Zahnnerv angeblich tot, aber Berührung tut weh?

3 Antworten

Wenn der Zahn schon eine große Füllung hat, gibt es 2 Möglichkeiten:

1. Die Füllung ist schon älter. Dann kann sich am Rand neue Karies gebildet haben. Es gelangen Bakterien bis in den Nervkanal, der Nerv entzündet sich.

2. Die Füllung wurde erst kürzlich gemacht. Dann musste der Zahn so tief ausgebort werden, dass zwar der Nervkanal noch nicht eröffnet wurde (kann man sehen), die Dentinschicht über dem Nervkanal aber nur noch so dünn ist (kann man nicht sehen), dass der Nerv gereizt / geschädigt wurde. Der Nerv entzündet sich.

In beiden Fällen sind die Schmerzen nicht pochend, sondern ziehend. Stirbt der Nerv ab, hören die ziehenden Schmerzen auf. Manche Patienten sagen dann: "Ich habe gedacht, das ist nur eine Erkältung".

Im Inneren des Zahnes ist neben dem Nerv noch ein Blutgefäß. Beides zusammen heißt Pulpa. Stirbt beides ab, verfault das Gewebe, es bilden sich Fäulnisbakterien. Die gelangen durch das Loch in der Wurzelspitze in den Kieferknochen, es kommt zu einer Entzündung. Die verursacht die klopfenden Schmerzen, und beim Draufbeissen tut es weh.

In diesem Stadium ist auf dem Röntgenbild noch nichts zu sehen. Erst wenn sich durch die Entzündung der Kieferknochen an der Wurzelspitze verändert hat, sieht man um die Wurzelspitze einen dunklen Kreis. Der Mediziner sagt dazu "Aufhellung" - nur falls du das mal hörst. Die Aussage, "man kann nicht dahinter gucken", ist also richtig.

Die kalte Watte am Zahn nennt sich Kältetest und ist ein erster Hinweis, dass der Nerv tot ist. Wenn dann der Zahnarzt den Zahn so weit aufgebohrt hat, dass der Nervkanal offen ist (sonst wäre er mit der Feile nicht in den Nervkanal gekommen) ohne dass es weh getan hat, dann ist der Nerv wirklich abgestorben. Und wenn es nicht geblutet hat, ist auch das Blutgefäß abgestorben. Aber: Die Pulpa ist eine "Abzweigung" von dem Unterkiefernerv, der vom Kieferwinkel bis zur vorderen Mitte der Zähne verläuft. In den Zahn gelangt diese Abzweigung durch das Loch in der Wurzelspitze. Versucht nun der ZA den Wurzelkanal mit einer Feile zu säubern, also die abgestorbene Pulpa zu entfernen, muss er mit der Feile bis zum Loch in der Wurzelspitze kommen. Und da ist die Entzündung im Kieferknochen, die tut weh.

Dann also eine Betäubungsspritze. Dummerweise wirkt die Spritze aber im entzündeten Gewebe nicht richtig. Dann der Versuch, das Betäubungsmittel direkt in den Wurzelkanal zu geben. Hat auch nicht richtig gewirkt.

Wenn der ZA nun meint, der Zahn sei nicht mehr zu erhalten, bedeutet das, dass der Zahn gezogen werden muss. Aber da die Spritze nicht wirkt, geht das nicht. Das einzige, was man in diesem Fall machen kann, man lässt den Zahn offen. Würde man in den Zahn eine Füllung machen, dann würden sich die Bakterien unter Luftabschluss schlagartig vermehren, du bekämst höllische - klopfende - Schmerzen, aus der Entzündung an der Wurzelspitze wird eine Vereiterung, deine Wange würde an der Stelle anschwellen = "dicke Backe".

