Suchtkranken überzeugen sich Hilfe zu holen

6 Antworten

Es gibt keine Überzeugungsarbeit, die du leisten könntest. Er muss das Problem für sich erkennen und auch angehen wollen und wird bei derart Gesprächen eher abblocken.

ChouChou13 
Beitragsersteller
 15.02.2015, 14:00

Es muss aber irgendwie funktionieren... Hast du Erfahrung damit?

Appelmus  15.02.2015, 14:01
@ChouChou13

Es funktioniert aber nicht. Ich hatte mehrere Suchtkranke (Alkohol, Spielsucht und Drogen) bereits in Betreuung und kenne auch die Rückfallquote. Und ich weiß ebenfalls, wie sehr die Angehörigen und Freunde unter der Situation gelitten haben.

Du kannst in der Regel nur darauf hoffen, dass derjenige den Zustand selbst erkennt. "Gut gemeinte" Gespräche werden das Gegenteil bewirken und gegen seinen Willen kannst du sowieso nichts machen.

ChouChou13 
Beitragsersteller
 15.02.2015, 14:06
@Appelmus

Erstmal danke für deine Antwort, ich weiß das zu schätzen. Aber irgendetwas muss doch auslösen, dass jemand seine Sucht selbst erkennt. Es geht bei uns schon lange genug, wie kann er es selbst erkennen?

Appelmus  15.02.2015, 14:09
@ChouChou13

Es macht bei jedem an anderer Stelle "Klick". Alkohol- bzw. Drogenvergiftung, enorme Schulden und man kann sich nix mehr zu essen leisten, Familie bricht bereits auseinander usw.

Wo dieser Punkt beim Einzelnen liegt, kann man an sich kaum erkennen. Selbst wenn der Punkt erkannt wurde und eine Therapie in einer Klinik auch begonnen wurde, ist die Rückfall- und Abbruchquote enorm und man steht wieder am Anfang da. Wichtig ist vor allem, dass sich die anderen Betroffenen (psychologisch) helfen lassen.

ChouChou13 
Beitragsersteller
 15.02.2015, 14:16
@Appelmus

Meine Mutter droht schon damit wegzugehen... Aber wenn er eine Therapie macht verliert er vielleicht seinen Job.... Aber will nicht ganz mit dem Trinken aufhören. Es haben doch schon viele Leute geschafft, es muss einfach irgendwie gehen.

Hilfe durch Nicht-Hilfe. Geh zu Al-Anon oder Al-Ateen! Dort erfährt du, wie du dir selbst helfen kannst. Dann bist du auch imstande, Angehörigen zur Seite zu stehen.

Hallo Chouchou13, wenn ich einen Alkoholiker überzeugen könnte, dass er Hilfe braucht, gäbe es keine Alkoholsuchtprobleme!

Alkoholismus ist eine Krankheit. Ich habe sie nicht verursacht, ich kann nicht verhindern, dass der Alkoholiker säuft und ich kann ihn nicht heilen. Aber ich kann was für mich tun: Ich gehe schon einige Zeit zu 'Al-Anon'. Das ist eine Selbsthilfegemeinschaft für Angehörige und Freunde von Alkoholikern. Gib einfach mal Al-Anon.de in eine Suchmaschine ein. Wenn du eine Gruppe in deiner Nähe findest, dann kannst du dort völlig anonym hingehen. Deine Mutter übrigens auch!

Leere Drohungen bringen überhaupt nichts. Da gibt es die wahre Geschichte: "Meine Frau hat schon elf Mal gedroht, sich scheiden zu lassen. Jetzt warte ich auf das nächste Mal. Dann feiern wir das Dutzend!" Du siehst daran, dass der Alkoholiker genau weiß, dass seine Angehörigen nur drohen, aber, wie du ja selbst schreibst, aus Angst nichts tun.

Alkoholismus ist übrigens in Deutschland seit 1968 als Krankheit anerkannt. Es kann also niemand einfach so gekündigt werden, weil er Alkoholiker ist und schon gar nicht, wenn er eine Therapie macht! Aber wenn sich der Alkoholismus auf seine Arbeitsleistung auswirkt, dann kann er abgemahnt und gekündigt werden, weil er seine Arbeitsleistung nicht bringt.

ChouChou13 
Beitragsersteller
 15.02.2015, 18:42

Hallo und danke für die Antwort. Ich werde mir Al-Anon anschauen, vielleicht geht meine Mutter ja hin, aber wahrscheinlich ist sie auch der Meinung sie bräuchte keine Hilfe (man bemerke die Ironie...) Sie hat meinen Vater jetzt in ein Hotel geschickt, aber leider nicht zum ersten Mal... Wir habe auch schon überlegt, auszuziehen bis er wieder zur Besinnung kommt, aber was wenn dann alles nur noch schlimmer wird?

Einen Suchtkranken kannst du mit Argumenten ÜBERHAUPT NICHT erreichen. Wenn er die Notwendigkeit einer Entgiftung und anschließender Therapie nicht selbst einsieht, kann ihm niemand helfen

Die beste Hilfe ist keine praktische Hilfe. Also kauf demjenigen nicht seinen Stoff und gib ihm auch sonst nichts, was seine Sucht unterstützt.

Meine Mutter zum Beispiel ist Alkoholikerin. Sie hat es inzwischen aufgegeben, mich schon am 5. jeden Monat nach Geld zu fragen, weil der Kühlschrank leer ist oder irgendeine Rechnung zu bezahlen wäre...

Ich bezahle ihr nichts. Auch nicht die Stromrechnung. Inzwischen sitzt sie im dunkeln. Und im Dreck...

Und da sie meine Ratschläge in Bezug auf Verwendung ihres Geldes nicht mehr hören will ist der Kontakt nahezu komplett abgebrochen.

Offenbar überzeugt sie auch der fehlende Strom in ihrer Wohnung nichtmal davon, daß bei ihr was falsch läuft.

Also ist es mir egal. Sie ist erwachsen. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, sich sein Leben so mies zu gestalten wie er nur kann. ;)

Ich werde ihr aber jederzeit helfen, einen Therapieplatz zu finden. Wenn sie von sich aus den Wunsch nach dieser Hilfe äußert.

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