unterschied Rettungsdienst und Krankentransport?
Hey,
Ich möchte ein FSJ beim Rettungsdienst machen. Das ist beim Roten Kreuz auch möglich. Oft steht da sowas wie "Qualifizierter Krankentransport im Rettungsdienst".
Ich dachte immer, der Rettungsdienst fährt zu Notfällen und der Krankentransport bringt Patienten von einem Krankenhaus zum anderen. Aber was hat das dann mit dem Rettungsdienst zu tun?
Ich habe auch gelesen, dass der Krankentransport auch zu Leuten nach hause fährt. Stimmt das? Wird das dann von der Leitstelle entschieden?
Ich habe nur den B Führerschein und darf ja somit nur einen KTW und keinen RTW fahren.
Was genau macht der Krankentransport jetzt? Also fährt der - wie der Rettungsdienst - zu Notrufen, oder nicht? Kann mir das nochmal jemand erklären?
Ich habe am Freitag ein Vorstellungsgespräch und da müsste ich natürlich schon bescheid wissen, damit ich auf evtl. Fragen auch antworten kann.
Danke schonmal
6 Antworten
Das ALLES ist "Arbeit im Rettungsdienst". Der Rettungsdienst gliedert sich in die Aufgabenbereiche Notfallrettung und Krankentransport. Die Grenzen sind oft fließend und für das ungeübte Auge nicht klar erkennbar. Ein RTW kann genau so wie ein KTW einen Krankentransport durchführen und ein KTW kann genau so einen Notfalleinsatz durchführen wie ein RTW.
Worauf es ankommt ist der Zustand des Patienten:
-KTWs sind apperativ und personell dafür ausgestattet, weniger schwer erkrankte und verletzte Personen zu transportieren, zum Beispiel bei einem Krankentransport einen Patienten, der dauerhaft Sauerstoff benötigt oder mobilitätseingeschränkt ist von der Wohnung zu einer Arztpraxis. Im Rahmen eines Notfalleinsatzes kann ein KTW auch zu Einsätzen, die dem Disponenten nicht "dramatisch genug" klingen fahren, zum Beispiel ein Sturz im Seniorenheim oder ein Schnitt in den Finger ohne spritzende Blutung,
-andersherum kann ein RTW auch Krankentransporte durchführen, wenn beispielsweise keine KTWs verfügbar sind, der Patient besonders übergewichtig ist oder während der Fahrt dauerhaft apperativ überwacht werden muss, etwa mit EKG und Pulsoxymetrie oder ganz prinzipiell vorher als solches bekannte Intensivtransporte,
-zu dem gibt es noch Spezialfälle, etwa der Transport von Blutkonserven oder Personal zur Transplantation. Auch der First-Responder-Einsatz mit einem KTW ist möglich, also die Überbrückung der Hilfsfrist, bis RTW und NEF/RTH eintreffen (bei lebensbedrohlichen Meldungen und weiter Anfahrt der originären Rettungsmittel).
Es kann immer vorkommen, das man mit dem KTW zu einer Einweisung geschickt wird und man auf Grund des Patientenzutandes einen RTW und ein NEF nachfordern muss. Alle diese Aufgaben werden von Mitarbeitern im Rettungsdienst wahrgenommen, ob es Notfallrettung oder Krankentransport ist.
Entschieden, wann welches Rettungsmittel wohin fährt, wird das vom annehmenden Disponenten auf Grund der Notrufinformationen, also was er aus dem Gespräch heraus filtert.
Rettungsdienst ist in der Regel der "Oberbegriff" für beides, also für die Notfallrettung und für den qualifizierten Krankentransport. So heißt es beispielsweise im Rettungsdienstgesetz des Landes Baden- Württemberg (§1 Absatz 1): "Aufgabe des Rettungsdienstes ist die Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung und des Krankentransportes zu sozial tragbaren Benutzungsentgelten".
Die Notfallrettung hat die Aufgabe Notfallpatienten zu versorgen und in ein geeignetes Krankenhaus zu transportieren. Notfallpatienten sind der Definition gemäß Patientinnen und Patienten, bei denen Lebensgefahr entweder bereits besteht, zu erwarten oder aber zumindest nicht auszuschließen ist.