In den aufgebohrten Zahn können sich leicht Essensreste festsetzen, das hätte dann den gleichen Effekt wie eine Füllung. Aus diesem Grund hat der ZA Watte in das Loch getan. Die verhindert, dass sich das Loch zusetzt, ist aber gleichzeitig so durchlässig, dass die Fäulnisgase entweichen können. Wenn die Watte sich etwas auflöst, schadet das nicht. Fällt sie ganz heraus, kannst du auch selbst etwas Watte in den Zahn tun, oder du gehst nochmal zum ZA.

So wie du es geschildert hast, ist es die fachgerechte Behandlung. Passieren kann weiter nichts, du kannst die 2 Wochen mit Watte im Zahn überbrücken. Der Nerv im Zahn ist definitiv tot, und durch das Loch in der Wurzelspitze kann die Watte nicht rutschen.

Ich nehme an, du bist jetzt erst mal schmerzfrei. Solltest du wieder Schmerzen bekommen, geh bitte unverzüglich zum ZA. Er kann dir dann gegen die Entzündung ein Antibiotikum verschreiben - falls du nicht schon eins für die 14 Tage bekommen hast.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hilfmir1998 
Beitragsersteller
 11.08.2021, 12:49

Ist es schlimm wenn die Watte nicht steril war?

Gestern Abend hab ich sie rein getan, morgen früh wird der Zahn gezogen.

mariontheresa  11.08.2021, 13:00
@Hilfmir1998

Was glaubst du, was sich alles an Keimen in deinem Mund befindet 🙄 . Sterile Watte ist da völlig sinnlos.

Hilfmir1998 
Beitragsersteller
 11.08.2021, 13:09
@mariontheresa

Danke für die schnelle Antwort :D

Dann denk ich mal dass das morgen klappen sollte. Zahn tut nicht weh, nur im Inneren, wenn ich auf die Watte drücke, oder im Zahninnerren gegen den Zahn drücke, tut es ein bisschen „weh“

Kann es kaum erwarten. Entweder nehm ich Sedierung oder nur Betäubung.

mariontheresa  11.08.2021, 23:24
@Hilfmir1998

Betäubung reicht. Ist doch nur ein normaler Backenzahn. Sei ein Mann. Oder nee, lieber nicht. Männer sind wehleidiger 😭

DAS IST EIN WITZ

Hilfmir1998 
Beitragsersteller
 06.07.2021, 08:49

Danke für die Antwort.

Wäre der einzige Schritt von meinem üblichen Zahnarzt nun, den Zahn zu ziehen, oder kann er es nochmal versuchen?

Der Vertretungsarzt hat auch nicht die Betäubung ins Zahnfleisch unter dem Zahn gespritzt, sondern dort wo früher ein Weißheitszahn war, also hinter den Zahn.

Vielleicht war das auch eine Ursache/ein Fehler?

Hilfmir1998 
Beitragsersteller
 06.07.2021, 10:10
@Hilfmir1998

Nicht nur das, sondern wenn der Kieferknochen wirklich entzündet ist/ im Kieferknochen wirklich eine Entzündung ist, muss diese doch behandelt werden,oder nicht?

Oder geht das von selber weg? Ich hätte jetzt gedacht ich krieg dann ein Medikament oder muss operiert werden, bevor der Knochen sich verschiebt oder auflöst.

Als Laie sehe ich nur die Möglichkeit, dass sich das beruhigt und mein behandelnder Zahnarzt das betäubt und gerettet kriegt, oder eine Wurzelspitzenresektion, oder er muss ihn wirklich ziehen.

Seit gestern habe ich hinundwieder ein Ziehen in der Stirn, der Lymphknotwn ist deutlich verkrampft und müde fühle ich mich auch. Hoffe das kommt nur von der Behandlung.

mariontheresa  09.07.2021, 01:15
@Hilfmir1998

Eine Entzündung im Kieferknochen wird mit Antibiotika behandelt. Wenn der Zahn wurzelgefüllt und mit einer Füllung verschlossen ist, kommen keine Keime mehr durch das Loch in der Wurzelspitze in den Kieferknochen. Die Entzündung heilt dann meistens aus.

