Meine erwachsene Tochter (19) hat Heimweh. wie kann ich ihr sinnvoll helfen?
Meine Tochter studiert im 600 km entfernten Hamburg im 1. Semester. Sie hat sich dort ein Zimmer in einem Studentenwohnheim genommen. Es war ihr freier Wunsch, nach Hamburg zu gehen. Und das war auch mit einer Menge Arbeit und Kosten verbunden, die wir natürlich gezahlt haben. Seit ein paar Wochen zerfließt sie aber in Heimweh. Sie ruft mehrmals täglich an und schwankt zwischen durchhalten und Abbruch und nach Hause kommen.
Ich rate ihr immer durchzuhalten, meine Frau sagt dauernd, sie soll wieder nach Hause kommen. So langsam nervt es mich, dass sie täglich mehrfach anruft und sich für nichts entscheiden kann. Ich kann als Vater ihr doch nicht die Entscheidung abnehmen? Meine Frau hat sich letzte Woche ein paar Tage Urlaub genommen und ist hingefahren. Danach war es noch schlimmer.
Wie kann man einem erwachsenen Kind denn helfen?
3 Antworten
Ich bin in einer ähnlichen Situation wie deine Tochter. Ich bin auch rund 600km weit weg gezogen, um zu studieren. Nämlich nach Berlin.
Klar vermisse ich meine Eltern, aber so richtig starkes Heimweh habe ich Gott sei Dank nicht.
Was ich dir raten würde, und was meine Eltern auch gemacht haben, wäre deiner Tochter zu zeigen, dass sie zuhause immer willkommen sein wird, aber es ihre freie Entscheidung ist zu wohnen, wo sie möchte.
Dann würde ich ihr auch sagen, so schwer es euch fällt, dass sie nicht mehr so oft anrufen soll. Meine Mutter und ich schreiben uns so alle 2 Tage und alle 2 Wochen skype ich mit meiner Familie. Das war anfangs auch öfter, aber wir haben das schrittweise reduziert.
Eigentlich nur mit Gesprächen. Aber Ihr müsst Euch einig sein.
Mach Deiner Frau klar, dass ihr kleines Mädchen jetzt erwachsen ist. Frage sie, wie es ihr gehen würde, wenn die Mutti immer reinreden würde.
Kleiner Tipp:
Geht auch mal nicht ans Telefon. Wenn es wichtig ist, ruft Eure Tochter wieder an. So kann sie lernen, selbstständig Entscheidungen zu treffen.
Ich würde relativ neutral bleiben, sodass sie wirklich selbst entscheidet- also weder zu,- noch abraten. Lass sie spüren, dass sie zuhause immer willkommen ist und dass ihr sie liebt, egal wie sie sich entscheidet. Das allein nimmt eine Menge Druck. Denn würdest du sie dazu "zwingen" dort in jedem Fall weiterzustudieren, wird es ihr alles sicherlich noch schwerer fallen, weil sie sich eventuell abgelehnt fühlt und das Heimweh dann vielleicht noch schlimmer wird, bzw. ihre ganze Verzweiflung.
Ermuntere sie nur dazu, Kontakte während des Studiums aufzunehmen oder erzähle ihr, dass es ganz normal ist, dass man anfangs zurück will, weil man sich einfach noch kein "neues Leben" aufgebaut hat. Zeige also Verständnis und sag, dass du stolz auf sie bist.
Wenn du so locker bleibst und ihr keinen Druck machst, wird sie es sich sicher zweimal über legen, abzubrechen. Sie weiß, dass es ihre freie Entscheidung wäre und trotz aller Schwierigkeiten wird sie so am Wenigsten alles hinwerfen. Denn sie weiß- sie kann ja jederzeit nach Hause kommen, es ist alles ungezwungener. Wenn du ihr dazu rätst, sie soll weitermachen, wird sie sich sicherlich noch mehr auf den Gedanken "einschießen", nach Hause zu wollen und abzubrechen.
Ich würde geduldig bleiben und abwarten- mehr kann man eh nicht tun. Und wenn diese Unzufriedenheit noch länger anhält wird sie es sicherlich selbst ändern, auch ohne euer Zutun.
Alles Gute!
Also quasi nur zuhören und nichts sagen? Oder nur Kommentare wie: Du schaffst das schon?
Ja, würde ich sagen. Ich meine ihr als Eltern könnt doch wenig tun- es geht ja schließlich um die (erwachsene) Tochter. Sie muss selbst entscheiden. Klar verstehe ich, dass du die Mühen nicht "umsonst" gemacht haben willst...versuche sie einfach ein bisschen aufzumuntern. Gerade wenn beide Eltern ihr verschiedene Ansichten "einreden" (so wie ich es verstanden habe, sind du und deine Frau anderer Meinung), ist es umso schwerer SELBST eine Entscheidung zu treffen. Ich rede aus Erfahrung, da ich selbst vor einem Jahr Abitur gemacht habe, und mich haben all die verschiedenen Meinungen so verunsichert, dass ich fast verrückt geworden wäre. Ich wusste am Ende nicht einmal selbst mehr, was ich wollte. Und wollte alle mit meiner Entscheidung zufrieden stellen- du siehst also, dass das ziemlichen Druck aufbauen kann- zusätzlich dazu, dass man schon Schwierigkeiten hat, sich SELBST zu entscheiden.
Meine Frau und ich haben völlig gegensätzliche Ansichten. Meine Frau will nur ihr kleines Mädchen wieder zu Hause betütteln, ich möchte, dass das Kind das durchzieht. Es war so schwer, diesen Studienplatz und das Zimmer zu bekommen. So viel Mühe - für nichts?? Meine Tochter hatte sich so sehr dieses Studium gewünscht und Hamburg war ihre Traumstadt. Alles umsonst?