Woran merkt man, dass einem jemand wichtig ist?
Heyo,
In letzter Zeit habe ich ja verstärkt mit Einsamkeit zu kämpfen und das bringt mich dazu, über Dinge wie Freundschaft, Beziehungen und Antihass nachzudenken. Ich bin mir relativ sicher, als Kind etwas für andere gefühlt zu haben, doch mit der Zeit, ob es daran liegt, dass mein Autismus ausgeprägter in Erscheinung trat, oder ob ich während meiner recht freundlosen Kindheit, in der ich ja fast täglich gemobbt wurde, emotional abgestorben bin, scheine ich die Fähigkeit verloren zu haben, mich intensiv für andere Menschen zu interessieren. Gegenüber meinem Psychologen musste ich zugeben, dass ich nicht sicher bin, ob ich meine Eltern antihasse und ich äußerte die Vermutung, ich würde es erst wissen, wenn sie weg wären. Doch jemanden umzubringen, um zu gucken, ob man ihn danach vermisst, ist eine bemerkenswert dämliche Idee. Und illegla, natürlich.
Ich hatte in der näheren Vergangenheit Momente, die ich für Sorge um meine Mitmenschen hielt, etwa versuchte ich, Kontakt zu einer Freundin aufzunehmen, die ich seit dem Abi nicht mehr gesehen hatte und von der ich wusste, dass sie psychisch instabil und, zuweilen, schwer depressiv war, um sicher zu stellen, dass sie nicht im Begriff war, eine permanente Lösung für ihre mehr oder weniger temporären Probleme zu ersuchen. Doch das kann auch nur eine Art Pflichtgefühl gewesen sein, etwas, dass man tut, weil es richtig ist. Sind nahestehende Menschen die, für die man das richtige tut? Empfinde ich eigentlich die gleichen Gefühle wie Menschen und zerlege sie einfach nur, bis sie mir rational und letztlich eigennützig erscheinen, weil ich sie anders nicht verstehen kann? Kann ich jemals auf eine Beziehung hoffen, wenn ich nicht einmal wissen kann, ob ich jemanden antihasse? Meist bin ich nach einer kurzen Weile von Menschen gelangweilt oder empfinde ihre Präsenz als störend, einer der Gründe, warum ich meine Freunde nur in gewissen Zeitabständen zu mir einlade, die Einsamkeit dazwischen sorgt dafür, dass ich die Gesellschaft mehr zu schätzen weiß. Sollte ich überhaupt hoffen, jemals eine Beziehung zu haben, oder wäre das egoistisch, weil selbst eine Person, deren Präsenz ich dauerhaft genießen könnte, besser mit jemanden dran wäre, der instinktiv weiß, wie eine Beziehung funktioniert und nicht im Internet nach einer Bedienungsanleitung sucht, oder plötzlich gelangweilt oder abgelenkt werden kann, weil sein Kopf nicht auf intensive Bindungen ausgelegt und damit eigentlich überfordert ist? Warum sehne ich mich so nach Dingen, die ich hinterher vermutlich sowieso nicht dauerhaft bewältigen kann?
Wie würde ich merken, dass ich jemanden antihasse, oder sie mir zumindest etwas bedeuten?
Hilfe!
2 Antworten
Wir Menschen sind im Grunde alle extrem soziale Wesen und daher alle sehr sozial gestrickt. Wäre dem nicht so würdest du nicht einmal über das Thema nach denken. Das soziale Handeln und eine soziale Gruppe bedeutet evolutionär gesehen überleben und daher ist das Grundbedürfnis jedes einzelnen von uns Anerkennung und Aufmerksamkeit. Bekommen wir eine Zeit keine Anerkennung und Aufmerksamkeit haben wir das Gefühl, dass etwas fehlt.
Beim Aufbau eines Sozialen Umfeldes ist es Goldwert zu verstehen wie seine eigene Gefühlswelt aussieht. Meine Theorie hinter dem Gefühlschaos der in uns steckt hängt mit der Theorie der 3 Gehirne zusammen aus dem sich unser Gehirn in laufe der Evolution zusammen gesetzt hat. Der Neokortex, das Limbische System und das was ich als "Reptilien Gehirn" Bezeichne.
