Quecksilber als Arzneimittel?!

3 Antworten

Hallo, dieses Schnupfenmittel kenne ich - hat mein Mann gegen seinen allergischen Schnupfen vor einigen Jahren genommen. Es handelt sich hier um ein homöopathisches Produkt und die Inhaltsstoffe sind in einem Ausmaß verdünnt, dass man hier auf keinen Fall davon ausgehen kann, dass diese giftig sind. In der Homöopathie verdünnt man zuweilen in einer Potenz 1 : 1.000 - das ist völlig ungefährlich.

http://www.heel.de/Heel-de-F-d-M-Euphorbium-Nasentropfen.html

lg Gerda


gerdavh  14.09.2014, 08:20

P.S. Ich persönlich halte nichts von diesen homöopathischen Mischpräparaten. Da sind mehrere Wirkstoffe enthalten - unter dem Motto: Eines davon wird schon greifen. Aber wenn es Deiner Mutter hilft, ist es ja gut. Bitte den Beipackzettel lesen: Dieses Spray kann Nebenwirkungen haben und darf u.U. dann nicht mehr angewandt werden. SD-Patienten dürfen dieses Spray nicht benutzen.

Ich dachte Quecksilber sei hochgiftig? Wie kann es also sein, dass es in dem Spray genutzt wird?

In diesem homöoapthischen Mittel ist Hydrargyrum biiodatum Dil. In Form einer D8 Verdünnung enthalten.
D8 steht für eine Verdünnung von 1 zu 100 Millionen.

Ab dieser Verdünnung sind keine Gesundheitsrisiken zu erwarten, da kein Wirkstoff mehr enthalten ist und daher auch eine Unterscheidung von anderen homöopathischen Mitteln mehr möglich ist:

„Bedenken Sie, ab schätzungsweise D8 bzw. C4, spätestens ab D10 / C5 sind die Globuli nicht mehr voneinander unterscheidbar, denn die Konzentrationen der Urtinktur in der aufgebrachten Lösung sind niedriger als deren Verunreinigungen. Letztere sind dazu bei den vorgeschriebenen Qualitäten für den Einsatz als Grundstoff für die Medikamentenherstellung so gering, dass man die fertigen, mit der Lösung befeuchteten und dann getrockneten Globuli nicht von unbehandelten unterscheiden kann.“

http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2045

(Gilt natürlich nicht nur für Globuli, sondern auch für alle anderen Darreichungsformen.)

Auch ich habe mir den Beipackzettel genauer angesehen und bin dort auf einen Hinweis gestoßen, der für dich sehr wichtig ist:

„Hinweis: Die Wirkung eines homöopathischen Arzneimittels kann durch allgemein schädigende Faktoren in der Lebensweise und durch Reiz- und Genussmittel ungünstig beeinflusst werden

Die Homöopathie wurde von Samuel Hahnemann erfunden und in seinem grundlegenden Werk, dem Organon der Heilkunst, steht ausführlich beschrieben, was bei Einnahme eines homöoapthischen Mittels zu meiden ist (dies ist das, was unter dem o.a. Hinweis als „ Lebensweise und durch Reiz- und Genussmittel“ gemeint ist):

