Warum klagen psychisch Kranke oder deren Angehörige stellvertretend nicht den Therapieplatz ein, auf den sie rechtlich Anspruch haben?
https://www.zdf.de/comedy/zdf-magazin-royale/zdf-magazin-royale-vom-4-februar-2022-100.html
In der Sendung ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann vom 4. Februar 2022 ging es darum, dass das Problem psychisch Kranker einen Therapieplatz zu bekommen nicht darin besteht, dass es zu wenig Psychotherapeuten in Deutschland gäbe, sondern darin, dass die Krankenkasse aus Kostengründen keine Lust dazu hat mehr Psychotherapieplätze anzubieten, die von der Krankenkasse bezahlt werden! Dabei gibt es in Deutschland ein Recht auf Psychotherapie bei psychischer Krankheit.
Im Endeffekt hat Jan Böhmermann jeden psychisch Kranken bzw. seine Angehörigen dazu ermutigt vor das Gericht zu ziehen um ein Urteil zu erlangen, das letztendlich allen psychisch Kranken, die bislang auf einen Therapieplatz warten, zugute kommt.
Warum glaubst Du machen das die Psychisch Kranken oder deren Angehörigen nicht?
weil sie nicht wissen, dass das Problem die Krankenkassen sind, die nicht zahlen wollen, und nicht der angebliche Mangel an Psychotherapeuten
und die ganzen Verbände für Psychisch Kranke? Die wissen das doch oder meinst Du nicht?
ich weiß nicht ob ein Verband klagen kann und ob er das machen würde
Das vielleicht nicht, aber die hätten den Leuten doch gesagt das sie klagen können weil sie einen Anspruch auf einen Platz haben.
google mal den Begriff Verantwortungsdiffusion
"Verantwortungsdiffusion bezeichnet das Phänomen, dass eine Aufgabe, die offensichtlich zu tun ist, nicht ausgeführt wird..
ja, weil es zu viele Personen gibt, die etwas tun KÖNNTEN, aber jeder denkt der andere wird es schon erledigen und dann macht es halt am Ende keiner...
Also wenn Du weißt das sie nichts tun, warum engagierst Du dich nicht?
ich bin chronisch körperlich krank und kämpfe darum eine medizinische Behandlung zu bekommen... ich kann mich nicht um alles kümmern... ich habe meine eigenen Probleme...
8 Antworten
Dabei gibt es in Deutschland ein Recht auf Psychotherapie bei psychischer Krankheit.
Das ist so nicht ganz richtig. Das gilt für manche Privatversicherten nicht, je nachdem, was sie wie zu welchen Kosten versichert bzw. an Leistungen ausgeschlossen haben.
Bei gesetzlich Versicherten besteht auch kein pauschales Recht, sondern die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist an vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegte Bedingungen geknüpft. Hierzu zählt auch, dass Patient*innen eine Wartezeit ggf. zuzumuten ist (nicht alles ist akut und muss sofort behandelt werden). Es muss weiterhin eine hohe Motivation, Veränderungsbereitschaft, Mitarbeit usw. bei Patient*innen vorliegen, und es muss eine günstige Prognose, also dass die Behandlung auch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einen Erfolg haben wird, vorliegen und begründet werden (spätestens im Gutachterverfahren).
Wichtig ist auch, dass es um eine allgemeine Krankenversorgung geht. Dazu gehört v.a. auch, dass Termine, die z.B. dann von der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung in dringlichen Fällen angeboten werden (Tel. 116 117), auch angenommen und wahrgenommen werden. Wie beim Arzt oder Zahnarzt, muss man sich Termine auch beim Psychotherapeuten einrichten.
Daher ist ein Einklagen oft deshalb nicht möglich, weil viele Patient*innen o.g. Kriterien nicht erfüllen. In den anderen Fällen wäre eine Klage vor dem Sozialgericht, falls nötig, aber schnell durchzubekommen.
Inzwischen klappt die Versorgung mit psychotherapeutischen Sprechstunden über die Kassenärztliche Vereinigung in dringenden Fällen binnen vier Wochen nahezu problemlos (zu Weihnachten und Urlaubszeiten kann das mal eng werden). Die Versorgung nach der Sprechstunde mit Code bei Dringlichkeit und Vermittlung eines Termins für eine Akutbehandlung und inzw. auch für probatorische Termine klappt auch gut. Sollte die Vermittlung tatsächlich nicht gelingen, habe ich noch keine Krankenkasse erlebt, die nicht einen Antrag auf Kostenerstattung in einer Privatpraxis genehmigt hätte.
Auffällig ist dabei jedoch auch, dass Psychotherapeut*innen und Kassenärztliche Vereinigungen klagen, dass mehr als die Hälfte aller über die Kassenärztliche Vereinigung vereinbarten Termine von den Patient*innen nicht wahrgenommen werden.