Der Neokortex ist sozusagen unser Logisches Gehirn. Dieser trifft alle unsere logischen Entscheidungen und Vorgehensweisen. Dazu gehört auch unser bewusstes denken, welches sich im Frontallappen begrenzt und daher nur einen Teil des Neokortexes ausmacht. Alles was sich außerhalb des Bewusstseins abspielt wozu auch die anderen Teile des Gehirns gehören bezeichnet man als Unterbewusstsein.
Das Limbische System ist der Teil des Gehirns der uns selbst besser kennt als wir uns selbst kennen. Er weiß genau was wir wollen und von ihm stammen alle Gefühle die wir fühlen und auf diese Art und Weise schafft das Gehirn uns auch heute noch zu kontrollieren. Wenn wir das Gefühl haben, dass es richtig wäre das zu tun, tun wir es und wenn nicht, dann nicht. Gefühle haben unser Verhalten geprägt und sind der hauptsächliche Grund warum der Mensch in laufe der Zeit überhaupt überleben konnte. Gefühle wie Eifersucht sorgen zum Beispiel mit für eine effektivere Art der Fortpflanzung, denn dieser schützt uns vor einen untreuen Partner, denn würde eine Frau fremd gehen und Schwanger werden, müsste der Mann 9 Monate warten bis er seine Gene an sie weiter geben kann. Das wäre eine ziemliche Zeitverschwendung. Die Art und Weise wie wir fühlen hat also einen Sinn und das ist auch gut so, dass wir so ticken wie wir ticken.
Das "Reptilien Gehirn" ist sehr klein und steuert nur Überlebens wichtige Reflexe und Reaktionen wie Schluckreflexe, die Atmung, der Herzschlag usw. Auch die Reaktion der Flucht wird von hier ausgelöst.
Bitte beachte, ich bin kein Neurologe ich habe mich nur darüber schlau gelesen. Wer es ganz genau wissen möchte und das ganze auf Fachlicher Ebene verstehen möchte sollte sich wo anders genauer darüber schlau machen.
Der Punkt ist der, dass ich denke, dass beim erfüllen der einzelnen Aufgaben die Teile der Gehirne sehr effizient sind doch wenn es darum geht zusammen zu arbeiten, stehen sie sich gegenseitig ab und an ziemlich im Weg und ich denke, dass daher dieses Gefühlschaos zustande kommt und das mangelnde Verständnis für einen selbst. Da hilft nur Erfahrungen im Leben zu sammeln und sich selbst in Sache Persönlichkeitsentwicklung weiter zu bilden.
Ich denke, dass du generell ein sehr introvertierter Mensch bist. Das bedeutet nicht, dass du dich nichts traust und total schüchtern bist, wie viele es meine, denn ich selbst bin ebenfalls introvertiert.
Das bedeutet, dass du deine eigene persönliche emotionale Energie daher beziehst, wenn du für dich alleine bist und nicht ständig sozialem Umgang ausgesetzt bist. Du brauchst einfach ab und an einfach Zeit für dich selbst.
Extrovertierte Menschen sind gerne in sozialen Situationen und beziehen andersrum daher ihre Energie. Sobald sie alleine sind, haben sie das Gefühl, dass ihre Energie nach und nach schwindet und sie fühlen sich einfach Schlapp, genau das selbe Gefühl welches du bekommst, wenn du ständig unter Leuten bist.
Eine Sache die du verstehen musst ist die, dass unter Druck in Sache Gefühle gar nichts funktioniert, denn Druck zerstört die Gefühle die du für andere empfinden kannst. Wenn du merkst, dass du langsam nicht mehr kannst und dich trotzdem dazu zwingst unter Leuten zu sein, entsteht das Gefühl von Trotz. Du stehst dir dann also nur selbst im Weg.