Der qualifizierte Krankentransport hat die Aufgabe, andere Kranke, Verletzte und sonstige hilfsbedürftige Personen unter sachgerechter Betreuung zu befördern. Hier geht es also um Patientinnen und Patienten, die keine Notfallpatienten sind, die aufgrund ihres Gesundheitszustandes aber einer medizinisch- fachlichen Betreuung und/ oder der Ausstattung eines Krankentransportwagens (KTW) bedürfen. Hier geht es unter anderem um Verlegungen zwischen Krankenhäusern aber nicht ausschließlich. Auch Dialysefahrten, Fahrten von zu Hause oder von der Pflegeeinrichtung zu ambulanten Arztterminen oder in ein Krankenhaus sowie Einweisungen in ein Krankenhaus, sind absoluter Standard im qualifizierten Krankentransport. Ebenso kann der KTW zu kleineren Notfalleinsätzen entsendet werden oder er kommt als First- Responder/ Voraushelfer bis zum Eintreffen eines Rettungswagens (RTW) zum Einsatz. Qualifizierter Krankentransport ist also nicht nur Transport von einem Krankenhaus in ein Anderes.
Entscheidet das dann die Leitstelle: im Regelfall ja. Es kommt aber auch vor, dass der Hausarzt oder der kassenärztliche Bereitschaftsdienst bereits beim Patienten gewesen ist und entschieden hat, dass dieser in's Krankenhaus gebracht werden muss aber keinen akuten Notfall darstellt. Dann kommt man an und es liegt bereits ein fertig ausgefüllter Transportschein parat. Hier läuft es zwar auch über die Leitstelle, jedoch hat eben bereits ein Arzt entschieden, dass der Patient in's Krankenhaus muss und hat auf dem Transportschein bereits "KTW" als Transportmittel angekreuzt.
FAZIT: der qualifizierte Krankentransport ist genauso ein Bestandteil des Rettungsdienstes wie die Notfallrettung auch. Kein Bestandteil des Rettungsdienstes, sind ausschließlich sogenannte Krankenfahrten, das sind unqualifizierte Krankentransporte, bei denen es dann wirklich ausschließlich um eine Beförderung vom Standort A zum Standort B geht, OHNE das dabei eine medizinisch- fachliche Betreuung notwendig ist.
Mfg
Ich dachte immer, der Rettungsdienst fährt zu Notfällen und der Krankentransport bringt Patienten von einem Krankenhaus zum anderen.
Das stimmt, und deshalb gehört auch der Krankentransport zum Rettungsdienst ;) Das sind sogenannte "Sekundärfahrten", sprich die Patienten waren/sind schon in irgendeiner Form in ärztlicher Behandlung und sollen in der Folge von A nach B gebracht werden.
- Zum Beispiel war der Hausarzt zu Besuch und sagt, dass Oma Krause mit ihren Wassereinlagerungen ins Krankenhaus muss.
- Oder Opa Heinrich liegt bisher in Krankenhaus A, wo aber eine benötigte Fachabteilung nicht vorhanden ist, und muss deshalb in Krankenhaus B gebracht werden.
- Oder die bättlägerige Hildegard ist im Pflegeheim zum x-ten Mal aus dem Bett gefallen, wurde zum x-ten Mal in der Notaufnahme geröntgt und muss jetzt zurück in ihr Pflegeheim.
Das sind klassische Krankentransporte. Also im Grunde geplante Taxifahrten, bei denen aber eine gewisse medizinische Ausstattung (Liege, Sauerstoff, Infusionshalter...) gebraucht wird und sicherheitshalber jemand daneben sitzen sollte, der im Fall der Fälle schonmal rettungsdienstlich tätig werden könnte, bevor Rettungswagen und Notarzt einträfen.
Dementsprechend ist der Krankentransport für grundsätzliche rettungsdienstliche Erstmaßnahmen ausgerüstet und auch ausgebildet.
Außerdem werden in unterschiedlichem Umfang (je nach Landkreis und dortiger Philosophie) Krankentransportwagen auch als Reserve für die Notfallrettung eingesetzt, um z.B. bei lebensbedrohlichen Notfällen schonmal einen "Erstangriff" zu fahren, bis RTW & NEF da sind. Manchmal machen KTWs auch eilige Transporte wie Organtransporte.
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Mein FSJ damals war auch "nur" im Krankentransport. Das kann aber durchaus spannender sein als ein FSJ in der Notfallrettung!
Wir waren damals zwei FSJler auf dem KTW. Keine Hauptamtlichen dabei. Das ieß einmal, dass wir uns doch auch mal ein kleines Späßchen geleistet haben, das wir sicher nicht gemacht hätten wenn's da einen "Aufpasser" gegeben hätte. Und das heißt, dass man als FSJler die volle Verantwortung für die Durchführung des Transportes und für die Gesundheit des Patienten getragen hat... bis dahin, dass auch mal der Patient während der Fahrt vor meinen Augen das Atmen eingestellt hat.