§ 260

Kaffee, feiner chinesischer und anderer Kräuterthee; Biere mit arzneilichen, für den Zustand des Kranken unangemessenen Gewächssubstanzen angemacht, sogenannte feine, mit arzneilichen Gewürzen bereitete Liqueure, alle Arten Punsch, gewürzte Schokolade, Riechwasser und Parfümerieen mancher Art, stark duftende Blumen im Zimmer, aus Arzneien zusammengesetzte Zahnpulver und Zahnspiritus. Riechkißchen, hochgewürzte Speisen und Saucen, gewürztes Backwerk und Gefrornes mit arzneilichen Stoffen, z. B. Kaffee, Vanille u.s.w. bereitet, rohe, arzneiliche Kräuter auf Suppen, Gemüße von Kräutern, Wurzeln und Keim-Stengeln (wie Spargel mit langen, grünen Spitzen), Hopfenkeime und alle Vegetabilien, welche Arzneikraft besitzen, Selerie, Petersilie, Sauerampfer, Dragun, alle Zwiebel-Arten, u.s.w.; alter Käse und Thierspeisen, welche faulicht sind, (Fleisch und Fett von Schweinen, Enten und Gänsen, oder allzu junges Kalbfleisch und saure Speisen; Salate aller Art), welche arzneiliche Nebenwirkungen haben, sind eben so sehr von Kranken dieser Art zu entfernen als jedes Uebermaß, selbst das des Zuckers und Kochsalzes, so wie geistige, nicht mit viel Wasser verdünnte Getränke; Stubenhitze, schafwollene Haut-Bekleidung, sitzende Lebensart in eingesperrter Stuben-Luft, oder öftere, bloß negative Bewegung (durch Reiten, Fahren, Schaukeln), übermäßiges Kind-Säugen, langer Mittagsschlaf im Liegen (in Betten), Lesen in wagerechter Lage, Nachtleben, Unreinlichkeit, unnatürliche Wohllust, Entnervung durch Lesen schlüpfriger Schriften, Onanism oder, sei es aus Aberglauben, sei es um Kinder-Erzeugung in der Ehe zu verhüten, unvollkommner, oder ganz unterdrückter Beischlaf; Gegenstände des Zornes, des Grames, des Aergernisses, leidenschaftliches Spiel, übertriebene Anstrengung des Geistes und Körpers, vorzüglich gleich nach der Mahlzeit; sumpfige Wohngegend und dumpfige Zimmer; karges Darben~ u.s.w. Alle diese Dinge müssen möglichst vermieden oder entfernt werden, wenn die Heilung nicht gehindert oder gar unmöglich gemacht werden soll. Einige meiner Nachahmer scheinen durch Verbieten noch weit mehrer, ziemlich gleichgültiger Dinge die Diät des Kranken unnöthig zu erschweren, was nicht zu billigen ist.

Solltest du jetzt wirklich dieses Mittel, dessen Wirksamkeit aufgrund einer Sonderregelung, im Gegensatz zu wissenschaftlichen Medikamenten, nie belegt werden musste und auch nie belegt wurde, anwenden, musst du dich, gemäß der Hersteller-Angabe, an diese Vorgaben halten!

Ich würde dir aus all diesen Gründen raten, dieses Mittel in die Tonne zu werfen, natürlich, wie es ebenfalls im Beipackzettel steht: "getrennt nach Materialien, umweltfreundlich zu entsorgen" und dir ein anderes (wirksames) Mittel zu besorgen.

Verantwortungsbewußte Apotheker werden dir sicher dabei behilflich sein.


elliellen  14.09.2014, 13:15

@zweimal, wenn du Teile des Hahnemann Konzeptes hier hereinkopierst, solltest du schon den Zusammenhang des gesamten Buches kennen. Bei dir scheinen die Kenntnisse der Homöopathie sehr gering zu sein, du bezeichnest sie als nicht wirksam. Vielleicht schaust du dich mal in einer der vielen Hahnemann Kliniken um, in denen ganzheitlich homöopathisch therapiert wird? Dann werden deine Kenntnisse dahingehend sicher etwas verbessert.

Z.B. hier:

http://www.hahnemann-klinik-tuebingen.de/3_fragen.htm

dertomtom  14.09.2014, 22:37
@elliellen

Verantwortungsbewußte Apotheker werden dir sicher dabei behilflich sein.

Neulich wurde in der Apotheke einer frau vor mir ein Bach-Blütenpräparat zur Beruhigung verkauft:

Für ihren Hund! Zum Einreiben ins Nackenfell!!

Noch Fragen?

Zweimal  14.09.2014, 23:16
@elliellen

elliellen,
du musst dir um meine Kenntnisse in Sachen Homöoapthie keine Sorgen machen.
Sie sind mit absoluter Sicherheit fundierter als deine.

SaoirseMcKenna  15.09.2014, 20:31
@Zweimal

Bachblüten sind auch zum auftragen auf die Haut geeignet nicht nur zum eingeben! außerdem hast du mitbekommen was die Hundebesitzerin in der Apotheke fragte? vllt hatte der Hund ja auch etwas auf der Haut und die Bachblüte die da drin war, von den Wirkstoffen her genau das was der Hund brauchte?!

dertomtom  17.09.2014, 20:45
@SaoirseMcKenna

Ja, hab ich... der Hund war abens aufgedreht und machte ramba zamba... vielleicht wollte er nur gassi was weiß ich .... es sollte den Hund beruhigen....

hermannheester  28.12.2014, 19:10

Hahnemann hat die Homöopathie nicht erfunden. Soviel dazu.

