei den Klienten, sonst wird die Option der Selbstreflexion genommen und die Pathologisierung zeigt ihre volle Wirkung. Das es eine Interpretation von mir ist, wenn ich bei Missbrauch in der Kindheit, sexualisierte Gewalt unterstelle ist mir bewusst. Aber aufgrund der Erfahrungen in meinem Arbeitskontext ist das dennoch recht wahrscheinlich. Ich stehe auch Diagnosen und vor allem der PTBS sowie gängigen psychiatrischen und medizinischen Therapieansätzen kritisch gegenüber und du scheinst eher aus der Therapie Ecke zu kommen. Glaube wir finden da deswegen auch keinen gemeinsamen Konsens :-)
Ich sehe keine "misslungene Beziehung" bei der Schilderung, sondern die Möglichkeit, bestimmte Erlebens- und Reaktionsmuster zu hinterfragen und inwiefern diese in allen zwischenmenschlichen Beziehungen bei der Fragestellerin eine Rolle spielen, d.h. auch beim nächsten Therapeuten. Ich bin auch der Ansicht, dass sowohl Patient als Therapeut die Verantwortung für die Geschehnisse innerhalb der Therapie haben. Du verlierst aber den Blick für die Verantwortung der Fragestellerin (die hier wohlgemerkt wildfremde Leute mit groben Angaben um Hilfe bei einer Entscheidung bittet...oder sich sogar die Entscheidung abnehmen lassen will?). Bei dem o.g. Therapeuten handelt es sich meines Erachtens nach eben gerade nicht um einen, der sich aus der Verantwortung stehlen will. Es scheint sich um einen selbstkritischen (Zitat aus der Mail: "Mein Fehler.") und verantwortungsvollen (Überlegung mit der Patientin, ob sie woanders besser aufgehoben ist) Therapeuten zu handeln. Deine Behauptung "Dieser Therapeut scheint nicht geschult zu sein, suche dir einen passenden" schiebt in meinen Augen die Schuld ausschließlich dem Therapeuten zu und stellt die Fragestellerin passiv und wahlfrei dar. Irgendwas muss ja an der bisherigen Therapie gut oder erfolgreich gewesen sein, denn sie befindet sich seit "längerer Zeit" in dieser Therapie. Zu hinterfragen, was jetzt genau los ist und ob es schon Zeit ist, das Handtuch zu werfen, war meine Grundaussage. ;) Konsens müssen wir ja auch keinen finden. Wenn du aber sowieso gegen gängige Therapieverfahren eingestellt bist, bist du dann nicht grundsätzlich sowieso voller Vorbehalte wenn es um alle Therapeuten geht? Kannst Du der Fragestellerin dann überhaupt adäquaten Rat geben? ;)
Ich glaube bei uns beiden geht es gerade darum, auf welche Seite wir uns stellen. Du stellst dich auf die Seite der Therapeuten und ich mich auf die Seite der Klienten. Du hast eine objektbezogene Sicht und ich eine subjektbezogene. Ich hinterfrage die Aussage der Fragestellerin nicht, weil ich dazu keinen Grund sehe. Sie empfindet ihre Situation so und möchte dahingehend einen Rat. Ich nehme sie ernst.
Sicherlich ist der Therapeut, in diesem Fall, verantwortungsbewusster wie manch anderer, da er ihr sein Verhalten und seine Gedanken transparent macht. Dennoch schreibt auch er, es ist sein Fehler, dass er nicht mit ihren Aussagen umgehen kann. Deswegen wäre, in meinen Augen, ein anderer Therapeut oder eine Therapeutin für die Fragestellerin hilfreicher und dann am besten jemand, der auf Trauma spezialisiert ist und die Erzählungen der Fragestellerin nachvollziehen und damit umgehen kann.
Das du aus einer therapeutischen Richtung kommt, merke ich. Du suchst in Konfliktsituationen, so wie hier, die Schuld bei der Klientin, da es ihre, für dich, inadäquaten Verhaltensmuster sind, die dazu geführt haben. Das was du in Klammer geschrieben hast "die hier wohlgemerkt wildfremde Leute mit groben Angaben um Hilfe bei einer Entscheidung bittet" ebenfalls. Auch das du fragen willst, was genau los war, zeigt, dass du der Fragestellerin keinen glauben schenkst. Ich denke, dass das wenig hilfreich ist für sie.
Zudem zeigt sich bei dir die Vorstellung, dass alleine Therapien und die Medizin hilfreich sind für Klienten, da du mir unterstellst, ich könne, nur weil ich aus einer kritischen Ecke stamme, keinen adäquaten Rat geben. Das würde auch umgekehrt funktionieren. Bist du aufgrund deiner therapeutischen Überzeugung überhaupt in der Lage einen hilfreichen Rat zu geben? Ich halte nicht alle Therapeuten für schlecht. Ich mag es nur nicht, wenn sie die Klienten nicht ernst nehmen, da sie in ihren Augen ja krank sind. Du scheinst dich da gerade genauso zu verhalten.
Vertrauensprobleme, Sprachlosigkeit, Scham aufgrund der Erlebnisse usw. sind normale Reaktionen nach traumatischen Erlebnissen. Therapeuten, die das nicht nachvollziehen können und deswegen nicht wissen, wie sie mit den Klienten umgehen sollen, sind nicht geeignet traumatische Erlebnisse bei Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, aufzuarbeiten. Der Therapeut ist der Experte und sollte dafür ausgebildet sein. Es ist professionell von ihm, dass er sagt, er weiß nicht wie er sich Verhalten soll. Aber könnte er mit Menschen umgehen, die traumatische Erlebnisse hinter sich haben, wüsste er, wie er der Fragestellerin weiterhelfen könnte.