Kann ich trotz psychischer Vorerkrankung Sanitäter werden?
Ich hatte vor 2 Jahren schwere Depressionen die auch diagnostiziert wurde…. Zu dem hatte ich auch 2 suizid versuche hinter mir. Ist es trotz dieser Vergangenheit möglich eine Ausbildung zum Sanitäter zu beginnen.
hat da jemand Erfahrung damit?
mir geht es seit über 2 Jahren ziemlich gut und meine Medikamente wurden abgesetzt.
2 Antworten
Hi,
grundsätzlich schließt eine psychiatrische Vorgeschichte die gesundheitliche Eignung für die Arbeit im Rettungsdienst nicht aus - grundsätzlich ist die Feststellung der gesundheitlichen Eignung auch eine Einzelfallentscheidung unter Berücksichtigung der Gesamtsituation.
Diese muss ohnehin vom Hausarzt bestätigt werden, ggf. auch unter Zuhilfenahme anderer Fachärzte.
hat da jemand Erfahrung damit?
Es gibt Kollegen, die trotz psychischer Probleme nach wie vor im Rettungsdienst tätig sind. Man muss aber auch festhalten: es funktioniert mal mehr, mal weniger gut.
Rettungsdienstler sind als Bevölkerungsgruppe "maximal gefährdet", was psychische Erkrankungen angeht - auch, wenn sie vorher keine Probleme hatten.
Insofern empfehle ich ein sorgsames Abwägen - auch unter Einbeziehung der behandelnden Ärzte und Psychotherapeuten - ob das Arbeitsumfeld wirklich die richtige Wahl ist.
LG
Meiner Erfahrung nach ist das grundsätzlich kein Hindernis. Ich habe mittlerweile einige Sanitäter kennengelernt, die eine psychische Vorgeschichte haben und teilweise auch Medikamente nehmen. Solange sie als einsatzfähig eingestuft sind, ist das kein Problem.
Es kommt aber auch immer auf die Organisation an. Vielleicht nehmen nicht alle Rettungsdienste Sanitäter mit solch einer Vorgeschichte. Auch manche Leiter haben damit ein Problem. Dann einfach bei einer anderen Organisation/Abteilung versuchen.
Du musst allerdings damit rechnen, dass dir ein Facharzt bestätigen muss, dass du psychisch in der Lage bist, diesen Job zu machen. Jeder Sanitäter muss eine ärztliche Bestätigung bringen, dass er physisch und psychisch geeignet ist. Bei einer Vorerkrankung muss ein entsprechender Facharzt eine Bestätigung schreiben.
Dir sollte jedoch bewusst sein, dass man als Sanitäter mit allem möglichem konfrontiert wird, auch mit Suizid. Daher solltest du dir davor überlegen, ob und wie du mit solchen Einsätzen umgehen kannst.
Ich wollte dich nur sicherheitshalber darauf aufmerksam machen. Man unterschätzt gern einmal, wie viele "psychische" Einsätze man im Rettungsdienst fährt. Dazu kommen dann noch aufgrund der Situation belastende Einsätze. Ebenso kann es schwer sein, wenn man die Hintergrundgeschichte hört. Für mich sind die Geschichten, die ich von Patienten und Angehörigen höre, in der Regel belastender als die reine Versorgung.
Je nach Situation kann man sich in einem Einsatz zurückziehen oder im Hintergrund halten, wenn es sein muss. Es gibt aber auch Einsätze, bei denen man einfach funktionieren muss, damit alle möglichst gut aus der Sache rauskommen. Auch Bedrohung ist mittlerweile ein Thema. Ich kenne mehrere Sanis, die mit Messern bedroht wurden.
Ich will dir damit nichts ausreden. Das fand ich nämlich immer so furchtbar, wenn Leute das bei mir versucht haben. Aber ich kann aus Erfahrung sagen, dass eine Sanitäterausbildung mit psychischer Vorgeschichte gut überlegt gehört. Ich habe selber mehrere Jahre damit gewartet, bis ich stabil genug dafür war. Bevor ich mich beworben habe, habe ich mir das okay von Arzt und Therapeut geholt, dass sie keine Bedenken haben. Vor der Ausbildung habe ich mich dann auch noch damit befasst, was mir psychisch gefährlich werden könnte und wie ich damit umgehen sollte. Bis jetzt hat es super geklappt.
Was ich eigentlich sagen will: Wenn es dein Traum ist, mach es, aber denke auch an deine Psyche.
Mir ist sehr wohl bewusst welche Fälle es alles gibt. Ich interessiere mich schon sehr lange für diesen Beruf.