Was ist nur los mit mir (Überschlagshandlung)?
Hallo!
Vielleicht kennt sich jemand ja mit dem Thema aus. Mein Opa hat vor 3 Monaten die Diagnose Krebs bekommen. Ich bin total verzweifelt und ich ziehe mich sehr zurück. Ich habe vor 10 Minuten mit meiner Mutter über den Krebs gesprochen und ich musste laut lachen. Ich habe mich nicht mehr eingekriegt, bis sie den Raum verließ. Dann fing ich einfach so an zu weinen. Meine Mutter hat etwas von einer Überschlags Handlung erzählt und, dass ich sie seit meiner Kindheit habe. Sie meinte, wir sollten mal zum Psychologen gehen. Was ist nur falsch mit mir? Wieso mache ich sowas? Muss ich wirklich zum Psychologen?
Lg Jan
1 Antwort
Hi Jan,
Deine Mom meint bestimmt eine "Übersprungshandlung". Dem Beobachter (in dem Fall Deine Mutter) erscheint das Verhalten bei Uübersprungshandlungen „unpassend“, ohne nachvollziehbaren Bezug zur gegebenen Situation.
Übersprungshandlungen sind der Ausdruck eines Konfliktes zwischen zwei Instinkten. Du bist unterbewusst so verzweifelt, dass Dir Deine Psyche praktisch einen Streich spielt. Das Lachen ist eigentlich ein verkapptes Weinen.
Du bist damit nicht alleine. Auch manche Erwachsenen erleben solche psychischen Ausnahmesituationen und müssen z.B. auf einer Trauerfeier plötzlich laut lachen.
Ein Besuch beim Psychologen ist aus meiner Sicht nicht notwendig, da es sich vermutlich nicht um ein zwanghaftes Verhalten handelt. Es ist einfach eine Art Ventil für Dich. Auch Tiere haben das. Hunde gähnen zum Beispiel wenn sie in einer gefährlichen Situation sind oder angegriffen werden.
Die Krankheit von Deinem Opa belastet Dich sehr, was ganz normal ist. Ich wünsche Dir und Deinem Opa für die kommende Zeit viel Kraft.
Das Lachen findet als unterbewusste Handlung in einer Situation innerer Anspannung statt. Das zu unterdrücken wird schwer. Du müsstest Dich dazu sehr konzentrieren, was in einer Situation spontaner, tiefer Trauer sehr schwierig wird. Jeder hat eine andere Art und Weise so etwas zu verarbeiten. Manche nutzen autogenes Training oder spezielle Atemtechniken um innerlich ruhiger zu werden (einfach mal danach googlen). Andere gehen in der Natur barfuss, um die Umwelt gezielter wahrnehmen zu können und dadurch gedanklich zur Ruhe zu kommen. Wieder andere spielen Musikinstrumente oder hören beruhigende Musik.
Falls es wirklich zu einem Todesfall kommen sollte, was ich nicht hoffe, möchte ich nicht bei der Beerdigung lachen. Das wäre total geschmacklos und Respektlos meinem Opa gegenüber.
Das kann ich sehr gut verstehen. Es wäre wichtig, Deine Gefühle zu kanalisieren. Informiere Dich am Besten über eine der o.g. Beruhigungsmethoden und probiere sie bereits heute aus, nicht erst wenn Du vor einer sehr schwierigen Situation stehst. Langfristig kann das dazu führen, dass Du Dich dann auch in Konfliktsituationen besser konzentrieren kannst und es nicht zu einem lauten Loslachen kommt, weil Du dem durch innere Ruhe begegnen kannst.
Was genau ist mit o.g. gemeint?
Achso, sorry. Das heisst "oben genannt". Also praktisch die Methoden zur Beruhigung, die ich in einem Kommentar weiter oben schon genannt habe.
Hier sind mal ein paar Links:
Autogenes Training: https://www.youtube.com/watch?v=n-9z72N-4Kg
Barfuss als Therapie (Erfahrungen): https://www.youtube.com/watch?v=jSkGWc6yqjw
Beruhigende Musik: https://www.youtube.com/watch?v=6CODC_yqeZ4
Ich hoffe etwas davon ist hilfreich für Dich.
Danke sehr! Kann ich damit irgendwie aufhören? Ich möchte nicht in eine schwierige Situation durch diese Verhalten kommen...