In Sachen Gefühle ticken wir Menschen genauso gleich wie wir auch unterschiedlich ticken. Wir haben alle unsere Art und Weise wie unsere Gefühlswelt aufgebaut ist, doch im großen betrachtet ähnelt sich das Menschliche Verhalten in allen von uns. So ergeben sich folgende Psychologische Grundsätze:
1. Wir Menschen schätzen oft erst dann was wir haben, wenn es uns weggenommen wird. Ich meine stell dir einmal vor, du kannst von heute auf morgen nicht mehr sehen und verlierst diese Fähigkeit. Wir Menschen empfinden es schon als so selbstverständlich, dass wir kaum darüber nachdenken, doch in dem Moment werden wir ALLES dafür tun um diese Fähigkeit zurück zu bekommen.
2. Wir Menschen schätzen Dinge mehr für die wir arbeiten und etwas tun müssen. Hierzu gibt es ein geniales Gedanken Experiment doch ich kann es jetzt nicht hier hinein schreiben, da es sonst zu lang werden würde. Falls du dieses Gedankenexperiment durchziehen möchtest, dann hinterlasse dazu ein Kommentar und ich fertige einen weiteren Beitrag an. Glaub mir das wirst du absolut LIEBEN! ;)
3. Wir Menschen freuen uns mehr über etwas wenn wir die Dinge die wir wollen SPÄTER bekommen als wie wir sie erwarten. Vielleicht kennst du das mit dem Gefühl von Hunger. Du hast wirklich mächtigen Hunger und ewig nichts gegessen. Nach gewisser Zeit des Leidens, weil du nichts bekommen hast bekommst du dein Lieblingsgericht. Du freust dich wie ein kleines Kind. Ich weiß ja nicht wie es dir dabei geht doch ich habe das Essen in dem Moment extrem genossen :D
4. Wir Menschen denken in der Vergangenheit oft mehr an positive Dinge als an negative Dinge zurück. Vielleicht kennst du den Spruch: "Lass uns erst einmal Gras drüber wachsen lassen." nun weißt du woher er kommt ;) Das ist hauptsächlich der Grund warum der 1. Grundsatz überhaupt eintritt, denn unser Gehirn ist so gepolt, dass es negative Dinge am liebsten verdrängen möchte. Oft kennen wir das aus Beziehungen. wir beenden eine Beziehung und sind im ersten Moment Felsenfest davon überzeugt, dass es richtig ist was wir getan haben doch plötzlich tauchen nach einigen Tagen all diese schönen Erlebnisse auf und wir fangen an zu zweifeln ob es denn nun wirklich richtig war was wir getan haben. Der Gedanke diese Dinge nicht mehr zu haben und es für immer verloren zu haben schmerzt uns dabei am meisten.
Nun ist nur eine Vermutung. Wenn du denkst, dass du eher extrovertiert bist, kann es natürlich auch sein Persönlich kenne ich dich ja nicht :D hätte mir das nur nach dem Text so gedacht.
Der Grundsatz bei dem Gedanken Experiment ist der, dass wir Menschen oft die Dinge schätzen für die wir arbeiten müssen.
Stell dir einmal kurz dein absolutes Traumauto vor und dass du ewig lange darauf hinarbeiten würdest. Du nimmst einen dritten Job an, du arbeitest Jahre lang darauf hin, du legst jeden Tag ein bisschen zur Seite und eines Tages, nach 5 oder 10 Jahren ist es endlich so weit. Du hast endlich das Geld zusammen für dieses eine Traumauto.
Du gehst zu dem Autohändler, gibst ihm das Geld, er gibt dir den Sportwagen, du fährst nachhause und du bist für diesen einen Tag so unglaublich glücklich, weil du dir denkst: "Ja! Ich habe es geschafft! Ich habe 10 Jahre investiert in meinem Leben und jetzt habe ich es endlich geschafft!"
Du kommst nachhause und findest plötzlich einen Brief in deinem Postkasten und da steht: "Herzlichen Glückwunsch! Sie haben ihr Traumauto gewonnen!" dir fällt ein, dass du vor kurzem aus Spaß bei einen Gewinnspiel Teilgenommen hast, bei dem du dieses Auto gewonnen hast aber du hättest nie gedacht wirklich zu gewinnen.
Am nächsten Tag steht nun das EXAKT selbe Auto auf deiner Einfahrt und du denkst dir: "Oh mein Gott! Das glaube ich nicht! Jetzt habe ich das Auto wirklich doppelt!"
