Woran erkennen Mediziner, dass ein kranker Mensch wahrscheinlich in kürze sterben wird?
Ich habe in den vergangenen zwei Jahren zweimal erlebt, dass Ärzte den nahenden Tod eines Angehörigen quasi geahnt und vorhergesagt haben. WIe ist das möglich ?
Fall 1: Meine Tante, alt und gebrechlich, war seit kurzem in einem Pflegeheim. Sie war nicht lebensbedrohlich erkrankt. Eines Abends rief die Nachtschwester an und sagte, sie habe gerade einen Notarzt gerufen und dieser meinte, dass meine Tante die Nacht kaum überleben würde. Ich konnte das kaum glauben, aber es trat tatsächlich ein: Die Tante starb noch in derselben Nacht.
Fall 2: Ein sehr naher Angehöriger ist an Leukämie erkrankt und kommt ins Krankenhaus. DIe Ärzte sind mit ihrer Prognose der Lebenserwartung bei drei Jahren. Einige Tage später ein Anruf aus dem Krankenhaus: Es sehe schlecht aus, man möge schnell kommen.
Und tatsächlich: Innerhalb von wenigen Stunden tritt der Tod ein.
Meine Frage: Wie können Mediziner das erkennen ?
14 Antworten
Das ist von Fall zu Fall verschieden. Es gibt ziemlich genau definierte Phasen die ein Mensch in dem sog, praefinalem Stadium durchläuft. Dank derer ist es möglich halbwegs genau den nahenden tod vorherzusehen (+/- 6 Std.) Allerdings auf lange Sicht kann kein Arzt den Tod vorhersagen. Wenn man z.B. bei Tumorerkrankungen sagt das ein pat. noch 3 Jahre Lebenserwartung hat, dann ist das ein statistischer Wert. Dieser Patient kann aber genausogut schon in einem Monat tot sein, oder aber noch zehn jahre Leben. Allerdings wenn eine Erkrankung dann soweit fortgeschritten ist das das praefinale Stadium erreicht ist kann man den tod schon absehen. Aber auch dieses Stadium kann sich über mehrere Tage oder gar Wochen (sehr selten) hinausziehen. Ich habe einen Mann 2 Wochen gegen den Tod kämpfen sehen (die sog. Agonie), wo keiner gedacht hätte das er so lange kämpfen kann. Es ist immer sehr schwer Angehörige über den nahenden Tod zu informieren und dabei den richtigen zeitpunkt zu erwischen. Man will den Angehörigen nicht noch mehr Sorgen bereiten als sie ohnehin schon haben. Deshalb wartet man mit solchen anrufen in aller Regel bis "fünf vor zwölf"
Die Sterbe-Phasen nach Kübler-Ross. Die beziehen sich zwar nicht auf somatische Symptome, aber die psychische Seite hat ja auch einen enormen Einfluss auf den genauen Todeszeitpunkt. Hat jemand abgeschlossen oder nicht, ist das ein Kämpfer oder nicht.......
Vielen Dank für ausführliche Erklärung. Ich kann nun besser mit dem Tod meines Bruders umgehen - vorher habe ich mir unentwegt den Kopf zerbrochen und mir Vorwürfe gemacht, wieso ich nichts bemerkt habe von dem nahenden Tod.
Oft stellen (kranke) Sterbende einige Tage vor dem Tod essen und Trinken ganz oder fast ein. Oft schlafen sie sehr viel. Bei manchen verändert sich das Wesen, sie nehmen Abschied von der Welt und z.T. den Angehörigen. Bei vielen verändert sich wenige Stunden vor dem Tod der Gesichtsausdruck und die Farbe. Aber der Tod ist wie das Leben individuell. Das kann sehr verschieden aussehen. Herzliches Beileid!
Danke, choq, für Dein Mitgefühl. Ja, das Sterben ist genauso individuell wie das Leben...
Ich würde auf Erfahrung tippen..., es gibt immer Anzeichen, die auf den Tod hindeuten.
würde auch sagen durch Erfahrung..
Ich bin ein sehr interessierter Mensch: Welches bitte sind die "genau definierten Phasen", die ein Mensch im präfinalem Stadium durchläuft ?