So lange der Zahn offen ist, heilt das nicht von alleine aus.

Der Kieferknochen verschiebt sich nicht, und er löst sich auch nicht auf. Bei einer Entzündung wird der Knochen an der Stelle nur für die Röntgenstrahlen etwas durchlässiger, deswegen sieht die entzündete Stelle auf dem Röntgenbild etwas dunkler aus.

Heilt die Entzündung nicht aus, kann man versuchen, den Zahn durch eine Wurzelspitzenresektion zu erhalten. Ob das machbar ist, muss dein ZA entscheiden.

So wie du deine Zahnbehabdlung bis jetzt beschreibst, ist ein Zusammenhang mit dem geschwollenen Lymphknoten und der Müdigkeit eher unwahrscheinlich.

Da streiten sich die Mediziner, die einen sagen Zahn muss zu und andere sagen nicht. Würde auch sagen du kannst mit Watte rumlaufen.

Ich selber habe nun mehrere Wurzelkanalbehandlungen hinter mir, eine sogar beim Spezialisten, und bislang eigentlich immer gehört - entweder es klappt oder nicht. Selber der Spezialist meinte er könne nix garantieren UND wenn der (schon tote) Zahn einen Riss in der Füllung hat tut das nicht zwingend was zur Sache. Also geht offen wohl. Einen Zahn konnten die auch in der Endo-Klinik nicht retten und unter 350€ kommste beim Endodontologen nicht weg. Eher aufwärts.

Jetzt hab ich mich auch mal für die "Offen-Lassen-Methode" entschieden bei einem Arzt der in der Kammer angesehen ist. Der wird es vermutlich auch nicht ganz falsch machen.

Wenn es schlimmer wird geh zum Notdienst.

Die Zähne tun auch weh, wenn der Zahnarzt den Nerv nicht komplett entfernen konnte. Das ist ne ziemlich filigrane Arbeit.

Ziehen ist nicht das Schlimmste. Ich hab seit November Schmerzen weil irgenwas ist und gefrickelt wird.

Kommt drauf an wieviel Muße Du hast. Wenn Du sonst immer zufrieden mit deinem Arzt warst ist das auch ne Abwägungssache ob Du dir bei anhaltenden Schmerzen noch weitere Meinungen holen willst oder machst was er rät.

Es gäbe auch noch die chirugische Variante mit der Resektion. Frag ggf. Deinen Arzt danach ob er auch zum Chirugen überweist.

Ich hab mir viele angesehen, weil ich mit dem Nachfolger meiner Praxis, wo ich 20 Jahre war, eh unzufrieden war.

Ich hatte das auch. Ich habe mir aber immer ein kleines Stückchen Klopapier gefaltet und in den Zahn gesteckt, wenn ich etwas essen wollte. Ansonsten ließ ich den Zahn offen. Dann kann das Sekret ablaufen. Der Zahn darf erst wieder verschlossen werden, wenn das gut abgeheilt ist. Ich hatte es 2x von meinen 4 Behandlungszähnen, dass der Zahn zu war und dann wieder anfing zu schmerzen. Dann musste außen das Zahnfleisch aufgeschnitten werden und das ist richtig scheußlich!

Ich habe immer wieder gespült mit Salviathymol (paar Tropfen aufs Glas Wasser), das bekommst du in der Apotheke (online günstiger) und ist ein Supermittel! Ich kaufe es beinahe literweise und verschenke es an Freunde, habe es immer dabei; es wirkt auch gegen Halsweh und Husten, am besten wenn gleich zu Anfang genommen (1 Tropfen in den Hals, wenn man zu bequem ist zum Gurgeln). Aber auch später hilft es noch.

Kannst auch die Zähne damit putzen, 1 Tr. auf die feuchte Zahnbürste.