Elektrische Schmerzen bei gestreckter Hand im Finger nach Operation am Nerv. Ist das normal?
Hallo zusammen,
ich habe mir am 11. Oktober mit einem Brotmesser so tief in den linken Mittelfinger geschnitten, dass ein Nerv (N. dig. proprii V) teilweise durchtrennt wurde, mit einhergehender Taubheit der entsprechenden Seite des Fingers. Nach Vorstellung in der Unfallambulanz wurde die Wunde zunächst gennäht und am nächsten Tag in einer Operation erweitert, um den Nerv wieder zusammenzunähen. Die nächsten zwei Wochen war meine Hand und die Finger in einer Schiene ruhiggestellt. Seit Montag soll ich laut Entlassungsbericht die Finger wieder bewegen. Nun ist mir aufgefallen, dass ich starke elektrische Schläge unter der Operationswunde (welche sich ziemlich genau am Gelenk des Mittelfingers befindet) spüre, wenn ich sowohl Arm als auch Finger strecke. Die Haut um die Wunde ist ziemlich hart und "eingedellt", liegt also näher am Knochen als vorher, daher habe ich den Verdacht, dass die Narbe auf den Nerv drückt. Zur Veranschaulichung habe ich mal zwei Bilder beigefügt.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Sollte ich mich nochmal in der Unfallchirurgie vorstellen?
Viele Grüße,
F.
1 Antwort
Deine Vermutung ist mMn völlig richtig, die Narbe reizt den Nerv, da ist ja auch nicht sooooviel Platz. Aber Du brauchst erst mal nix zu machen, nur abwarten. Versuch die Streckung des Fingers passiv durchzuführen, also mit der anderen Hand den Finger aufbiegen. Mach dies idealerweise im Warmwasserbad, also in z.B. einer ausreichend großen Schüssel, z.B. Wäschewanne. Führe die Bewegung des Fingers nur soweit aus, dass es bei der Streckung nicht jedesmal zum "el. Schlag" kommt, dies würde den Nerv zu stark reizen. Du wirst nach 4 bis 6 Wochen merken, dass die Aufbiegbewegung immer weiter klappt ohne den Schlag. LG
Es gibt eine spezielle Massagetechnik, die wulstige Narben weicher und weniger wulstig werden lässt.
Du kannst mit ein wenig Übung auch selbst gute Erfolge erzielen.
Nimm ein gutes Öl, z.B. Freiöl oder Neo Ballistol, betupfe die Narbe mit soviel Öl, dass es einerseits gut flutscht, andererseits nicht tröppelt. Nun greifst Du den Finger mit der re. Hand so, dass sich der rechte Daumen auf der Wunde befindet. Biege den Finger nötigenfalls soweit auf, dass er möglichst gestreckt ist. Nun brauchst Du nur noch mit sanftem Druck den Daumen längs auf der Wunde hin und her zu bewegen, aber bitte ausschließlich in Längsrichtung, nie zur Querachse der Narbe. Der Druck des Daumens ist dabei so zu dosieren, dass einerseits kein Schmerz, keine Wundreizung oder Nervreizung entsteht, andererseits sollte die Haut doch etwas mit dem Daumen mitgehen, also sich leicht verschieben, hin und her verschieben.
Allerdings wird es zu Beginn der Massage noch recht flutschig sein, aber das Öl wird nach wenigen Min. immer mehr einmassiert sein, die Haut wird also stumpfer. Und dann klappt es auch mit dem Verschieben der Haut immer besser, also nicht etwa nachölen.
Durch diese Art der Massage löst sich die Narbe langsam aber sicher vom darunter befindlichen Bindegewebe, die Verklebung wird gelöst, was sich wiederum positiv auf die Beweglichkeit des Fingergelenkes auswirken wird. Desweiteren wird sich der Stoffwechsel in dem gestörten Hautgewebe verbessern, die Haut wird deutlich elastischer, dies beeinflusst die "Entwulstung" der Haut, da sich die Zellerneuerung und die "Reparatur" des Narbengewebes unterstützt. Da die Durchblutung des Fingers erhöht wird, profitiert auch der beschädigte Nerv von der Massage.
Das ganze kannste abends beim Fernsehen machen, da ist prima Gelegenheit. Aber bitte nicht übertreiben, auf welche Art auch immer, nicht zu fest, -oft, -lang. Warnung gibt ein Schmerz, bleib immer in der schmerzfreien Zone. Es soll ja auch helfen, nicht abschrecken.
Als mechanischen Schutz würde ich tagsüber ein Wundpflaster um die Narbe, also um den Finger kleben. Dann scheuert der andere Finger primär am Pflaster, nicht an der Narbe.
Ich wette, dass der Doc die Narbe nicht nachoperieren wird,oder was auch immer Du Dir vorstellst, was er da machen kann. Eine Narbenbeseitigungsoperation würde die Sache vermutlich eher verschlimmbessern. Ein guter Doc. wird Dir dies absagen, aber evtl. gibt er Dir ein Rezept für die o.g. Narbenmassage.
Nun frisch ans Werk, weiterhin gute Besserung, Winherby
Moin Winherby,
danke für deinen Tipp! Habe die letzten Tage deinen Vorschlag umgesetzt und meinen Finger unter warmen Wasser (beim duschen z.B.) mit der anderen Hand gestaucht und gestreckt. Die Beweglichkeit wird zunehmend besser und das Narbengewebe weicher. Die Hand wird auch zunehmend unempfindlicher. Das einzige Problem, was ich neben dem fehlenden Gefühl jetzt noch habe, ist eine Art "Huckel" der an der Seite des Fingers entsteht, da die Wundkanten hier nicht exakt aneinander ausgerichtet waren, als sie zusammengenäht wurden. Daher überlappt die eine Seite die andere und das ganze ist jetzt mit Haut überwachsen. Die Stelle reibe ich mir regelmäßig unfreiwillig durch den Kontakt mit dem anliegenden Finger auf, daher werde ich in dieser Sache noch einmal zum Arzt gehen... Vielleicht kann man diesen "Hügel" ja entfernen.
Nette Grüße und danke fürs helfen!
F.