Arzt und Lehrer Stresslevel und Gehalt?

3 Antworten

Ich weiss du bist noch jung, aber ich finde, du solltest deine Motivation für die Wahl deines Berufs noch mal überdenken.

Denn beide von dir erwähnten Jobs sind psychisch und körperlich sehr anstrengend. Zumindest, wenn man sie ordentlich macht. In beiden ist die Chance auf Burn-out gross, da helfen auch keine langen Ferien oder gutes Gehalt.

Die Besoldung (und der Stressfaktor) eines Arztes richtet sich übrigens auch nach Fachrichtung und danach, ob man irgendwo angestellt ist oder seine eigene Praxis hat.

Dasselbe gilt auch für Lehrer, wo ein Fachbereichsleiter mehr verdient als ein Berufsanfänger. Was den Stress betrifft: Frag mal Leute, die in Brennpunktschulen unterrichten, nach ihrem Stresslevel! Wobei auch an Speckgürtelgymnasien kann es stressig werden aufgrund von Helikoptereltern und arroganten Schülern mit Anspruchshaltung. Auch der administrative Aufwand ist in den letzten Jahren immer mehr angestiegen, so dass Lehrer oft lange arbeiten müssen. Ausnahme hier: Grundschullehrer, wobei auch das heute immer schwerer wird, da die Klassen oft sehr heterogen zusammengesetzt sind.

Ich habe ausreichend Freunde und Bekannte in beiden Berufen und kann nur sagen, ohne ein ausgeprägtes Interesse, gepaart mit entsprechendem Idealismus, sollte man keinen der beiden Berufe anstreben.

Hi,

- "Lohnt" es sich überhaupt noch Arzt zu werden?

Letztendlich hängt das "Lohnen" von mehr ab als dem Einstiegsgehalt - am Ende sollte in die Überlegung wesentlich mehr umfassen als Gehalt und Stress.

Wenn einem ein Beruf überhaupt nicht liegt, kann er noch so gut bezahlt und entspannt sein - glücklich wird man dennoch nicht.

Was? Nur 400 Euro mehr für einen Beruf der ein längeres Studium voraussetzt, der deutlich härtere Arbeitsbedingungen mit sich bringt und der eine deutlich höhere Verantwortung hat?

Effektiv: um Lehrer zu werden, braucht man entweder einen Master-Abschluss (6 + 4 Semester, 5 Jahre) oder die erste Staatsprüfung - mit anschließendem Vorbereitungsdienst (18 - 24 Monate).

Das Medizinstudium an sich dauert inklusive PJ 12 Semester und drei Monate - also round about 6 Jahre; anschließende Facharztausbildung nicht mitgezählt.

Einen derart eklatanten Unterschied hinsichtlich der Studiendauer gibt es also nicht.

Ferner: allzu große Gehaltssprünge kann der Lehrer nicht erwarten - als Arzt geht ist nicht nur als Assistenzarzt kontinuierlich gehaltstechnisch weiter, sondern nach Abschluss der Facharztausbildung erst recht.

Ob als angestellter Facharzt, niedergelassener Facharzt oder angestellter Oberarzt wird man den Lehrer gehaltstechnisch meist problemlos überflügeln.

Viele von ihnen gehen gemütlich und gelassen durch die Gänge, um dann genau wie die Schüler im Klassenzimmer ihre Stunden abzusitzen.

Vielleicht sollte man sich von dem Gedanken verabschieden, dass Lehrer nach Schulschluss einfach die Beine hochlegen können - der ist nämlich falsch.

Schon mal ein Referat vorbereitet, dass eine Unterrichtsstunde gefüllt hat? Komisch, braucht Vorbereitung.

Und jetzt stellen wir uns vor, dass man das nicht für eine Stunde am Tag macht, sondern für fünf oder sechs. Und nicht alles davon lässt sich in Freistunden kompensieren.

Fazit

Die Arbeitsbelastungen von Ärzten und Lehrern sind aufgrund völlig unterschiedlicher Bedingungen nur schwer vergleichbar. Beide Berufe sind anspruchsvoll, beide Berufe sind stressig, beide Berufe tragen Verantwortung - auch wenn sich Art und Intensität deutlich unterscheiden.

Auch wenn ich aus dem medizinischen Bereich komme, muss ich für die Lehrerschaft doch eine Lanze brechen: "Problemfälle", Helikoptereltern, unzureichende Ausstattung der Schulen und eine beachtliche Bürokratie wären für mich Gründe, den Beruf des Lehrers nicht zu ergreifen - da bleibe ich lieber bei 12-Stunden-Schichten, Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit.

LG

- "Lohnt" es sich überhaupt noch Arzt zu werden?

Das mußt du für dich selbst entscheiden. Wenn du ein Studium lediglich aufgrund der Frage "lohnt es sich" beginnst dann vergiss es besser, du hälst den Studienstress nicht durch.

- Sind die genannten Gehälter eurer Meinung nach gerecht?

Im Vergleich zueinander sicher ja. Beachte auch dass der Assistenzarzt zusätzliches Einkommen durch Wochenend- und Nachtdienste bekommen kann.

- Kann man sich als Lehrer ein relativ gemütliches und entspanntes Leben mit einem guten Gehalt aufbauen ohne so viel arbeiten zu müssen wie andere?

Wenn du den Beruf ernst nimmst nein.