Nun hast du zwei exakt gleiche Autos und angenommen jedes kleinste Detail ist gleich, du hast das eine Auto für das du 10 Jahre deines Lebens investiert hast und einmal das eine Auto dass du durch Zufall gewonnen hast.
Preisfrage: Wenn du eines der beiden Autos verkaufen wollen würdest, welches der beiden Autos würdest du verkaufen? Das wofür du 10 Jahre deines Lebens investiert hast oder das was du durch Zufall gewonnen hast?
9 von 10 entscheiden sich dafür das Auto zu verkaufen welches sie gewonnen haben. Das tun sie einfach deshalb weil wir Menschen schätzen wofür wir arbeiten.
Oh, das ist schwer... Ich habe so selten Glück, es wäre undankbar, wenn ich endlich mal gewinnen würde und dann den Gewinn weggäbe. Während ich bisher jedes Ziel, für das ich hart gearbeitet habe, erreicht habe. Leider bin ich sehr faul.
Auf der anderen Seite, stimmt es schon, dass man auf seine Leistungen oft stolz ist.
Ich glaube, ich könnte mich nicht entscheiden und würde einfach beide verkaufen, ich habe eh keinen Führerschein.
Du kannst das Gedankenexperiment gerne so umwandeln, dass es zu dir passt ;)
Ich denke wir Menschen sind alle generell Faul. Obwohl Faul falsch gesagt ist. Wir Menschen neigen dazu unsere Ziele mit so wenig Aufwand wie möglich zu erreichen. Das ist Grundsätzlich nicht dumm, doch die Wahrheit ist immer noch: Wissen ist Macht.
Oft ist der einfachste Weg nicht immer der beste und oft führt der angeblich einfache Weg dich im Leben direkt in eine Sackgasse, je mehr du über deine Ziele im Leben bescheid weißt, desto eher wirst du in der Lage sein die Sackgassen und den einfachsten und schnellsten Weg zum erreichen deiner Ziele erkennen.
Ich denke, dass die meisten Mensche weder Faul noch fleißig sind. Es kommt meistens nur auf ihre Ziele und das nötige Wissen über die Ziele an. Kein Mensch fühlt sich dazu motiviert für nichts zu arbeiten und andersrum kannst du auch keinen Menschen dazu motivieren es trotzdem zu tun. Doch wenn sich die zu verrichtende Arbeit mit seinen eigenen Zielen deckt, die man unbedingt im Leben erreichen möchte, fühlen sich die meisten dazu motiviert etwas zu tun.
Ein Mann der auf der Arbeit sehr demotiviert erscheint wirkt mit Sicherheit sehr motiviert, wenn er dabei ist sein eigenes Haus zu bauen nicht wahr?
Seine eigenen Ziele zu erreichen ist ein riesen Motivator. Doch auch wenn diese Dinge extrem zum handeln motivieren, so gibt es Dinge, die extrem demotivieren können.
Warum sehne ich mich so nach Dingen, die ich hinterher vermutlich sowieso nicht dauerhaft bewältigen kann?
Wir können den Leuten nur vor und nicht in den Kopf schauen.
Wer will, der findet Wege und wer nicht, der findet Gründe
Wie würde ich merken, dass ich jemanden antihasse, oder sie mir zumindest etwas bedeuten?
Das merkt man für gewöhnlich. Alles andere wäre besorgniserregend, aber dagegen gibt es Hilfe.
Was für Hilfe?
Das erklärt sich von selbst.
Gut, dann warte ich eben, bis es das tut.
Tatsächlich denke ich, dass ich technisch gesehen Extrovertiert bin. Ich fühle mich von der Präsenz eines Freundeskreises energetisiert und lebendiger. Ich brauche irgendwann auch Ruhe und Zeit für mich, aber ideal für mich wäre eine gute Balance aus Ich-Zeit und Freunde-Zeit.
Ein Problem sind nur große Menschenmassen, wenn ich mich auf keine Einzelpersonen konzentrieren kann.
Mein Verdacht ist, dass ich extrovertiert hätte werden sollen, mein Autismus mich jedoch an dieser genetischen Neigung gehindert hat.
Und das Gedankenexperiment würde ich gerne hören! :)