Ich fand das gut so. So habe ich mehr gelernt als andere FSJler, die zwar cool mit dem RTW täglich mit Sonderrechten durch die Gegend gefahren sind, aber am Einsatzort effektiv als Kofferträger und Befehlsempfänger gearbeitet haben (was leider viel zu oft passiert, wenn FSJler direkt auf den RTW gesetzt werden).
Im Rahmen der Qualifikation zum RS musst du sowieso ca. 4 Wochen lang als Dritter mitfahren, sinnvollerweise auf dem RTW ;)
Es gibt natürlich auch auf dem KTW die Situation "ich Chef, du FSJler". Ist eben immer lokal abhängig.
Frage bei deinem Vorstellungsgespräch ruhig nach, mit welcher Art Kollegen (Hauptamt/FSJ/Ehrenamt) du auf dem KTW sitzen wirst. Und ob es vielleicht anschließend eine Stelle in der Notfallrettung gibt, wenn du während des FSJ den C1-Führerschein machst.
Der Rettungsdienst bietet einerseits die Notfallrettung an, andererseits eben den qualifizierten Krankentransport. Der wird aber nur als solcher durchgeführt (und nicht vom betreuten Fahrdienst beispielsweise), wenn es eine medizinische Notwendigkeit gibt (Sauerstoffgabe, besondere Lagerung, medizinische Überwachung, ...).
Das Personal auf einem Krankentransport bedarf mindestens einem RS und einer "geeigneten Person", ist also etwas weniger streng als beim Rettungswagen.
Dennoch kann der Krankentransportwagen (KTW) für die Notfallrettung eingesetzt werden, dafür ist er auch mit Blaulicht und Martinshorn, sowie grundlegender Ausstattung wie einem Defibrillator ausgestattet. Das kann der Fall sein, wenn kein anderes Rettungsmittel frei ist, man zufällig in der Nähe ist oder ein größeres Schadensereignis eintritt.
Hab ebenfalls ein FSJ gemacht, hauptsächlich auf dem KTW. Ab und an wird man als 3. im RTW eingesetzt, für die nötige Praxis. Notfalleinsätze hatten wir auch im KTW zu genüge, also "langweilig" wird es dir bestimmt nicht.
Wie fandest du dein FSJ? Kannst du den letzten Satz von der Antwort von @dane60 bestätigen? Oder war das bei dir nicht so?
Das kommt sicher auch auf den KV an.
Das kommt natürlich sehr auf den KV an und auch die Organisation (war beim BRK). Ich hab die Erfahrung gemacht, dass FSJler im gesamten Kreisverband mit Respekt behandelt und auch sehr gut integriert wurden. Hatte wirklich eine tolle Zeit, viel gelernt und auch zwischendrin viel Blödsinn auf der Wache getrieben.
Wenn du später in der Richtung bleiben willst, bietet sich das FSJ nur an. Der RS wurde mir komplett gezahlt, insofern ist auch das ein großer Pluspunkt. Und das Wachpraktikum leistest du praktisch nebenbei ab.
Danke. Bei mir ist es auch das BRK. Mir wurde gesagt, dass die Kosten für den Rettungssani - wie bei dir - übernommen werden. Die Theorie ist i.d.R einen Monat for FSJ Beginn und die Prüfung im Monat nach ende. Für das Klinikpraktikum müsste ich Urlaub nehmen
Es gibt ganz unterschiedliche Konzepte in Deutschland. Es gibt rettungsdienste da machen alle Fahrzeuge alle Aufgaben, also Rettung und krankentransport, und dann gibt es auch solche wo Krankentransport und rettung strikt getrennt sind, teilweise von verschiedenen Unternehmen durchgeführt werden.
Ich habe auch gelesen, dass der Krankentransport auch zu Leuten nach hause fährt.
Krankentransport umfasst alles mögliche, von der Ambulanten Dialyse, über Entlassung und einweisungen bis hin zu Verlegungen und Konsilen. Notfälle gehören nicht regulär zu den Einsätzen, aber je nach Konzept sind Einsätze als First Responder möglich.
Danke für deine Antwort. Ich wollte eh auf jeden fall anfangs schauen, dass ich mal mit nem KTW dabei bin.
Da ich keinen C(1) Führerschein habe, kann ich im RTW ja eig. eh nur als dritter mitfahren.