Ich dachte Quecksilber sei hochgiftig?

Hochgiftig ist garnichts, "alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist", wusste schon Paracelsus. ( bekanntere ugs. Kurzform: Die Dosis macht das Gift )

.....bzw. ist sowas überhaupt zugelassen?

Ich bin sicher, dass die Apotheken keine Medikamente ohne Zulassung verkaufen.

In dieser homöopathischen Dosis ( D 8 ) ist die "Giftigkeit" für die klitzekleinen Bakterien und noch kleineren Viren offenbar ausreichend, dem Menschen macht es aber nichts aus, - so würde ich es mal deuten. Außerdem ist auch Silbernitrat im Spray drin, auch dies wirkt antibakteriell, bzw. desinfizierend. LG


uteausmuenchen  17.09.2014, 20:27
Ich bin sicher, dass die Apotheken keine Medikamente ohne Zulassung verkaufen.

Das ist so leider nicht richtig. Schön wäre, wenn es so wäre. Tatsächlich sind aber die "Arzneien der besonderen Therapierichtungen" (dazu zählen z.B. die Homöopathie und die Anthroposophie vom Nachweis einer Wirksamkeit und Unschädlichkeit vom Gesetzgeber explizit ausgenommen worden, wenn die Stoffe nicht unter D6 im Mittel enthalten sind. (Binnenanerkennungsregelung zur Registrierung der Arzneien besonderer Therapierichtungen, §§ 38, 39 und 44 AMG)

In dieser homöopathischen Dosis ( D 8 ) ist die "Giftigkeit" für die klitzekleinen Bakterien und noch kleineren Viren offenbar ausreichend, dem Menschen macht es aber nichts aus, - so würde ich es mal deuten.

In Euphorbium Compositum sind die 3 Pflanzenzusätze in D2, D2 und D4 enthalten, also in Dosierungen, bei denen sehr wohl pharmakologische Wirksamkeit möglich ist. Genau deshalb hat Euphorbium auch eine Zulassungsnummer.

Ich persönlich kenne zu Euphorbium tatsächlich eine Studie, in der diese Pflanzenzusätze gewisse Effekte erzeugen können, allerdings in der Kombination nicht besser als den Konzentrationen der Pflanzenzusätze entsprechend zu erwarten: Hier der Link zur Studie, die allerdings eine in-vitro-Arbeit ist:

http://www.biopathica.co.uk/Articles/Hay%20Fever%20and%20Rhinitis/11%20-%20Antiviral%20Action%20of%20Euphorbium%20Compositum%20and%20its%20Compo.pdf

Man betrachte zum Beispiel die Graphiken auf der Seite mit der Seitenzahl 210: "Relative Inhibition" ist die auf das 100% Wachstum normierte Eindämmung des Virenwachstums. Je höher die Punkte liegen, desto mehr hat das Mittel die Virenwachstumsraten beeintträchtigt, je tiefer (näher null), desto wirkungsloser war es. Nach rechts nimmt die Konzentration der Substanzen ab. Euphorbium Compositum zeigt _in niedrigster_ Verdünnung bei zwei bestimmten Virentypen signifikante Hemmefffekte. Diese verschwinden rasch bei größerer Verdünnung. Das ist ein Widerspruch zu den Aussagen der Homöopathie! Die Homöopathie sagt klipp und klar, dass die Wirksamkeit der Arzneien mit größerer Verdünnung zunehmen müsste.

Die Effekte der einzelnen Stoffe ergeben sehr genau die beobachtete Gesamtwirkung von Euphorbium Compositum, das habe ich überschlagen. Da bleibt kein Platz für eine geheimnisvolle Zusatzwirkung.

Anmerken sollte man auch noch, dass in der Arbeit als Vergleich zwar ungehemmtes Virenwachstum zum Vergleich dient, nicht aber ein Vergleich mit einem handelsüblichen Meerwasserspray, das zum Befeuchten der Nasenschleimhäute mit Salzwasser dient und ja auch schon Effekte erzielt. Eine solche - in diesem Zusammenhang höchst interessante Vergleichsarbeit - konnte ich nirgends finden.

Der enthaltene Vergleich mit evidenzbasierten Präparaten zeigt, dass diese erheblich höhere Wirksamkeit besitzen. In der Studienzusammenfassung fehlt dieser Hinweis.

Grüße