Medikament gegen Schulangst?
jeden morgen wenn ich aufstehe und weiß heute muss ich zur Schule da will ich am liebsten garnicht gehen, bin deswegen sogar zum Arzt Gegangen um ein Attest zu bekommen ist aber bloß für eine Woche aber jetzt ist es noch schlimmer geworden.
gibt es denn ein Medikament was man nach dem aufstehen einnimmt und dann keine Angst mehr hat für den ganzen Tag, das man also z.B sich trauen würde den Lehrer zu beleidigen, was ich natürlich nicht machen würde selbst mit dem Medikament aber ich meinte jetzt ein Beispiel ob es halt ein Medikament gibt wo man nichts fühlt (Gefühlslos) also Kein Angstgefühl, kein Schamgefühl, nichts derartiges…
gibt es das? Wenn ja wie heißt es und wo bekommt nan es
Was bereitet dir denn solche Angst?
Ich fühle mich total unwohl überhaupt zur Schule zu gehen und dann dort in der Schule fühle ich mich noch viel unwohl er und kann nicht mal mit den Leuten reden weil ich Angst habe
11 Antworten
Mit einem solchen Medikament kommst Du ganz sicher vom Regen in die Traufe = Abhängigkeit, deshalb gar nicht weiter darüber nachdenken und einen Psychologen zwecks Therapie aufsuchen.
Viel Erfolg und gute Besserung.
Ein Medikament wird dir nicht helfen und viele haben ja schon zur Psycholog*in geraten.
Die Frage ist, was dir solche Angst macht: deine Mitschüler*innen? Deine Lehrer*innen? Angst vor schlechten Noten und viel Arbeit?
Ich empfehle, erst mal an der Schule Hilfe zu suchen: dein*e Klassenlehrer*in kann dich unterstützen, oder ein*e andere*r Lehrer*in der/dem du vertraust. Ihr habt vielleicht auch eine*n Sozialarbeiter*in und es gibt bestimmt auch eine Person (Lehrer/Lehrerin), die eine spezielle Ausbildung hat, um Leuten mit Lenrnproblemen, Schulangst etc zu helfen. Dort solltest du einen Termin vereinbaren, sie können oft sehr gut helfen!
Vielleicht hast du eine Angststörung, entwickelt während der Schulzeit, das ist garnicht mal so selten. Es können entweder Medikamente helfen (wobei ich da zweifel) oder mal Pause von der Schule, Krankschreiben und Therapie machen, ggf. auch stationär. Weil sich das sonst noch verfestigen kann und dann hast du dein ganzes Leben damit zu kämpfen. Und du solltest auch nach der Therapie eine Begleitung finden, regelmäßige Gespräche, Sozialarbeiter, die dir beim Schulalltag helfen usw.
Es gibt Medikamente gegen medizinisch relevante Angststörungen, jedoch nicht gegen alltägliche Angst. Ob es sich bei deinen Beschwerden um eine klinische oder alltägliche Angst handelt kann niemand auf einer Online-Plattform beurteilen. Dies kann nur eine Fachperson (Psychiater oder Psychologe) vor Ort.
Die Diagnose medizinisch relevanter Angststörungen ist an bestimmte Kriterien gebunden. Das was deiner Beschreibung am nächten kommen könnte ist die soziale Phobie. Allerdings sind Selbstdiagnosen nicht möglich. Dazu braucht es wie erwähnt eine Fachperson vor Ort. Folgende Zeilen sind also als Anhaltspunkte zu deiner Orientierung gedacht und nicht als Instrument zur abschliessenden Selbstbeurteilung...
Menschen mit einer sozialen Phobie vermeiden krankhaft Situationen, in welcher sie im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen könnten. Sie haben Angst davor, dass ihnen ihre Angst und Nervosität anzusehen ist oder ihnen etwas peinliches passiert.
Folgende Kriterien definiert das internationale Diagnoseverzeichnis ICD-10, welches auch in allen europäischen Staaten Gültikeit besitzt:
- Zentral ist die Furcht vor prüfender Betrachtung in überschaubaren Gruppen.
- Die Angst kann sich auf bestimmte Situationen wie Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit oder Treffen mit Menschen eines begehrten Geschlechts beschränken; sie kann aber auch unbestimmt sein und in fast allen sozialen Situationen ausserhalb der Familie auftreten.
- Häufig bestehen niedriges Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik.
- Als Begleitphänomene können Erröten, Vermeiden von Blickkontakt, Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Durchfall, Übelkeit oder Harndrang auftreten.
- Die Symptomatik kann sich bis zu Panikattacken verstärken.
- Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten kann zu vollständiger sozialer Isolation führen.
Es gibt Medikamente welche zur Behandlung einer sozialen Phobie zugelassen sind. In erster Linie sind dies Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI und SNRI. Konkret:
- Escitalopram (SSRI)
- Paroxetin (SSRI)
- Sertralin (SSRI)
- Venlafaxin (SNRI)
Hier eine Übersicht mit Fachinformationen über sämtliche SSRI und SNRI Antidepressiva. Unter dem Punkt Indikation ist die jeweilige Behandlungszulassung angegeben (in diesem Fall soziale Phobie).
SSRI's hemmen selektiv (gezielt) die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin, SNRI zusätzlich noch jene von Noradrenalin und führen so zu deren erhöhter Verfügbarkeit. Das Wirkprinzip veranschaulicht das Video unten relativ gut, wenn auch sehr vereinfacht.
Antidepressiva müssen täglich konsumiert werden. Die angstlösende Wirkung ergibt sich nach ca. 2-5 Wochen. Vor allem zu Beginn der Therapie können diese Medikamente zahlreiche Nebenwirkungen verursachen. Die meisten unerwünschten Effekte verschwinden nach einigen Wochen wieder doch einige können auch für die Zeitdauer der ganzen Behandlung bestehen bleiben. So beispielsweise das verstärkte Schwitzen und die sexuellen Funktionsstörungen (falls man von ihnen betroffen ist).
Angstlösende Antidepressiva sind also weder Wundermittel noch Glückspillen. Sie sind ab einem gewissen Leidensdruck einfach das kleinere Übel sofern es sich um eine medizinisch relevante Angststörung handelt. Gegen alltägliche Angst sind diese Medikamente komplett wirkungslos.
Sämtliche hier erwähnten Arzneimittel sind rezeptpflichtig was die Konsultation eines Arztes/Psychiaters (nicht Psychologe) unabdingbar macht. Auch allgemein ist das Aufsuchen eines Arztes/Psychiaters ratsam da diese Medikamente zwar die Symptome unterdrücken jedoch nicht heilen können. Die Ursachen einer Angststörung bekämpfen und eine grundlegende Veränderung bewirken welche in Zukunft ein Leben ohne Medikamente möglich macht kann nur eine längere und intensive Psychotherapie.
Hier noch das versprochene Video über die Funktionsweise von SSRI-Antidepressiva:
So wie du deine Situation schilderst, brauchst du eine ordentliche Therapie.