Insofern: Klagen sind nicht notwendig, da die Krankenkassen bei realem Bedarf Kostenerstattungsverfahren rasch genehmigen, wobei es in den meisten Fällen nicht notwendig ist, da in nachweislich dringenden Fällen die Vermittlung von Terminen gut gelingt.
Nein, ich bin Psychotherapeut.
ich bewerte deine Antwort negativ
Gegenfrage: Warum setzen sich nicht psychisch gesunde dafür ein, dass die Politik entsprechend einschreitet und psychisch kranken hilft? Habt ihr keine Zeit dazu?
es braucht ein Gerichtsurteil
Weil das Geld und Nerven kostet, die die Angehörigen oft nicht haben, und die psychisch Kranken erst recht nicht.
Ich denke das die Verbände und Vereine den Menschen so gut es geht helfen. Wenn es so einfach wäre wie dich Herr Böhmermann aus dem ZDF hat Glauben lassen, würden diese Verbände das auch tun. Offenbar ist es nicht so einfach. Man sollte also die Arbeit der Vereine und Verbände wertschätzen und achten, vor allem dann, wenn man selbst keine Ahnung von der Thematik hat.
Wenn man sich dafür interessiert kann man sich auch engagieren. Auch von zuhause aus kann man helfen. Ausreden gelten nicht.
nein
Wer sich beschwert sollte weniger palavern sondern aktiv helfen. Ansonsten ist es meiner Ansicht nach leeres Geschwätz.
Das Problem bei so gut wie jedem Fall von "sich hineinklagen" ist zum einen die Ablehnung und mögliche Ächtung der man sich ausgesetzt sieht sollte man nur durch eine Klage irgendwo aufgenommen werden, obwohl die Leute offensichtlich keine Lust auf dich haben.
Zum anderen ist es das finanzielle Risiko, denn solltest du den Prozess verlieren bleibst du auf allen Kosten sitzen, was sich die Leute oftmals einfach nicht leisten können.
die Rechtslage ist hier ganz klar: Rechtsanspruch auf Therapieplatz, der von der Krankenkasse bezahlt wird
es braucht eigentlich nur endlich jemand zu klagen und alle würden davon profitieren
Klar, es ist so einfach, wenn die Idioten einfach nur klagen würden...
Ich kriege hier gerade ganz unangenehme victimblaming vibes. 😉
nö, ich denke vielen ist einfach nicht klar, dass das Problem bei den Krankenkassen und ihrer asozialen Verweigerungshaltung liegt...
ich habe meine Frage in erster Linie zur Aufklärung gestellt, die Frage war rhetorisch
Stimmt, die Verbände für psychisch Kranke wissen das bestimmt auch nicht. Wie gut, dass wir dich haben...
Selbstverständlich ist die Rechtslage klar, nur wer sitzt am längeren Hebel?
Eine einzelne Person (von mir aus auch mehrere) die offensichtlich psychisch geschwächt sind oder Milliarden schwere Unternehmen?
es braucht nur Mut und Durchhaltevermögen
ich weiß, dass es für psychisch Kranke eine Zumutung ist, etwas einklagen zu müssen, was ihnen zusteht
Durchhaltevermögen kostet Geld. Und wer hat mehr Geld? Richtig. 😉
es gibt Menschen mit Rechtsschutzversicherung oder anderen Geldmitteln
es gibt diese Menschen, ich, und wahrscheinlich 99% derjenigen die eben ihren Platz in der Psychatrie brauchen gehören aber leider nicht dazu.
es geht um Therapieplätze, die häufig ambulant sind, und nicht um Psychiatrieaufenthalte
Kommt auf's Gleiche raus.
Wenn Du dir mal ansiehst was der Fragsteller unterhalb der Frage, auf meine Nachfrage geantwortet hat, lässt das ernsthaft vermuten, der FS wüsste es besser da Böhmermann geschaut, und die Verbände machen nichts obwohl sie könnten.. Dreister gehts kaum
und wie soll das gehen. Soll der Psychotherapeut deiner Wahl, bei dem du dich eingeklagt hast, einem Patienten sagen: Ich muss leider die Therapie mit ihnen beenden, da jemand ihren Theraplatz durch Klage eingenommen hat?
nein, man klagt nicht gegen Therapeuten, sondern gegen die Gemeinschaft der Krankenkassen, die zu wenig Therapeuten einen Kassensitz gibt..
ok, das versteh ich. Aber dann schickt man am besten die Therapeutenkammer vor. Die sollen mal was tun für ihr Geld. Die Zwangsmitgliedsbeiträge der Therapeuten sind hoch genug.
ich glaube du arbeitest für die Krankenkassen und redest ihnen nach dem Mund...
bewerte ich negativ